– Studie skizziert drei alternative Finanzierungsmodelle
   – Stärkerer Fokus auf Innovation und CO2-Reduktion als 
     Grundvoraussetzung
   – Andreas Kuhlmann: „Es wird Zeit, das EEG für die zweite Phase 
     der Energiewende fit zu machen“
   Eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) zur Umlage nach 
dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) skizziert drei alternative 
Finanzierungsmodelle, die den Einsatz von Strom aus erneuerbaren 
Energien in den Sektoren Industrie, Wärme und Verkehr und den 
Klimaschutz forcieren könnten. Das aktuelle Modell erhöht den 
staatlichen Anteil am Strompreis und begünstigt damit den Einsatz 
konventioneller Energieträger wie Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel. 
Es hemmt insbesondere die Entwicklung von Innovationen für die 
sektorübergreifende Energiewende und entfaltet keine Lenkungswirkung 
zur Reduktion von CO2-Emissionen. Zudem belastet es insbesondere 
Haushalte mit geringem Einkommen. Die skizzierten Alternativen setzen
andere Anreize für den Umgang mit Energie und verschieben die 
Verteilung der Kosten. Nach Einschätzung der dena müssten für eine 
praktikable Lösung verschiedene Elemente kombiniert werden.
„Radikale Ecklösungen“ als Beitrag zur Debatte
   „Das EEG hat einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien 
ermöglicht. Die zweite Phase der Energiewende braucht aber andere 
Finanzierungslösungen, die einen besseren Fokus auf die eigentliche 
Herausforderung haben: die Reduktion von CO2-Emissionen über die 
verschiedenen Sektoren hinweg. Das wäre eine wichtige klimapolitische
Weichenstellung für die neue Legislaturperiode“, sagt Andreas 
Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Es zählt nicht 
nur, wohin das Geld aus der Umlage fließt, sondern auch, woher wir es
nehmen. Mit einer neuen Finanzierung der Umlage würden ein komplexes 
Regelwerk radikal entschlackt und die Nutzung von Strom aus 
erneuerbaren Energien in anderen Sektoren erleichtert. Daraus 
wiederum entstünde erheblicher Spielraum für weitere innovative 
Technologien, die eine integrierte Energiewende voranbringen würden. 
Das würde im Effekt auch die Reduktion von CO2-Emissionen deutlich 
erleichtern.
   Damit das gelingt, brauchen wir eine Vorstellung davon, welche 
Instrumente zu welchen Effekten führen. Es gilt, eine kluge Balance 
zu finden aus Anreizen für Klimaschutz und sektorübergreifende 
Lösungen, gerechter Verteilung der Kosten, Planungssicherheit, 
Einbettung in nationale und internationale Rahmenbedingungen sowie 
Vereinfachung des komplexen Systems aus Abgaben und Umlagen. Um ein 
besseres Gefühl für die damit verbundenen Verteilungs- und 
Lenkungswirkungen zu haben, haben wir bewusst –radikale Ecklösungen– 
betrachtet und im Partnerkreis diskutiert. Eine unserer Meinung nach 
wichtige Grundlage, um am Ende auf praktikable Lösungen zu kommen, 
auch wenn keiner der hier diskutierten Ansätze eins zu eins umgesetzt
werden kann. Unsere Studie soll einen Beitrag zu dieser Debatte 
leisten.“
   Untersucht hat die dena Alternativen zur Finanzierung der 
EEG-Umlage über eine an der Anschlussleistung orientierte Abgabe für 
Stromverbraucher, eine CO2-Abgabe auf fossile Energieträger und eine 
nicht energiebezogene Abgabe durch konsum- und einkommensbasierte 
Steuern. Die bestehende Finanzierung über eine Umlage von zuletzt 
6,88 Cent je verbrauchte Kilowattstunde Strom wurde gleichzeitig auf 
Null gesetzt. Das würde Strom, der zunehmend aus erneuerbaren 
Energien stammt, gegenüber anderen Energieträgern stärken. Dank der 
geringeren staatlichen Preisbestandteile könnte der Strommarkt auch 
deutlichere Preissignale für den flexiblen Betrieb von 
Verbrauchsanlagen setzen. Als Gesamtsumme, die für die Förderung der 
erneuerbaren Energien aufgebracht werden muss, rechnet die Studie mit
einem für das Jahr 2020 prognostizierten Höchstwert von rund 27,4 
Milliarden Euro.
Option 1: Abgabe für Stromanschlussleistung
   Die erste Option, die die Studie skizziert, ist – wie die 
bestehende EEG-Umlage – eine strombasierte Abgabe. Sie richtet sich 
allerdings nicht nach den verbrauchten Kilowattstunden, sondern nach 
der Anschlussleistung des Verbrauchers. Die Anschlussleistung ist die
maximale elektrische Leistung, die ein Haushalt oder Unternehmen aus 
dem Stromnetz beziehen kann. Pro Kilowatt Anschlussleistung würde 
jeder Stromverbraucher jährlich eine Abgabe bezahlen.
   Dieses Modell regt dazu an, die Anschlussleistung möglichst gering
zu halten. Das ist insbesondere für Unternehmen interessant. Sie 
könnten in Anlagen investieren, die ihren Strombezug gleichmäßiger 
verteilen und so die Spitzenlast des Betriebs senken. Das würde zu 
einer Entlastung der Stromnetze und bestenfalls zu weniger 
Ausbaubedarf auf der Verteilnetzebene führen. Private Haushalte 
würden in diesem Szenario im Vergleich zu Unternehmen einen um fünf 
Prozent höheren Anteil für den Ausbau der erneuerbaren Energien 
zahlen als heute. Die Anschlussleistung von Haushalten ist meist 
standardisiert und wird nur selten in vollem Umfang ausgeschöpft.
Option 2: CO2-Abgabe auf fossile Energieträger
   Die zweite Option ist eine energiebezogene Abgabe über den 
Bundeshaushalt. Hierbei werden Treibhausgasemissionen mit einer 
CO2-Abgabe je Tonne besteuert. Die Höhe der CO2-Abgabe ergibt sich 
aus dem Bedarf für die EEG-Umlage und wird für alle konventionellen 
Energieträger entsprechend ihrer CO2-Intensität bemessen. Der 
Finanzierungsbedarf würde so über eine CO2-Abgabe auf Benzin, Diesel,
Heizöl und Erdgas abgedeckt. In dieser Option werden diejenigen 
Emissionen, die schon dem europäischen Emissionshandel (EU ETS) 
unterliegen, ausgeschlossen.
   Ein Vorteil dieser Option ist die klimaschutzbezogene 
Lenkungswirkung. Die Anreize für Verbraucher würden steigen, 
konventionelle Technologien durch energieeffiziente und 
emissionsneutrale zu ersetzen, tendenziell auf Basis von Strom. Der 
Anteil der privaten Haushalte an der Finanzierung würde sich in 
diesem Szenario im Vergleich zu Unternehmen um sieben Prozent 
erhöhen. Profitieren würden vor allem Haushalte mit einem hohen 
Stromverbrauch und niedrigen Verbrauch von fossilen Brenn- und 
Kraftstoffen. Haushalte, die mit Öl oder Gas heizen und häufig 
Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinantrieb nutzen, würden hingegen 
stärker belastet.
Option 3: Nicht energiebezogene Abgabe
   In der dritten Option wird die EEG-Umlage durch eine nicht 
energiebezogene Abgabe über den Bundeshaushalt finanziert. Das 
bedeutet, dass die Abgabe nicht an den Verbrauch von Energieträgern 
gekoppelt ist. Als Instrument käme zum einen eine konsumbasierte 
Steuer wie die Umsatzsteuer infrage, zum anderen eine 
einkommensabhängige Steuer wie der Solidaritätszuschlag.
   Der Effekt für den Energiemarkt wäre ähnlich wie in der zweiten 
Option, aber weniger ausgeprägt. Der Verbrauch von Strom würde 
günstiger werden, aber die Preise für fossile Energieträger blieben 
unberührt. Bei einer Finanzierung der EEG-Umlage allein über die 
Umsatzsteuer würden die Kosten zu hundert Prozent auf die Haushalte 
entfallen. Eine einkommensabhängige Abgabe würde dazu beitragen, 
Haushalte mit niedrigem Einkommen zu entlasten und auch Unternehmen 
an den Kosten zu beteiligen. Eine mögliche Kombination wäre zum 
Beispiel, die Umsatzsteuer von heute 19 auf 21 Prozent zu erhöhen und
einen Zuschlag von vier Prozent im Rahmen des Solidaritätszuschlags 
zu nutzen.
Andere Lösungsansätze verbunden mit rechtlichen Hürden
   Andere Lösungsansätze aus der aktuellen Debatte wie einen Fonds 
oder eine Ausweitung der bestehenden EEG-Umlage auf die Sektoren 
Wärme und Verkehr wurden in der dena-Studie nicht berücksichtigt. Das
Fonds-Modell wäre nach Einschätzung der Gutachter nur begrenzt 
anwendbar, weil es wegen der Schuldenbremse nicht komplett über den 
Bundeshaushalt abgedeckt werden könnte. Außerdem stellt es nur eine 
weitere Variante der Finanzierung über den Bundeshaushalt dar. Die 
Ausweitung der EEG-Umlage würde auf hohe rechtliche Hürden stoßen. 
Außerdem wäre die Verwaltung der Einnahmen außerhalb des 
Bundeshaushalts mit einem hohen verwaltungstechnischen Aufwand 
verbunden.
dena-Studie „Alternativen zur Finanzierung des EEG“
   Die dena hat die Studie „Alternativen zur Finanzierung des EEG“ in
Kooperation mit Unternehmen und Verbänden erstellt. Beteiligt waren: 
ARGE Netz GmbH & Co. KG, BP Europa SE, ista International GmbH, PNE 
WIND AG, Vattenfall Europe Innovation GmbH, Verband der Industrielle 
Energie- und Kraftwirtschaft e.V. (VIK). Als wissenschaftliche 
Gutachter wurden für die Kurzstudie das Finanzwissenschaftliche 
Forschungsinstitut an der Universität zu Köln (FiFo) sowie das 
Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) (in 
Zusammenarbeit mit ewi Energy Research & Scenarios) beauftragt.
   Die Studie steht online unter www.dena.de/eeg-studie zur 
Verfügung.
   Die zukünftige Finanzierung der Energiewende wird auch Thema sein 
auf dem dena-Kongress am 20. und 21. November in Berlin. Der 
dena-Kongress bietet die erste Gelegenheit nach der Bundestagswahl, 
bei einer branchenübergreifenden Konferenz über die Zukunft der 
Energiewende zu diskutieren. Weitere Informationen zum Programm und 
zur Anmeldung unter www.dena-kongress.de.
Pressekontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Dr. Philipp Prein, 
Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin
Tel: +49 (0)30 66 777-641, Fax: +49 (0)30 66 777-699, E-Mail: 
presse@dena.de, Internet: www.dena.de
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