Mit der Einigung auf das Gesetz, das den künftigen 
Umgang mit dem Atommüll regelt, kommt die Politik den Konzernen weit 
entgegen – zu weit.
   Zwar ist es im Grundsatz nachvollziehbar, das Geld für die 
Endlagerung plus Sicherheitszuschlag lieber jetzt zumindest teilweise
zu sichern, als später nach einer möglichen Insolvenz der 
AKW-Betreiber gar nichts mehr zu bekommen. Doch der Staat bietet den 
Unternehmen bei diesem Deal viel: Indem die Steuerzahler das Risiko 
für künftige Kostensteigerungen bei der Atommülllagerung übernehmen, 
bekommen die Konzerne finanzielle Sicherheit, auf die sie dringend 
angewiesen sind.
   Es wäre das Mindeste, dass sie im Gegenzug sämtliche Klagen gegen 
die Bundesregierung zurückziehen. Doch dazu sind sie nicht bereit. 
Gestoppt wurden nur jene Verfahren, bei denen es um wenig Geld geht. 
Die beiden potenziell teuren Prozesse – die Verfassungsklage gegen 
die Brennelementesteuer und Vattenfalls Verfahren gegen den 
Atomausstieg vor einem Schiedsgericht – laufen weiter. Und diese 
Frechheit nimmt die Politik einfach hin.
   Zwar beteuern Union, SPD und Grüne, dass in den weiteren 
Verhandlungen zwischen Regierung und den Konzernen ein Ende dieser 
Klagen erreicht werden soll. Doch wenn den Parteien wirklich daran 
gelegen wäre, dann hätten sie die Klagerücknahme zur Bedingung für 
die Verabschiedung des Gesetzes machen müssen.
   Stattdessen bleibt es nun bei einem unverbindlichen Wunsch, den 
die Bundesregierung leicht ignorieren kann – und vermutlich auch 
wird. Denn dieselbe Regierung, die die Konzerne nun zur Rücknahme der
Klage gegen die Brennelementesteuer bewegen soll, stellt diese Steuer
zum Jahresende ohne jeden sachlichen Grund ein und verzichtet damit 
auf Milliardeneinnahmen. Trotz aller Einigkeit über den Atomausstieg 
halten Teile der Koalition weiter ihre schützende Hand über die 
Konzerne.
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