Heute haben Spiegel Online und die 
Tierrechtsorganisation Animal Equality Bilder aus einem der größten 
Eier produzierenden Betriebe Deutschlands veröffentlicht. Sie 
dokumentieren erschütternde Zustände in der Legehennenhaltung. Die 
Eier aus Bodenhaltung des brandenburgischen Betriebs stehen in den 
Regalen von Aldi, Edeka, Marktkauf, Netto und Netto Marken-Discount. 
Auf den Aufnahmen sind Tiere mit großflächig kahlen Stellen sowie 
Wunden, besonders an den Legeorganen, zu sehen – Folgen des 
gegenseitigen Bepickens. Der vollzogene Ausstieg aus dem 
Schnabelkürzen kann nur dann funktionieren, wenn sich die 
Haltungsbedingungen bessern. Daher fordert die Albert Schweitzer 
Stiftung für unsere Mitwelt jetzt klare Maßnahmen vom 
Lebensmitteleinzelhandel, um das Leid der Hennen schnell zu 
verringern. In einem Brief an die Ketten fasst die 
Tierschutz-Stiftung zusammen, welche Schritte der Handel dringend 
umsetzen muss.
   »Wir haben davor gewarnt, dass solche Probleme auftreten, wenn der
Ausstieg aus dem Schnabelkürzen nicht richtig umgesetzt wird«, sagt 
Mahi Klosterhalfen, Geschäftsführer der Albert Schweitzer Stiftung. 
»Von einem geglückten Schnabelkürzausstieg kann leider keine Rede 
sein.« Unter den üblichen Bedingungen – egal ob bei der Boden-, 
Freiland- oder Biohaltung – entwickeln die Legehennen 
Verhaltensstörungen; die Tiere verletzen sich dann gegenseitig 
massiv, zupfen sich gegenseitig Federn aus und picken sich blutig, 
teils mit tödlichen Folgen.
   Die Albert Schweitzer Stiftung hat darum ein Papier erstellt, in 
dem sie die aus ihrer Sicht absolut unverzichtbaren Maßnahmen 
fordert. Diese soll der Lebensmitteleinzelhandel verpflichtend 
vorschreiben:
   – Strukturierte Umwelt: Die Haltungssysteme müssen den Tieren in 
     allen Lebensphasen abwechslungsreiche Strukturen bieten und etwa
     das Scharren in Einstreu sowie Sandbaden ermöglichen. Bei 
     Problemen müssen die Tiere mehr Platz bekommen (Verringern der 
     Besatzdichte).
   – Beschäftigung: Die Tiere müssen ausreichend Zugang zu Raufutter 
     (in Form von Luzerne, Heu und/oder Stroh) sowie zu Pickblöcken 
     und anderen Beschäftigungsmaterialien haben.
   – Kontrolle: Die Tierbetreuer müssen den Zustand der Tiere 
     regelmäßig dokumentieren und bei Bedarf Maßnahmen einleiten.
   Diese Maßnahmen hat die Stiftung nach Auswertung der Fachliteratur
zusammengestellt.
   »Die derzeitige Praxis des Schnabelkürzausstiegs ist nur eine 
Billig-Lösung auf Kosten der Tiere«, kritisiert Mahi Klosterhalfen. 
»Das Kürzen wird zwar unterlassen, aber es wurde bislang viel zu 
wenig unternommen, um Verhaltensstörungen zu vermeiden – aus 
Kostengründen. Viele Legehennenhalter verringern stattdessen einfach 
die Beleuchtung in den Ställen, um die Tiere ruhigzustellen. Bei 
geringer Lichtintensität sind jedoch Wahrnehmung, Aktivität und 
Verhalten der Hennen erheblich eingeschränkt«, so Klosterhalfen.
Hintergrund:
   Federpicken und Kannibalismus bei Legehennen sind nicht aggressiv 
motiviert, sondern Verhaltensstörungen. Sie entwickeln sich aus 
fehlgeleitetem Futtersuch- und Futteraufnahmeverhalten. Um diese 
Störungen zu vermeiden, entfernte man den weiblichen Legehennen-Küken
über Jahrzehnte routinemäßig die empfindsamen Schnabelspitzen. 
Intakte Schnäbel sind jedoch unter anderem für Nahrungsaufnahme und 
Wohlbefinden wichtig. Das Schnabelkürzen ist zudem ein sehr 
schmerzhafter Prozess für die Küken, der oft auch dauerhafte 
Schmerzen verursacht.
   Diese brutale Praxis gilt in Deutschland inzwischen als 
weitestgehend beendet. Nach dem 31. August 2018 dürfen von Hennen mit
gestutzten Schnäbeln keine Eier mehr vermarktet werden, die das Logo 
des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) 
tragen. Da diesem Verein nahezu alle Legehennenbetriebe in 
Deutschland angehören, werden seit 2017 nur noch Tiere ohne 
amputierte Schnabelspitze eingestallt. Schon zuvor gab es eine 
freiwillige Vereinbarung zwischen der Eier-Industrie und dem 
Bundeslandwirtschaftsministerium, das Schnabelkürzen seit August 2016
zu unterlassen.
   Die Albert Schweitzer Stiftung war maßgeblich daran beteiligt, 
dass sich Wirtschaft und Politik überhaupt auf einen 
Schnabelkürzausstieg geeinigt haben.
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