Am 19. Januar gehen Zehntausende bei der „Wir haben
es satt!“-Demonstration für eine ambitionierte Agrarreform auf die 
Straße. Heute fordern Bauern, Wissenschaftler und Vertreter der 
Zivilgesellschaft in Berlin, dass der Agrarindustrie endlich der 
Geldhahn abgedreht werden muss. Die 60 Milliarden Euro an jährlichen 
EU-Agrargeldern müssen künftig Höfesterben, Klimaüberhitzung und 
Artensterben stoppen, anstatt diese Effekte der industriellen 
Landwirtschaft zu beschleunigen. Besonders in der Verantwortung steht
dabei Bundesagrarministerin Julia Klöckner. Sie darf die wichtigen 
Zukunftsthemen nicht weiter ignorieren und muss dafür sorgen, dass 
mit Steuergeld nur noch enkeltaugliche Landwirtschaft honoriert wird.
   „Wir haben es satt!“-Sprecherin Saskia Richartz verlangt einen 
Stopp der fatalen Subventionspraxis, bei der Milliardenbeträge direkt
an industrielle Großbetriebe weitergeleitet werden:
   „Ministerin Klöckner, jetzt heißt es liefern statt labern. Wenn 
2019 bei der EU-Agrarreform die Milliarden Agrarsubventionen neu 
verteilt werden, muss klar sein: keinen Cent mehr für die 
Agrarindustrie! Steuergeld muss bäuerliche Betriebe unterstützen, die
Umwelt und Klima schützen und unsere Rinder, Schweine oder Hühner gut
halten!“
   Lucas Lütke Schwienhorst (Bio-Bauer vom Gut Ogrosen in 
Brandenburg) ist direkt vom Klimawandel betroffen und hat Deutschland
auf Einhaltung der Klimaschutzziele verklagt:
   „Erst Überschwemmungen, dann extreme Dürre – wir Bauern merken die
Klimakrise auf unseren Äckern und Wiesen als Erste. Wir passen uns 
den klimatischen Veränderungen an und ackern nachhaltig, sind aber 
auf konsequenten Klimaschutz angewiesen. Weil die Bundesregierung 
diesen wieder einmal vertagt, verklage ich sie zusammen mit anderen 
Bauern.“
   Der eingeladene Experte Dr. Benjamin Bodirsky (Potsdam-Institut 
für Klimafolgenforschung) schlägt angesichts der kommenden Heißzeit 
ein Ende der Pauschalzahlungen vor:
   „Fakt ist: Die Klimafolgen für die Landwirte können nur dann 
vermieden werden, wenn auch die Landwirtschaft ihren Beitrag zum 
Klimaschutz leistet. Aus Sicht der Wissenschaft ist es entscheidend, 
dass die Bundesregierung klimaschonend arbeitenden Landwirten einen 
Wettbewerbsvorteil verschafft. Anstelle von undifferenzierten 
Pauschalzahlungen brauchen wir eine Steuer auf umweltschädliche 
Stickstoffüberschüsse und finanzielle Anreize für Landwirte, die 
Bodenkohlenstoff in der Humusschicht aufbauen.“
   Phillip Brändle von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche 
Landwirtschaft (AbL) nimmt die Bundeslandwirtschaftsministerin in die
Pflicht und verlangt eine weitsichtige EU-Agrarreform:
   „Wir Bauern erwarten, dass Ministerin Klöckner endlich ihrer 
Verantwortung gerecht wird und selbst Agrarpolitik gestaltet, statt 
dem Handel und der Industrie das Feld zu überlassen. Bei der 
EU-Agrarreform heißt das: Fördern Sie den Umbau der Ställe, 
unterstützen Sie umwelt- und klimaverträglichen Ackerbau und sichern 
Sie den Erhalt von Höfen statt Landbesitz zu subventionieren.“
   Sabine Werth von der Berliner Tafel fordert ein Ende der 
Lebensmittelverschwendung und erwartet von der Politik, gutes Essen 
für alle zu garantieren:
   „Wir produzieren im Überfluss. Ein Drittel der Lebensmittel landet
im Müll und gleichzeitig sind immer mehr Menschen auf die Tafeln 
angewiesen. Wenn Essen künftig nur noch auf dem Teller landen würde, 
wäre nicht nur den Menschen, sondern auch dem Klima geholfen. Ich 
warte schon seit Jahrzehnten, dass die Politik endlich aus dem Quark 
kommt. Solange das nicht passiert ist, müssen sich alle selbst 
fragen, was und wie sie essen.“
Hintergrund zur Demonstration:
   Die „Wir haben Agrarindustrie satt!“-Demonstration wird von 
Tausenden Bäuerinnen und Bauern – konventionell und bio – getragen, 
von denen etliche mit ihren Traktoren aus dem gesamten Bundesgebiet 
anreisen. Zusammen mit rund 100 Organisationen aus der 
Zivilgesellschaft treten sie für eine Landwirtschaft und 
Lebensmittelpolitik ein, in der Bauern fair entlohnt werden und sich 
alle Menschen gesund ernähren können.
   Die Demonstration am 19.1. beginnt um 12 Uhr am Brandenburger Tor 
und zieht zum Agrarministergipfel, wo die Teilnehmer mit einem 
unüberhörbaren Kochtopf-Konzert eine gerechte EU-Agrarreform und mehr
Mut für die Agrarwende fordern. Alle Menschen, die sich für gute 
Landwirtschaft und gesundes Essen einsetzen, sind herzlich willkommen
teilzunehmen. Weitere Informationen: www.wir-haben-es-satt.de
Hintergrund zur EU-Agrarreform:
   Mit jährlich 60 Milliarden Euro bestimmt die EU-Agrarpolitik 
(GAP), welche Landwirtschaft sich in Europa lohnt. Aktuell 
profitieren dabei vor allem Landbesitzer: In Deutschland erhält das 
obere, flächenreichste Prozent (3.300 Betriebe) eine Milliarde Euro 
im Jahr, während die unteren 62 Prozent (200.000 Betriebe) sich 700 
Millionen Euro teilen. Das Ergebnis der verfehlten Agrarpolitik: 
Bauernhöfe müssen schließen, Artenvielfalt schrumpft und es ist zu 
viel Nitrat im Wasser. Selbst der Wissenschaftliche Beirat des 
Bundeslandwirtschaftsministeriums dringt auf einen raschen 
Kurswechsel.
   Alle sieben Jahre wird die GAP reformiert, derzeit verhandeln 
Mitgliedstaaten und EU-Parlament über die Agrarförderung nach 2020. 
Für die nächste Förderperiode muss das Prinzip „öffentliches Geld für
öffentliche Leistungen“ gelten: Bauern sollten für besondere 
gesellschaftliche Leistungen auf dem Acker und im Stall staatliche 
Unterstützung erhalten. Hierzu zählen u.a. der Schutz des Wassers, 
der Erhalt fruchtbarer Böden, die Sicherung der Artenvielfalt und 
eine artgerechte Tierhaltung.
Für Rückfragen:
Saskia Richartz, „Wir haben es satt!“-Sprecherin, Mobil: 
0177-8905054, E-Mail: richartz@meine-landwirtschaft.de
Lucas Lütke Schwienhorst, Bio-Bauer vom Gut Ogrosen, Mobil: 
0151-51245795, E-Mail: info@gut-ogrosen.de
Phillip Brändle, Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche 
Landwirtschaft (AbL), Mobil: 0163-9709645, E-Mail: 
phillip.braendle@posteo.de
Dr. Benjamin Bodirsky, Agrarökonom am Potsdam-Institut für 
Klimafolgenforschung, Tel.: 0331-2882507, E-Mail: 
presse@pik-potsdam.de 
Sabine Werth, Vorsitzende der Berliner Tafel, Mobil: 0172- 3137005, 
E-Mail: werth@berliner-tafel.de
Pressekontakt:
Christian Rollmann, „Wir haben es satt!“-Pressesprecher, Mobil: 
0151-51245795, E-Mail: presse@meine-landwirtschaft.de
Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell
