Traditionelle Automobilzulieferer drohen bei der Elektromobilität 
auf der Strecke zu bleiben. Eine Analyse der Strategieberatung Oliver
Wyman zeigt: Anbieter, die noch stark auf den klassischen 
Verbrennungsmotor setzen, laufen Gefahr, Marktanteile zu verlieren 
und Wachstumschancen auszulassen. Die Schwäche nutzen will die 
chinesische Regierung, die eine auf alternative Antriebe 
ausgerichtete Autoindustrie aufbaut. Verschärft wird die Lage durch 
die zunehmende vertikale Integration der Automobilhersteller (OEM), 
die nach der Wertschöpfung ihrer Lieferanten greifen. Der Analyse 
zufolge wird der E-Antrieb 2025 nur noch knapp 20 Prozent teurer sein
als der Verbrennungsmotor und zu zunehmender Durchdringung führen. 
Von Zulieferern erfordert das eine konsequent auf Elektromobilität 
ausgerichtete Produkt- und Markenstrategie sowie neue Kooperationen. 
Dafür müssen sie bereit sein, sich selbst mit direkten Konkurrenten 
zu verbünden.
   Benzin oder Strom? In China ist die Frage nach der künftigen 
Energiequelle für das Auto schon beantwortet. Die aufstrebende 
Wirtschaftsmacht setzt stark auf elektrische Antriebe. Den Kauf von 
E-Autos fördert die Regierung über Zuschüsse und 
Steuererleichterungen – sowie über eine Benachteiligung 
konventioneller Fahrzeuge im Alltag. So müssen Besitzer von Pkws mit 
Verbrennungsmotor in einigen Städten Mauts entrichten oder sehen sich
gar Fahrverboten gegenüber. Das Maßnahmenbündel zeigt Erfolge: 2015 
wurden in China mehr E-Autos verkauft als in Europa und Nordamerika 
zusammen. Parallel macht das Land Tempo beim Aufbau seiner 
Elektromobilitätsindustrie. Das Leitbild „Made in China“ verlangt, 
dass 80 Prozent der verkauften E-Autos im Jahr 2025 aus heimischer 
Produktion stammen.
   „China positioniert sich als Schlüsselmarkt für Elektromobilität –
und andere Schwellenländer werden folgen“, sagt August Joas, Partner 
und Leiter der globalen Automotive Practice bei Oliver Wyman. Die 
Strategieberatung hat in einer Analyse die internationalen 
Perspektiven der Elektromobilität untersucht und zeigt Folgen für die
bestehende Zulieferindustrie auf. „Mit zunehmendem Erfolg 
strombetriebener Fahrzeuge wird sich Wertschöpfung in die 
Schwellenländer verlagern“, erläutert Joas. „Auch die überwiegend 
noch stark im traditionellen Automobilbau verankerten deutschen 
Zulieferer müssen rasch eine Strategie entwickeln, wie sie darauf 
reagieren.“ Es gelte, die Produkte und die Marke gleichermaßen neu 
auszurichten. Der Vorstoß in die Welt der Elektromobilität müsse 
nicht allein aus eigener Kraft geschehen. „Neben dem Kauf von 
Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette können Kooperationen die 
Schlagkraft erhöhen“, sagt Joas. „Auch das Joint Venture mit einem 
direkten Konkurrenten darf kein Tabu sein.“ Zugleich sei wichtig, die
internationale Präsenz zu stärken.
   Die Lage ist knifflig für die deutschen Zulieferer. „Bereits 
getätigte Investitionen etwa in Werke für Komponenten von 
Verbrennungsmotoren lassen Elektromobilität auf kurze Sicht 
unattraktiv erscheinen“, sagt Juergen Reiner, Partner und 
Automobilexperte bei Oliver Wyman. Zudem kommt der heimische Markt 
für E-Autos nur langsam in Schwung – auch, weil die Bundesregierung 
mit ihrer Gesetzgebung Rücksicht nimmt auf die starke traditionelle 
Automobilindustrie und eher auf Anreize als Verbote setzt. 
„Mittelfristig drohen die Zulieferer Wettbewerbsvorteile einzubüßen –
etwa gegenüber chinesischen Konkurrenten, die sich ganz auf E-Autos 
spezialisieren. Diese wittern nun Chancen, ihnen Marktanteile 
abzunehmen“, erläutert Reiner. Verschärft wird die Lage dadurch, dass
die Automobilhersteller (OEM) ihre Wertschöpfungstiefe erhöhen. „Sie 
treiben besonders in der Elektromobilität die vertikale Integration 
voran und greifen nach zusätzlicher Wertschöpfung“, sagt Reiner. Der 
US-Hersteller von E-Autos Tesla plant etwa seine eigene „Gigafactory“
für Batterien. Auch traditionelle Hersteller wollen selbst Batterien 
bauen.
Wertschöpfung wandert zur Batterie
   Damit könnte sich der Spielraum für die Zulieferer stark 
verringern. „Die bislang wichtigen Module für traditionelle Motoren 
und Antriebsstränge werden dramatisch an Bedeutung verlieren“, sagt 
Reiner. „Die Wertschöpfung wandert hin zur Batterie.“ 
Hochspannungskabelsysteme, Leistungselektronik oder 
Antriebsmanagement rücken in den Fokus. Das wirkt sich auch auf die 
Produktionstechnik aus: Noch vorherrschende Guss- und Drehmaschinen 
werden zunehmend durch Wickelmaschinen ersetzt, die für den Bau von 
Elektroantrieben nötig sind. Die Kosten für Elektroantriebe und 
Verbrennungsmotoren nähern sich dank leistungsfähigerer Batterien 
weiter an. Heute ist der Elektroantrieb der Oliver Wyman-Analyse 
zufolge noch fast doppelt so teuer wie der Verbrennungsmotor. Doch 
schon 2025 wird er im Schnitt nur noch knapp 20 Prozent teurer sein. 
„Auch das wird die Akzeptanz der E-Autos steigern“, sagt Reiner.
   Die Oliver Wyman-Berater gehen davon aus, dass die in vielen 
Märkten noch vorherrschende Skepsis gegenüber strombetriebenen 
Fahrzeugen ab 2020 rasch abnimmt. „Ein politischer Kurs, wie ihn 
China einschlägt, könnte im Jahr 2030 zu einem Anteil von 50 Prozent 
an den Neuzulassungen führen“, prognostiziert Joas. Joas sieht die 
Notwendigkeit für hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, um
neue Produkte zu kreieren: „Technologie ist das wichtigste Merkmal 
zur Differenzierung – Kooperationen können hier schnellere Erfolge 
bringen.“
Aufbruch zu neuen Kompetenzfeldern
   Parallel gilt es für die Zulieferer, ihren Marktauftritt zu 
schärfen. „Sie müssen ihr Wertversprechen an ihr neues 
Produktportfolio anpassen – und können dazu das –E– als Hebel zur 
Differenzierung nutzen“, erläutert Berater Joas. Denn die Konkurrenz 
wächst stark: „Elektromobilität lockt branchenfremde Unternehmen etwa
aus dem Chemiesektor oder der IT und Elektronik an.“ So sind 
Panasonic und BASF ins Geschäft mit Batterietechnik für E-Autos 
eingestiegen. „Umgekehrt sollten klassische Automobilzulieferer neue 
Kompetenzfelder erschließen – etwa vernetzte Fahrzeuge“, sagt Joas.
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