Nachwuchs gesichtet: Wildkätzchen im Wald lassen (FOTO)

In den kommenden Monaten wird es in Deutschlands Wäldern vermehrt
zur Sichtung junger Wildkatzen kommen. Der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) fordert Spaziergänger und Wanderer
auf, die Jungtiere nicht anzufassen oder gar mitzunehmen, auch wenn
sie scheinbar allein und mutterlos angetroffen werden.

„Immer wieder sammeln besorgte Tierfreunde in dieser Jahreszeit
junge Wildkätzchen auf, bringen sie zu Tierärzten, Schutzstationen
oder behalten sie einfach zu Hause. Davon raten wir dringend ab. Das
Muttertier ist in der Regel nicht weit weg, gerade kurz auf Mäusejagd
oder versteckt sich in unmittelbarer Nähe“, erläutert Friederike
Scholz, Wildtierexpertin des BUND. Zudem sei das Immunsystem der
Wildkatze und insbesondere der Jungtiere nicht gegen Infektionen mit
Hauskatzenkrankheiten gewappnet. Scholz rät: „Die Jungtiere sollten
wenn überhaupt nur kurz aus größerer Entfernung beobachtet werden.
Die Haltung von Wildkatzen in Privathaushalten ist darüber hinaus
verboten. Die Tiere landen dann bestenfalls in Schutzstationen.
Auswilderungen zurück in die freie Natur klappen leider nicht immer.
Daher gilt: bitte nicht anfassen oder stören.“ Wenn Spaziergänger
aber Zweifel haben, ist es sinnvoll, den BUND zu kontaktieren, und
die Stelle, an der die Kätzchen gesichtet wurden, mitzuteilen.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen kümmern sich dann darum“, so Scholz.

Häufig werden die grau-getigerten Wildkätzchen für Nachwuchs
verwilderter Hauskatzen gehalten. „Insbesondere junge Wildkatzen
sehen Hauskatzen zum Verwechseln ähnlich“, erläutert die
Wildtierexpertin. „Wenn sie älter werden, verblasst die Fellzeichnung
und sie sind durch ihren kräftigen Körperbau und den buschigen
Schwanz mit stumpfer, schwarzer Spitze als Wildkatze besser zu
erkennen.“

Die Wildkatze ist Tier des Jahres 2018. Für die Aufzucht ihres
Nachwuchses benötigen die scheuen Jäger Baumhöhlen, Totholz,
umgeworfene Wurzelteller und dichtes Gestrüpp als Versteck für ihre
Jungen. Das Sturmtief Friederike hatte Mitte Januar unzählige Bäume
entwurzelt und damit vielerorts ideale natürliche Wurf- und
Ruheplätze für die Wildkatze geschaffen. Fehlen diese, nutzen
Wildkatzenmütter immer wieder auch Holzstapel, sogenannte Holzpolter.
„Wenn Holzpolter oder vom Sturm geschaffene Verstecke in der
Aufzuchtzeit der Wildkätzchen abgeräumt werden, können junge
Wildkatzen leicht umkommen“, sagt Scholz. „Wir fordern deswegen
Förster und Waldbesitzer auf, die Chance für strukturreichere Wälder
zu nutzen und den Windwurf der Winterstürme – wo immer möglich – in
den Wäldern zu belassen. Bei der regulären Holzernte sollten die
Polter am besten erst im September beräumt oder das gewonnene Holz
sofort und ohne Zwischenlagerung im Wald abtransportiert werden, um
das Risiko für die gefährdete Wildkatze zu verringern.“

Erfreut zeigte sich die BUND-Wildtierexpertin über die gestiegene
Anzahl von Wildkatzen, war die scheue Wildkatze doch einst fast
ausgerottet. „Die größte Bedrohung für die Wildkatze ist und bleibt
die Zerschneidung und Verarmung ihres Lebensraums durch Ackerflächen,
Straßen und Siedlungen“, führt Scholz weiter aus. Damit die
isolierten Populationen und viele andere gefährdete Tiere eine
Überlebenschance haben, ist ein Netzwerk aus miteinander verbundenen
Wäldern notwendig.

Weitere Informationen:

Die Wildkatze ist vor allem in Mittel- und Südwestdeutschland
beheimatet, vermehrte Meldungen gibt es aber etwa auch aus Bayern
oder Sachsen. Eine druckfähige Karte zur Verbreitung der Wildkatze in
Deutschland finden Sie unter www.bund.net/wildkatzenfotos

Pressefoto Wildkätzchen: www.bund.net/wildkatzenfotos, © siehe
Fotobeschreibung

Die Forderungen des BUND zum Biotopverbund finden Sie hier:
http://ots.de/LjoIr9

Wer Wildkatzenjunge gesehen hat, kann dies dem „Rettungsnetz
Wildkatze“ des BUND melden: www.bund.net/wildkatzenkontakt

Pressekontakt:
Friederike Scholz, BUND-Wildtierexpertin, Tel. 030 275 86- 566,
E-Mail: Friederike.Scholz@bund.net, bzw. Sigrid Wolff,
BUND-Pressesprecherin, Tel.: 030-27586-425, E-Mail: presse@bund.net,
www.bund.net

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