Die Kreuzfahrtschiffe der führenden 
Anbieter werden sauberer, allerdings gibt es immer noch zu wenig 
Schiffe mit umweltfreundlicher Abgastechnik. Zu diesem Ergebnis kommt
das aktuelle Kreuzfahrt-Ranking des NABU, das am heutigen Donnerstag 
in Hamburg vorgestellt wurde. Untersucht wurden die neu geplanten 
Schiffe bis 2020. Die Wertung beruht auf Analysen jüngster 
Entwicklungen auf dem europäischen Markt mit Blick auf die 
Umweltverträglichkeit einzelner Schiffe. Maßgeblich dafür war neben 
der verwendeten Treibstoffart auch die geplante Abgastechnik sowie 
andere schadstoffreduzierende Maßnahmen. Bei der Vorstellung des 
Rankings begrüßten Vertreter vom NABU Bundesverband und dem NABU 
Hamburg einerseits die Bereitschaft einiger Anbieter wie AIDA und 
Costa Cruises, das gravierende Abgasproblem ihrer Schiffe endlich in 
den Griff bekommen zu wollen. Sollten die Schiffe wie angekündigt in 
den nächsten Jahren auf den Markt kommen, hätten sie weltweiten 
Vorbildcharakter für die Seeschifffahrt. Scharf kritisierten die 
Umweltschützer hingegen die fortdauernde Verweigerungshaltung 
wesentlicher Marktgrößen wie Royal Caribbean und MSC.
   NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Die Branche befindet sich
am Scheideweg, spätestens jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.Wer 
heute noch die Investitionen in Abgastechnik und höherwertigen 
Kraftstoff scheut, handelt absolut fahrlässig. Es kann nicht sein, 
dass weite Teile der Industrie ein gutes Geschäft auf Kosten von 
Umwelt, Klima und menschlicher Gesundheit machen und sich wegducken, 
wenn es um die Übernahme von Verantwortung geht.“ Gerade erst vor 
wenigen Wochen habe eine Studie des Helmholtz-Insituts nochmals die 
massiven Gesundheitsschäden belegt, die von Schiffsabgasen für die 
menschliche Gesundheit ausgehen. Die Anbieter an der Spitze des 
Rankings bewiesen hingegen, dass technische Lösungen bereitstünden, 
um die Schadstoffbelastung der Schiffe deutlich zu reduzieren. Ziel 
müsse nun sein, diese Technologien flächendeckend bei allen neuen 
Schiffen einzusetzen.
   Ein Blick auf das Ranking zeigt, dass sich AIDA an der Spitze 
behaupten konnte. Bereits im letzten Jahr waren die Schiffe „Prima“ 
und „Mia“ die beiden Neubauten mit der besten Abgastechnik. Nun aber 
hat AIDA vor Kurzem angekündigt, dass zwei noch namenlose Neuzugänge 
erstmals komplett auf Schweröl verzichten und stattdessen mit 
umweltfreundlicherem Flüssiggas (LNG) betrieben werden sollen, das 
nahezu ohne die Entstehung schädlicher Luftschadstoffe wie Feinstaub,
Ruß und Schwefeloxiden verbrannt werden kann. Allein die vom 
italienischen Mutterkonzern Costa in Auftrag gegebenen, baugleichen 
Schiffe können hier mithalten und teilen sich dementsprechend die 
Führungsposition mit AIDA. Abgesehen davon halten alle anderen 
Anbieter aber nach wie vor am Betrieb mit giftigem Schweröl fest und 
investieren allenfalls dann in Abgastechnik, wenn gesetzliche 
Bestimmungen sie dazu zwingen. So investierten fast alle Reeder in 
Abgaswäscher, so genannte Scrubber, um auch nach Inkrafttreten 
verschärfter Schwefelgrenzwerte in Nord- und Ostsee weiterhin mit 
Schweröl fahren zu können. Mit selbstlosem Einsatz für den Umwelt- 
und Gesundheitsschutz, wie es entsprechende Pressemeldungen gerne 
verlautbaren lassen, hat diese Maßnahme hingegen nichts zu tun. Aus 
Sicht des NABU muss die Schifffahrt insgesamt weg vom Schweröl, das 
nicht nur zum massiven Ausstoß von Luftschadstoffen führt, sondern im
Falle von Havarien auch Umweltkatastrophen gewaltigen Ausmaßes 
verursachen kann.
   Insbesondere die Schlusslichter wie MSC Cruises, Royal Caribbean, 
Viking Ocean oder Norwegian Cruises sehen trotz massiver 
Umweltauswirkungen offenbar keinerlei Veranlassung, ihre Neubauten 
mit Systemen zur Abgasreinigung auszurüsten oder auf schwefelarmen 
Kraftstoff umzusteigen. Dabei führt das derzeitige Branchenwachstum 
und die damit verknüpfte Zunahme von Schiffsanläufen auch in 
Hafenstädten wie Hamburg zu massiven Abgasproblemen.
   Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik des NABU Hamburg: „Um die 
zunehmende Abgasbelastung durch Kreuzfahrtschiffe gerade in der Nähe 
von Wohngebieten einigermaßen in den Griff zu bekommen, hat die Stadt
Hamburg entschieden, das Terminal Altona für mehrere Millionen Euro 
mit einen Landstromanschluss auszustatten sowie die landseitige 
Infrastruktur der LNG-Barge am Terminal Hafencity zu finanzieren. 
Abgesehen von der Frage, ob solche Investitionen aus Steuermitteln 
bestritten werden sollten, müssen nun die Reeder den dort 
bereitgestellten Strom im Hafen auch abnehmen, damit die 
Schiffsmotoren wenigstens für die Liegezeit im Hafen abgeschaltet 
werden können. Landstrom ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn dieser
aus erneuerbaren Energien bereitgestellt wird. Trotzdem müssen 
Schiffe mit Stickoxid-Katalysatoren und Partikelfiltern zur 
Reduzierung von Dieselruß und Feinstaub ausgerüstet werden, wie das 
auch für Autos und Lkw seit Jahren Standard ist. Denn wenn der 
Stecker von der Landstromanlage gezogen wird, stößt  jedes Schiff 
weiter gesundheitsschädliche Emissionen im Hafen und auf der Elbe 
aus.“
Weitere Informationen:
www.nabu.de/kreuzfahrtranking-2015.html
www.NABU.de/Schiffe
Pressekontakt:
Daniel Rieger, Referent Verkehrspolitik NABU-Bundesverband, Tel. +49 
(0)30.284984.1927, Mobil +49 (0)174.1841313 E-Mail: 
Daniel.Rieger@NABU.de
Malte Siegert, Leiter Umweltpoltik NABU Hamburg, Tel. +49 (0)40. 
69708915,  Mobil +49 (0)1739373241 E-Mail: siegert@NABU-Hamburg.de
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