Welchen Beitrag das Brennstoffzellenauto zum Schutz
unserer Umwelt und unserer Ressourcen leisten kann, hängt davon ab, 
wie viele davon auf den Straßen fahren werden. Und dies wiederum 
hängt davon ab, wie viele Kunden es sich werden leisten können.
   Platin spielt wegen seiner elektrochemischen Eigenschaften eine 
zentrale Rolle als Katalysator in vielen chemischen Prozessen, auch 
in Brennstoffzellen, und einen adäquaten Ersatz gibt es bisher nicht.
Da dieses Edelmetall teuer ist (aktuell ca. 34 EUR/g), steht es im 
Verdacht, maßgeblich zum derzeit noch hohen Preis von 
Brennstoffzellenautos beizutragen. Der DWV hält es für angebracht, an
dieser Stelle ein paar falsche Ideen richtigzustellen, die kürzlich 
durch die Medien gingen.
   Obwohl es in der Natur neuer Produkte und Verfahren liegt, dass 
sie zu Anfang immer teurer als die eingeführten sind, haben die 
Fahrzeughersteller im Laufe weniger Jahre die Kosten für diese Autos 
schon um Größenordnungen gesenkt. Wenn die Markteinführung beginnt, 
was bei asiatischen Herstellern bereits nächstes Jahr sein soll, 
müssen die Preise denen herkömmlicher Autos vergleichbar sein.
   Auch beim Platinbedarf der Brennstoffzellen für Autos hat sich 
viel getan. Noch im Jahre 2007 musste man beim HydroGen4 von General 
Motors für einen Antrieb mit einer Leistung von 100 kW mit bis zu 80 
g Platin rechnen. Das gleiche System heute umgesetzt würde mit etwa 
der Hälfte auskommen. Somit stecken heute zwischen 1000 und 1500 EUR 
für das Katalysatormaterial im Brennstoffzellenauto. 2020 will man 
die Marke von 15 g erreichen, für die Kommerzialisierung im großen 
Maßstab (bis 2025) werden weniger als 10 g angepeilt. 2025 wäre man 
dann bei Zielerreichung und bei gleich bleibenden Preisen bei maximal
300 bis 350 EUR.
   Somit kann man schon heute nicht davon reden, dass das Platin der 
alleinige Kostentreiber ist. In einer Brennstoffzelle stecken noch 
zahlreiche andere High Tech-Materialien, angefangen bei den Membranen
bis zu den Bipolarplatten. Alle diese Komponenten werden erst durch 
die Massenfertigung deutlich billiger werden.
   Nun hat ja die Katalyse keineswegs erst mit der Brennstoffzelle 
Einzug in die Autoindustrie gehalten. Wegen der Vorschriften zur 
Luftreinhaltung sind die heutigen Autos mit Verbrennungsmotor alle 
mit Abgaskatalysatoren ausgerüstet. Ein Benzinauto mit 
Vierzylindermotor, das 100 kW leistet und die Euro-VI-Norm erfüllt, 
benötigt etwa 2,5 g eines Palladium/Rhodium-Katalysators. Das aktive 
Material hat einen Preis von knapp 50 EUR. Bei strenger werdenden 
Vorschriften in Europa könnte auch hier der Einsatz von Platin 
erforderlich werden. Ein Dieselauto mit entsprechendem Motor benötigt
etwa 8 g eines Platin/Palladium-Katalysators, wobei der Platinanteil 
bei knapp 7 g liegt. Dieses Material schlägt mit etwa 240 EUR zu 
Buche. Auch diese Menge könnte je nach Abgasgesetzgebung steigen. Ein
Brennstoffzellenauto erzeugt natürlich gar kein Abgas – nur warme und
feuchte Abluft.
   Daraus folgt, dass zumindest in zehn Jahren der Platinbedarf für 
Autos mit Verbrennungsmotor dem für solche mit Brennstoffzelle 
ähnlich werden wird. Und auch Palladium und Rhodium sind keineswegs 
billig.
   Aber vielleicht ist ja in zwanzig Jahren das Platin auch gar kein 
Thema mehr. Wissenschaftler rund um die Welt beschäftigen sich damit,
Katalysatoren aus unedlen Metallen oder organischen Stoffen zu 
entwickeln, die in der Leistung dem Platin ähnlich sind. Dabei sind 
beachtliche Fortschritte gemacht worden (über die der DWV in seiner 
Mitgliederzeitschrift regelmäßig berichtet). Zur Stunde gibt es noch 
keinen ernsthaften Herausforderer für Platin, aber durchaus eine 
Reihe möglicher Kandidaten.
   Die ersten Benzinautos Ende des 19. Jahrhunderts waren zunächst 
ein Spielzeug für reiche Technikenthusiasten, die sich eigentlich 
auch genug Pferde leisten konnten. Auch vom Brennstoffzellenauto kann
man redlicherweise nicht verlangen, von Anfang an das Massenprodukt 
zu sein. Die Kosten werden weiter sinken müssen. Das wird kein 
einfacher Prozess. Aber am Platin wird er gewiss nicht scheitern.
Pressekontakt:
Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband e. V.(DWV)
Dr. Ulrich Schmidtchen
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