Auf Deutschlands Äckern und Wiesen wird es 
immer stiller. Doch das Artensterben kann gestoppt werden, sofern die
EU-Agrarpolitik deutlich mehr Geld für den Naturschutz bereitstellt. 
Dies ist das Ergebnis einer Studie, die der NABU beim Institut für 
Agrarökologe und Biodiversität (ifab Mannheim) in Auftrag gegeben 
hat.
   Die Agrarökologen kommen zu dem Schluss, dass 50 Prozent der 
Gelder, die Landwirte aktuell als Direktzahlungen pro Hektar von der 
EU erhalten, künftig in die konkrete naturverträgliche 
Bewirtschaftung von Lebensräumen fließen müssen. Nur so werden 
Feldlerchen und Wildbienen ausreichend Platz finden. Für Deutschland 
bedeutet dies einen Finanzbedarf von etwa 2,4 Milliarden Euro 
jährlich.
   Der NABU fordert Bundesagrarministerin Julia Klöckner und ihre 
Kollegen in den Ländern auf, sich bei ihrem morgen beginnenden 
Treffen in Landau auf einen naturverträglicheren Kurs in der 
Agrarpolitik zu verständigen. Bereits kommende Woche muss Frau 
Klöckner Pläne mit nach Luxemburg bringen, wie sie die 
EU-Agrarförderung nachhaltiger gestalten will. Bislang blieb sie dazu
jeden Vorschlag schuldig. Und längst schlugen andere ihre Pflöcke 
ein: Vergangene Woche erst stimmte der EU-Agrarausschuss dafür, ab 
2021 noch weniger Geld für nachhaltig arbeitende Landwirte 
bereitzustellen als bisher.
   „Nochmal zehn Jahre eine solch zerstörerische Agrarpolitik und 
Insektensterben können wir uns nicht erlauben. Wir brauchen jetzt 
einen Kurswechsel. Für Landwirte muss es sich lohnen, unsere 
Lebensgrundlagen zu schützen“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Er 
warnte die Agrarminister davor, Fehler zu wiederholen und Probleme 
auf die lange Bank zu schieben – wie bei der Düngeverordnung. Die 
Quittung komme in Form von teuren Vertragsverletzungsverfahren und 
wachsendem Unmut der Bevölkerung.
   Die Studienautoren unterstreichen, dass in den vergangenen 
Jahrzehnten deutlich zu wenig für die Artenvielfalt in der 
Landwirtschaft getan wurde. Für ihre Untersuchung stellten sie nun 
die Anforderungen zusammen, wie typische Arten der Agrarlandschaft, 
wie Kiebitz, Feldlerche, Rebhuhn, Wiesenpieper sowie Acker- und 
Grünland-Wildkräuter, in ihrem Bestand gesichert und gefördert werden
können. Daraus leiteten sie die erforderlichen Maßnahmen sowie deren 
Flächenumfang und das notwendige Budget ab.
   Besonderes Augenmerk richteten sie dabei auf ein neues Instrument 
der EU-Agrarpolitik, die „Eco-Schemes“. Diese sind nach Ansicht der 
Studienautoren besonders geeignet, die Artenvielfalt flächendeckend 
zu erhöhen – und nicht nur punktuell. Nach den Plänen der 
EU-Kommission soll jeder Mitgliedstaat diese Maßnahmen anbieten. Für 
Betriebe sollen sie freiwillig sein, einfach umsetzbar und zudem 
attraktiv entlohnt. Sie sind als Teil der sogenanten „Ersten Säule“ 
geplant und demnach vollständig von der EU finanziert.
   Damit das neue Instrument auch tatsächlich zum Überleben von 
Agrarvögeln und Insekten beitragen kann, müssen wirksame Maßnahmen 
auf einem entsprechend hohen Flächenanteil umgesetzt werden – und 
zudem finanziell attraktiv sein. Laut Studie sollten mit den 
Eco-Schemes hocheffektive Maßnahmen auf mindestens 18 Prozent der 
Fläche im Ackerland und auf 28 Prozent der Wiesen und Weiden 
umgesetzt werden – zusammen genommen auf rund 3,5 Millionen Hektar in
Deutschland. Darüber hinaus sollte der Ökolandbau auf 1,7 Millionen 
Hektar gefördert werden.
   Konkret empfehlen die Studienautoren für das Ackerland, auf 15 
Prozent der Fläche Extensivgetreide oder Lichtäcker anzulegen und 
diese mit 400 Euro pro Hektar zu fördern. Auf weiteren drei Prozent 
sollten über- oder mehrjährige Blüh- und Brachestreifen entstehen, 
für die ein Landwirt eine attraktive Förderung von bis zu 750 Euro 
pro Hektar erhalten kann. Im Grünland sollten artenreiche und 
extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden sowie Streuobstwiesen mit 
350 bis 500 Euro pro Hektar unterstützt werden. Der Ökolandbau sollte
300 Euro erhalten.
   Insgesamt ergibt sich daraus ein Finanzbedarf von rund 2,4 
Milliarden Euro pro Jahr für die Eco-Schemes. Dies entspricht rund 
der Hälfte der Gelder, die derzeit als Direktzahlungen nach 
Deutschland fließen. Darüber hinaus müsse verpflichtend sein, dass 
alle Landwirte, die von Direktzahlungen profitieren, 
Landschaftselemente wie Hecken, Pufferstreifen und Brachflächen 
erhalten oder neu anlegen. Sollten all diese Maßnahmen umgesetzt 
werden, könnte Deutschland seine Biodiversitätsziele in der 
Agrarlandschaft erreichen.
   Der NABU sieht sich durch die Studienergebnisse in seiner 
Forderung bestätigt, dass im künftigen EU-Agrarhaushalt insgesamt 
mindestens 15 Milliarden Euro für den Naturschutz zur Verfügung 
stehen müssen und dass mindestens 50 Prozent der Ersten Säule dieses 
Ziel verfolgen. So könnten die ökonomisch, sozial wie ökologisch 
unsinnigen pauschalen Flächenprämien schnell in gute Anreize für mehr
Umweltschutz umgewandelt werden.
   Die ausführliche Studie zum Download: 
   www.NABU.de/gap-studie
   Weitere Informationen zu den Forderungen des NABU: 
   www.neueagrarpolitik.eu
   Kostenfreie Pressefotos: 
   www.NABU.de/pressebilder_landwirtschaft
Pressekontakt:
Angelika Lischka, NABU-Expertin für EU-Agrarpolitik, Tel. 
030-284984-1627, Mobil 0162-4372453, E-Mail: Angelika.Lischka@NABU.de
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