Zum Internationalen Tag des Meeres am 8. Juni 
fordert der NABU die Bundesregierung und die Küstenbundesländer auf, 
die Meeresschutzgebiete in Nord- und Ostsee endlich ernsthaft 
umzusetzen und dadurch bedrohte Arten und Lebensräume besser zu 
schützen. „Angesichts der dramatischen Zahlen des 
Weltbiodiversitätsberichts zum Zustand der Natur können wir uns 
Schutzgebiete, die nur auf dem Papier existieren, nicht mehr leisten.
50 Prozent der Meeresschutzgebiete müssen zu nutzungsfreien Zonen 
werden. Die Hälfte der Natura-2000-Gebiete muss Schweinswalen, 
Seevögeln und Seegraswiesen vorbehalten sein“, sagt 
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
   Weltweit drohen laut Report des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) 
bis zu eine Million Arten auszusterben. Davon sind auch die Ozeane 
betroffen. Sie sind industrialisiert, verschmutzt und bereits auf 60 
Prozent ihrer Fläche stark geschädigt. Auch der Nord- und Ostsee geht
es nicht besser. Ein Drittel der Arten sind bedroht und stehen auf 
der Roten Liste. „Das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 kann in 
seiner heutigen Umsetzung Arten und Lebensräume nicht schützen. 
Selbst in den Meeresschutzgebieten wird flächendeckend gefischt, 
werden Rohstoffe abgebaut und für Gaspipelines der Meeresboden 
umgepflügt. Unser tägliches Handeln konterkariert europäische 
Naturschutzziele und sägt an dem Ast, auf dem wir sitzen“, kritisiert
NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff.
   In einer Naturbewusstseinsstudie des Bundesamtes für Naturschutz 
hatten sich 93 Prozent der Menschen für mehr Meeresschutzgebiete 
ausgesprochen. Mehr als 90 Prozent meinten, dass Fischerei und 
Gaspipelines nicht in diese Gebiete gehören. „Die Politik ist in 
Erklärungsnot und stellt sich mit ihrer Klientelpolitik gegen die 
eigene Bevölkerung und gegen geltendes EU-Umweltrecht. Inzwischen hat
die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen 
Deutschland eingeleitet. So darf es nicht weitergehen“, so Detloff.
   Der NABU fordert ein Zonierungskonzept für die deutschen 
Meeresschutzgebiete. Die Hälfte der Schutzgebietsfläche muss frei von
schädlichen Nutzungen bleiben. International haben sich diese 
sogenannten „No-Take-Areas“ bewährt. Die Natur erholt sich schneller,
Artenvielfalt, Biomasse und auch die Größe der Individuen steigen an.
Nur durch diese ungenutzten Bereiche entstehen Rückzugsräume für 
bedrohte Arten und Lebensräume. Detloff: „Durch sich erholende 
Fischbestände und gesunde Seegraswiesen als natürliche 
Klimaschutzmaßnahmen profitieren davon letztlich auch wir Menschen.“
Hintergrund
   Deutschland hat 45 Prozent seiner Nord- und Ostseegewässer unter 
den Schutz von Natura 2000 gestellt. Dazu zählen die Schutzgebiete 
nach Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) und 
EU-Vogelschutzrichtlinie. Sie sollen insbesondere Schweinswale, 
seltene Seevögel sowie artenreiche Riffe, Sandbänke und Seegraswiesen
schützen. Mehr als ein Jahrzehnt nach ihrer Anerkennung durch die 
Europäische Kommission fehlen für viele Schutzgebiete noch immer 
Managementpläne, die schädliche Eingriffe wie die Fischerei, 
Schifffahrt oder Kies- und Sandabbau effektiv regulieren können.
Mehr Informationen: http://ots.de/T3kQ9w
Pressekontakt:
Dr. Kim Detloff, NABU-Meeresschutzexperte, 
Mobil +49 (0)152.09202205, E-Mail: Kim.Detloff@NABU.de
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