In den kommenden zwei Wochen in Marrakesch wird es 
vor allem darauf ankommen, den Druck auf die Umsetzung der nationalen
Klimaschutzziele aufrechtzuerhalten sowie auf deren weitere 
Verschärfung hinzuwirken.
   2016 steht für eine neue Ernsthaftigkeit im Klimaschutz. Das Paris
Abkommen ist in Rekordzeit von der notwendigen Anzahl von Ländern 
ratifiziert  worden, sodass es schon zum heute beginnenden 
Weltklimagipfel in Kraft ist. Mit der Aktualisierung des 
Montreal-Protokolls wurde ein schrittweiser Teilausstieg aus der 
Verwendung besonders klimaschädlicher Fluorkohlenwasserstoffe  
beschlossen. Erstmals beschloss die International Civil Aviation 
Organization (ICAO) einen – wenn auch lückenhaften und deutlich 
nachzubessernden – Plan zur Emissionsreduktion im Luftverkehr. Hinzu 
kamen neue Rekorde beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und 
Fortschritte bei der Dekarbonisierung in vielen Nationen – darunter 
die USA und China – und Unternehmen.
   Doch zugleich bleibt die Lücke zwischen den Klimaschutzzielen des 
Paris Abkommens und den Versprechen der Länder hinsichtlich ihrer 
nationalen Reduktionsziele weiterhin sehr groß – zu groß, um eine 
gute Chance zu haben, die gefährlichsten Auswirkungen des 
Klimawandels vermeiden zu können. Eine besondere Rolle beim Schließen
dieser Lücke kommt der G20 zu, die für 75% der globalen 
Treibhausgas-Emissionen verantwortlich ist. Der unter deutscher 
Präsidentschaft stattfindende G20-Gipfel im kommenden Jahr bietet 
eine große Chance, die notwendige Vorreiterschaft der G20 
aufzugleisen, indem hier beschlossen wird, dass alle G20-Staaten bis 
2018 ambitionierte Pläne zur Emissionsminderung vorlegen werden.
   Dazu gilt es, in Deutschland die Hausaufgaben zu machen, denn die 
deutsche Klimapolitik ist weiterhin nicht Paris-kompatibel. Das 
unwürdige Gezerre um den nationalen Klimaschutzplan schadet der 
Glaubwürdigkeit des einstigen Klimaschutz-Musterschülers Deutschland.
Sollte das Kabinett in dieser Woche den Klimaschutzplan noch 
verabschieden, mag das Gesicht auf der internationalen Bühne zunächst
gewahrt bleiben. Wenn es um das Ambitionsniveau geht, wird aber 
schnell auffallen, dass kein großer Wurf gelungen ist. Jeder, der 
immer noch behauptet, Deutschland würde sich mit seiner Energiewende 
auf einen Alleingang begeben, verschließt die Augen vor den 
offenkundigen Entwicklungen überall in der Welt. Vorangehen tun 
längst andere. Deutschland und die EU müssen aufpassen, nicht 
abgehängt zu werden beim Übergang in eine dekarbonisierte Wirtschaft.
Ein Fahrplan für einen strukturierten Kohleausstieg und der Beginn 
einer Verkehrswende wären erste wichtige Zeichen für die 
Ernsthaftigkeit Deutschlands, seinen Verpflichtungen im Rahmen des 
Paris Abkommens nachzukommen.
   Die COP22 wird also sicher nicht so medienwirksam daherkommen wie 
die letztjährige Konferenz in Paris. Sie hat trotzdem eine wichtige 
Bedeutung, denn es geht darum, das Paris Abkommen im Detail 
auszubuchstabieren und den Schwung von Paris weiter zu verstärken.
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