Gemeinsam ökologisch handeln

Gerade in ökologischen Belangen ist Zusammenarbeit ein wesentlicher Faktor zum Erfolg, global wie lokal. Ein gelungenes Beispiel zeigt sich im hessischen Raunheim: Urbana beliefert hier seit vier Jahrzehnten die Ringstraßensiedlung und damit 9.000 Menschen zuverlässig mit Wärme. Sowohl die Wärmeerzeugungsanlage als auch das Wärmeversorgungsnetz der Wohnanlage mit mehr als 100 Übergabestationen sind Eigentum der Urbana. Im Sinne wirtschaftlicher und ökologischer Faktoren wurde nun modernisiert und auf die Wärmeerzeugung durch Holzpellets umgerüstet. Es entstand Deutschlands größte Holzpelletsanlage, in der pro Jahr etwa 5.000 Tonnen Pellets verbrannt werden können.

Die Grundlast und damit 80 Prozent des Wärmebedarfs werden durch eine Anlage mit 4 Megawatt Wärmeleistung und automatischer Beschickung durch den nachhaltigen Brennstoff gedeckt. Mehr als drei Viertel der bisher eingesetzten fossilen Energieträger werden durch Holzpellets ersetzt. Auf fossile Brennstoffe wird nur bei Spitzenlasten zurückgegriffen, denn die Peaks werden durch zwei Backup-Kessel mit 5,8 und 3,7 Megawatt abgedeckt. Im Zuge einer Besichtigung der Anlage durch Lucia Puttrich, Staatsministerin und hessische Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, betonte Harald Zimmermann, Vorstand der KALO)Gruppe: „Wir setzen uns stetig für zukunftsfähige Projekte ein. Dazu gehört neben einer maximalen Effizienz natürlich auch ökologische Nachhaltigkeit. Langfristig sichere Wärmeerzeugung, die sowohl Geldbeutel als auch Umwelt schont, sehen wir als eine unser vorrangigen Aufgaben.“

Die Holzpelletsanlage allein ist jedoch noch nicht die Besonderheit. Interessant ist die Kooperation mit der EVO, die als Energieversorger vor Ort auf den Umstieg auf regenerative Energien setzt. Bereits 10 Prozent der Stromversorgung werden durch nachhaltige Rohstoffe abgedeckt, in den nächsten Jahren sollen es 40 Prozent werden. Auf dem Weg dahin hat die EVO unter anderem ein eigenes Holzpelletswerk in Betrieb genommen, das seit Mai 2011 65.000 Tonnen Holzpellets im Jahr produziert. Außerdem wurde in einem Pilotprojekt im Jahr 2007 ein Energiewald angelegt, in dem rund 10.000 schnell wachsende Hölzer wie Weiden und Balsampappeln herangezogen werden. Hier wird erforscht, wie ertragreich die Verarbeitung zu Brennstoff sein kann. Demnach liefert die EVO nachhaltige Holzpellets für die Heizanlage der Urbana – ein Kreislauf, in dem langfristig regionale Rohstoffe zu umweltverträglicher Energie werden.

So umweltfreundlich sogar, dass Kyoto jetzt in Hessen liegt: Das Projekt in Raunheim spart jährlich 4.700 Tonnen CO2, womit Urbana im Sinne des Kyoto-Protokolls wertvollen Umweltschutz leistet. Die eingesparte Menge an CO2 entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von fast 1.000 Pkw bei einer Fahrleistung von 30.000 Kilometern pro Jahr. Für diese ökologische Leistung bekommt der Energiedienstleister durch Zertifikatverkauf knapp 15 Prozent der Investitionssumme in die grüne Heizanlage über das Joint-Implementation-Modellprojekt Hessen (JIM.Hessen) gefördert. Das in Artikel 6 des Kyoto-Protokolls festgelegte Instrument der Joint Implementation und seiner Zertifikate ermöglicht es Industrieländern gemeinsam Klimaschutzprojekte durchzuführen und zu finanzieren und dabei Emissionen zu reduzieren.

Das macht Raunheim zum Teil eines weit mehr als regionalen Engagements zu ökologischer Wärmegewinnung. „Klimaschutz fängt im Kleinen an. Dies gewinnt umso mehr an Bedeutung vor dem Hintergrund der schwierigen Verhandlungen um ein Kyoto-Nachfolgeabkommen innerhalb der Weltstaatengemeinschaft. Die internationalen Bemühungen um den Klimaschutz sind ein wenig ins Stocken geraten. Es ist deshalb wichtig, vergleichsweise kleine Projekte wie das der Firma Urbana an die Öffentlichkeit zu bringen um zu zeigen, dass Klimaschutz auch mit einfachen Mitteln möglich ist“, unterstrich Frau Puttrich während der informativen Besichtigung.