Platz für bis zu 50 junge Waldfreunde
Mit dem Jugendwaldheim Rotenburg, im südlichen Niedersachsen unweit von Göttingen gelegen, bieten die Niedersächsischen Landesforsten Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit, den Lebensraum Wald im Rahmen von Walderlebnistagen und Jugendwaldeinsätzen aus nächster Nähe kennenzulernen und sich selbst an der Waldpflege, an der Pflanzung von Bäumen oder dem Bau von Zäunen oder Hochsitzen zu versuchen. Die Einrichtung ist eines von insgesamt 11 Waldpädagogikzentren in Niedersachsen. Die Waldanlage ist dezentral als kleines Hüttendorf angelegt und in insgesamt 21 Gebäudeeinheiten gegliedert. In 13 Schlafhütten bietet das Jugendwaldheim Platz für 44 Kinder und Jugendliche sowie vier Lehrer oder Betreuer. Hinzu kommen zwei Sanitärhäuser mit WCs, Dusch- und Waschräumen, eine Hütte mit Tagungsraum, ein zentraler Speiseraum, eine Grillhütte, die ebenfalls als „grüner Tagungsraum“ nutzbar ist, sowie Neben- und Wirtschaftsräume.
Alternative zur bisherigen Elektroheizung
In der Vergangenheit wurde die Anlage mit Elektro-Heizkörpern beheizt. Von November bis März waren die Räume bei niedrigen Temperaturen nur sehr eingeschränkt nutzbar, da die Wärmeausbeute der Elektroheizung nicht ausreichend war. Die Heizkosten waren dennoch exorbitant hoch. Eine naheliegende Alternative für die Niedersächsischen Landesforsten war die Umstellung auf eine Biomasseheizung. Aufgrund der dezentralen Gebäudeanordnung entschied man sich für den Aufbau eines Nahwärmenetzes, das über eine zentrale Hackschnitzel-Heizanlage versorgt wird.
Hackschnitzel-Kessel mit Industrie-Raumaustragung
Als Herzstück der Anlage ist ein Biokompakt ECO 80 Biomassebrenner eingesetzt, der einen Leistungsbereich von 24 bis 78 kW abdeckt. Er wird mit Hackschnitzeln aus einem Siloraum mit ca. 38 m3 über eine Biokompakt Raumaustragung Typ Industrie mit einem Rührwerk von 3 m Durchmesser beschickt. Gesteuert wird die gesamte Anlage über das intelligente Energiemanagement „Biokompakt 11133“. Es kommuniziert über Kabelbusverbindung mit dem Kessel und fordert Wärme je nach tatsächlichem Bedarf an. Zugleich regelt das System die Vorlauftemperatur in Abhängigkeit von der aktuellen Außentemperatur und verbessert damit die Energieeffizienz des gesamten Systems. Das System ist für Anlagen wie das Jugendwaldheim sehr gut geeignet, da es flexibel und auch ohne Programmierkenntnisse leicht konfigurierbar ist. Es arbeitet mit Klartextanzeige statt mit Balken oder anderen Symbolen und erleichtert dem Nutzer damit die Bedienung.
Fünf Pufferspeicher für Heizung und Warmwasser
Der Kessel versorgt zunächst zwei große Pufferspeicher mit je 1.500 l Fassungsvermögen mit Temperaturen zwischen 75 und 80 °C. Für die Warmwasserversorgung stehen dezentral drei weitere Pufferspeicher mit je 1.000 l Inhalt bereit, die ebenfalls mit 75 bis 80 °C beschickt werden. Die Anbindung der Gebäudeelemente erfolgt über Fernwärmeleitungen im Boden des Geländes. Heizung und Warmwassersystem sind vom Kessel aus mit separaten Leitungen angebunden.
Cleveres Energiemanagement optimiert Energieverbrauch
Die Versorgung der Warmwasserstationen und der Heizung wird ebenfalls über das Energiemanagement geregelt. Beide werden entweder über die zwei zentralen Pufferspeicher oder, wenn deren Wärme nicht mehr ausreicht, direkt über den Brenner versorgt. Der Kessel startet daher nur noch bei Bedarf selbsttätig.
Frischwassermodule versorgen je 4 Duschen und 5 Waschtische
Das warme Wasser für je 4 Duschen und 5 Waschtische in drei Sanitärräumen erzeugt in den drei dezentralen Pufferspeichern je ein Biokompakt Frischwassermodul FWM 35 nach Bedarf. Da es durch dessen Durchlauferhitzer-Prinzip nicht zu Stagnationen im erwärmten Trinkwasser kommen kann, ist die Legionellengefahr sicher gebannt, selbst wenn die Anlage oder Teile davon über einen längeren Zeitraum nicht genutzt werden. Von der Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit der Frischwassermodule zeigt sich Dieter Schulenburg von der planenden und bauausführenden Installationsfirma Schulenburg beeindruckt: Obwohl nur 3 Frischwassermodule den Warmwasserbedarf von bis zu 50 Personen decken müssen, beweisen sie laut Schulenburg auch im Dauereinsatz eine äußerst hohe Zuverlässigkeit.
Deutlich gesunkene Energiekosten
Die Betriebskosten des Jugendwaldheims haben sich durch die Umstellung von Elektroheizung auf Biomasse deutlich verringert. Für den Betrieb von März bis Oktober belief sich die Stromrechnung bisher laut Jörg Sonnabend, Leiter der Jugendeinrichtung, auf rund 1.000 Euro im Monat. Heute kommt die Einrichtung mit sechs Containerlieferungen Hackschnitzel à 35 m3 pro Jahr aus, die Gesamtkosten belaufen sich somit aktuell auf rund 7.500 Euro im Jahr. Trotz des etwas höheren Pflegeaufwands für die Kesselreinigung und Überwachung würde Sonnabend die Umstellung jederzeit wieder vornehmen.
