Es ist Februar. Auf den landwirtschaftlichen 
Flächen beginnt wieder die Güllesaison. Mit der Gülle werden nicht 
nur Nährstoffe ausgebracht, sondern auch Rückstände von Antibiotika, 
Antiparasitika und Hormonen. Obwohl Arzneimittel mittlerweile fast 
flächendeckend in Fließgewässern nachzuweisen sind, findet weder eine
systematische Erfassung von Arzneimitteln in der Umwelt statt noch 
gibt es Grenzwerte zum Schutz von Gewässern. Hier ist nach Ansicht 
des Umweltverbands PAN Germany dringend Handlungsbedarf.
    „Arzneimittel sind eine wichtige Errungenschaft. Doch in der 
Umwelt werden sie zum Problem“ so Dipl.Ing.agr. Susan Haffmans von 
Umweltverband PAN Germany,“daher müssen die Einträge dringend 
reduziert werden. Das fängt bereits bei der Nutztierhaltung an. Hier 
muss die Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes ernsthaft 
vorangetrieben und endlich die verbreitete Mitbehandlung gesunder 
Tiere drastisch eingeschränkt werden. Darüber hinaus benötigen wir 
eine bessere Verankerung des Umweltschutzes im Tierarzneimittelrecht,
die Einführung von Grenzwerten für die Belastung von Gewässern mit 
Arzneimitteln, wie es sie bereits für Pestizide gibt, sowie ein 
verpflichtendes Umwelt-Monitoring“.
   Arzneimittel sind so konzipiert, dass sie stabil sind gegenüber 
einem sauren pH-Wert und bestimmten Enzymen. Nur so können sie im 
Organismus eines erkrankten Tieres wirksam bleiben. Bis zu 90 % der 
Wirkstoffe werden nach Verabreichung unverändert wieder 
ausgeschieden. Mit der Gülle oder dem Mist gelangen sie in die 
Umwelt, wo ihre abtötende Wirkung auf Bakterien oder Parasiten oder 
ihre hormonelle Wirkung zu unerwünschten schädlichen Auswirkungen bei
Nichtzielorganismen führen können. In Gülle nachweisen lassen sich 
vor allem Rückstände von Antibiotika aus der Intensivtierhaltung wie 
Sulfonamide, Makrolide und Tetracycline.
   In den Böden können diese Antibiotika-Rückstände zu Verschiebungen
in der Zusammensetzung von Bodenmikroorganismen führen, 
Antibiotika-resistente Bodenbakterien fördern und nützliche Pilze 
schädigen. Die Langzeitfolgen für die Bodenfruchtbarkeit sind nicht 
absehbar. Bei den Antiparasitika gibt es eine Reihe von Wirkstoffen, 
die sehr langlebig sind, sich anreichern können und toxisch auf 
Organismen wie Insekten oder Fische wirken.
   Deutschlandweit liegt das jährliche Gülle- und Mistaufkommen bei 
309.522.716 Kubikmetern. Mengenmäßig am relevantesten ist die Menge 
der Rinder- und Schweinegülle, die mit bis zu 260 mg Wirkstoff/kg 
belastet ist. Flächen, die regelmäßig mit Schweinegülle gedüngt 
werden, weisen Tetracycline-Konzentrationen von teilweise deutlich 
oberhalb von 100 Mikrogramm/kg Oberboden auf.
   In der kommenden Woche am 17.2.16 stimmt der Umweltausschuss des 
Europäischen Parlaments über den Vorschlag für ein überarbeitetes 
europäisches Tierarzneimittel-Gesetze ab. PAN Germany hält den 
Vorschlag vor dem Hintergrund einer notwendigen Minderung von 
Arzneimittel-Einträgen in die Umwelt für nicht ausreichend.
   Weitere Informationen: 
http://www.pan-germany.org/deu/projekte/tierarzneimittel.html
Pressekontakt:
Susan Haffmans
susan.haffmans@pan-germany.org
Tel:040-399-19-10-25
