Anlässlich der für den morgigen Donnerstag 
angekündigten Studie „Windenergie und Rotmilan – Ein Scheinproblem“ 
des Schweizer Ingenieurbüros KohleNusbaumer kritisiert der NABU den 
Versuch von Teilen der Windenergie-Branche, mit unhaltbaren Aussagen 
den Eindruck zu erwecken, dass ein Konflikt zwischen Windenergie und 
dem Schutz von Greifvögeln gar nicht existiert.
   „Der NABU ist enttäuscht von der mangelnden Bereitschaft von 
Teilen der Windenergie-Branche, ein real existierendes 
Artenschutzproblem anzuerkennen und gemeinsam an sinnvollen, von 
geltendem Recht gedeckten Lösungen für eine naturverträgliche 
Energiewende zu arbeiten. Stattdessen hofft man, mit dieser 
Vogel-Strauß-Taktik einfach weitermachen zu können wie bisher. 
Verstöße gegen das Artenschutzrecht werden durch Wegdiskutieren des 
Problems aber nicht geheilt und haben vor Gericht keine Chance“, 
sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
   Greifvögel, wie der weltweit bedrohte und vor allem in Deutschland
heimische Rotmilan, gehören zu jenen Arten, die am meisten durch 
Kollisionen mit Windrädern gefährdet sind. Dieses Problem ist 
wissenschaftlich hinlänglich belegt. Es muss, genau wie andere 
naturschutzfachliche Belange, von der Branche anerkannt und bei der 
Planung von Vorranggebieten und jedes einzelnen Windrads 
berücksichtigt werden. Andernfalls ist der dringend erforderliche 
naturverträgliche Ausbau der Windenergie nicht möglich.
   Erst im vergangenen Jahr wurde im sogenannten „Helgoländer Papier“
der Länderarbeitsgemeinschaft der staatlichen Vogelschutzwarten der 
aktuelle Stand der Wissenschaft zur Gefährdung von Vögeln durch 
Windkraft an Land zusammengestellt. Für die betroffenen Arten 
empfiehlt das Papier fachlich fundierte Mindestabstände zwischen 
windkraftsensiblen Vogelvorkommen und Windenergieanlagen. Diese 
Angaben dienen auch den Gerichten als fachliche Messlatte. Die nun 
vorgestellte Studie des Büros KohleNusbaumer und andere durch die 
Windenergiebranche in den letzten Monaten gestreute Dokumente sollen 
suggerieren, dass die weltweit anerkannte Gefährdung von Greifvögeln 
durch Windenergie nicht existiert. So erhofft sich ein Teil der 
Branche, die Windenergie ausbauen zu können, ohne Rücksicht auf den 
Artenschutz und in der Praxis bewährte Regeln wie das Helgoländer 
Papier nehmen zu müssen.
   „Bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese Studien schnell als 
interessengeleitete Lobby-Papiere. Hier werden selektiv ausgewählte 
Fakten aus nicht vergleichbaren Quellen in irreführender Weise 
vermengt. So schafft es der Autor beispielsweise, einen 
deutschlandweit leicht zurückgehenden Rotmilanbestand in einen 
dramatischen Bestandsanstieg umzudeuten. Fakt ist allerdings: Der 
Rotmilan nimmt zwar in der Heimat des Autors, also in der Schweiz, 
zu. Doch die Schweiz ist auch weitgehend windenergiefrei. In 
Deutschland hingegen nimmt der Rotmilan nur im bisher windkraftarmen 
Südwesten zu, während seine Bestände im windkraftreichen Norden und 
Osten Deutschlands zurückgehen“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars 
Lachmann.
   Eine 2013 im Fachblatt Journal for Nature Conservation 
veröffentlichte wissenschaftliche Untersuchung berechnete, dass 
allein im Land Brandenburg jährlich vermutlich um die 320 Rotmilane 
an Windkraftanlagen tödlich verunglücken. Für ganz Deutschland muss 
bei einem aktuellen Brutbestand von 12.000 bis 18.000 Paaren 
entsprechend von über 1.000 Todesfällen pro Jahr ausgegangen werden. 
In Regionen mit vielen Windenergieanlagen wird damit bereits heute 
die Grenze der Belastbarkeit der Population erreicht. Umso wichtiger 
ist es dafür zu sorgen, dass neue Windräder nur dort gebaut werden, 
wo keine erhöhte Tötungsgefahr besteht.
   Für den wesentlich häufigeren Mäusebussard ist nach den 
Ergebnissen einer neuen, vom Bundeswirtschaftsministerium 
finanzierten Studie sogar mit 10.000 bis 12.500 kollidierten Vögeln 
pro Jahr zu rechnen. Dies kann in bestimmten Regionen ebenfalls zu 
einem Zusammenbruch der Bestände führen, wie er beispielsweise in 
Schleswig-Holstein bereits zu beobachten ist.
   NABU-Faktencheck zur Studie „Windenergie und Rotmilan – Ein 
Scheinproblem“: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/energie
/wind/160406-nabu-faktencheck-rotmilan-und-windenergie.pdf
Pressekontakt:
Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Tel. 030-284984-1620, mobil: 
0172-9108275, E-Mail: Lars.Lachmann@NABU.de
