Mit einer Lichtprojektion auf den 
maroden Sarkophag über der Atomruine von Tschernobyl erinnert 
Greenpeace in der Nacht auf Dienstag an die bislang größte nukleare 
Katastrophe und fordert einen globalen Atomausstieg. Exakt 30 Jahre 
nach der Explosion des ukrainischen Reaktors zeigten die 
Umweltschützer an der Unglückstelle Fotos von Opfern der 
freigesetzten Radioaktivität mit der Unterschrift „30 Jahre 
Tschernobyl – Nie wieder“ und „Endloses Leid“. „Wir sind es den 
Opfern von Tschernobyl schuldig, aus der Atomkraft auszusteigen“, 
sagte Greenpeace Atomexperte Tobias Münchmeyer in Tschernobyl. „Der 
Unfall von Tschernobyl ist ein Albtraum, der seit 30 Jahren 
andauert.“
   Am 26. April 1986 um 1:23 Uhr ereignete sich die 
Reaktorkatastrophe in Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Ursache
war eine Kombination aus Schwachstellen des russischen Reaktors und 
Fehler des Personals bei einem Sicherheitstest. Eine Dampfexplosion 
sprengte den 1000 Tonnen schweren Deckel vom Reaktorkern. Drei 
Sekunden später folgte eine Wasserstoffexplosion. Der Reaktorkern 
wurde zerstört und brannte zehn Tage lang. Er schleuderte große 
Mengen Kernbrennstoff und brennendes Graphit in die Luft. Die enorme 
Menge freigesetzten radioaktiven Materials verseuchte weite Teile 
Europas. Zehntehntausende Menschen starben vor Ort und in den 
verstrahlten Gebieten.
418.000 Kinder unter ärztlicher Kontrolle
   30 Jahre später sind die Folgen noch immer nicht zu überblicken. 
Schätzungen gehen von hunderttausend Todesfällen und mehreren 
hunderttausend Krankheitsfällen und Evakuierungen aus. Der 
wirtschaftliche Schaden wird allein für die Ukraine und Weißrussland 
von den jeweiligen Regierungen auf 436 Milliarden US-Dollar 
geschätzt. Nach neuesten Angaben des ukrainischen 
Gesundheitsministeriums leben in der Ukraine derzeit rund 3500 Kinder
mit Behinderungen, die auf die Reaktorkatastrophe zurückzuführen 
sind. Ihre Eltern hielten sich entweder 1986 in der Nähe des Unfalls 
auf, arbeiteten als sogenannte Liquidatoren in Tschernobyl oder 
müssen heute noch immer auf kontaminiertem Boden leben. 418.000 
Kinder stehen permanent unter besonderer ärztlicher Kontrolle.
   „Tschernobyl zeigt, es gibt keine angeblich friedliche Nutzung der
Atomenergie. Atomkraft fordert viele Opfer“, sagt Münchmeyer. „Die 
Bundesregierung muss darauf drängen, dass Uralt-Meiler in Belgien, 
Frankreich, Tschechien und der Schweiz möglichst rasch abgeschaltet 
werden“, so Münchmeyer. Wegen ungeklärter Sicherheitsfragen hatte 
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) vergangene Woche die 
belgische Regierung gebeten, die belgischen Pannenmeiler Tihange 2 
und Doel 3 vorläufig vom Netz zu nehmen.
Achtung Redaktionen:
   Für Rückfragen erreichen Sie Tobias Münchmeyer, Tel. 0151-14533073
vor Ort in Tschernobyl, oder Pressesprecherin Cornelia 
Deppe-Burghardt, Tel. 0151-14533087. Fotomaterial unter Tel. 
0151-21497430 (bis 9 Uhr), oder unter Tel. 040-30618376 (ab 9 Uhr). 
Pressestelle: Telefon 040-30618-340, Email presse@greenpeace.de; 
Greenpeace im Netz: www.greenpeace.de, 
http://twitter.com/greenpeace_de, www.facebook.com/greenpeace.de.
