Hamburg/Wien, 24. 6. 2011 – Anlässlich der 
an diesem Freitag zu Ende gehenden Ministerkonferenz der 
Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO) in Wien 
veröffentlicht Greenpeace heute eine Bewertung der dort gefassten 
Beschlüsse. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation reduziert die 
Atomagentur ihre Kritik auf regionale Besonderheiten und Fehler des 
japanischen Krisenmanagements. Greenpeace fordert eine vollständige 
Umstrukturierung der Atomagentur. Ihr Ziel sollte nicht länger 
Förderung und Verbreitung der Atomkraft sein, sondern ihr 
schrittweiser Abbau sowie die Reduzierung nuklearer Gefahren.
   „Die IAEO bastelt an einer historischen Lüge“, sagt Christoph von 
Lieven, Energieexperte von Greenpeace. „Laut Aussagen von 
Wissenschaftlern ist es sehr wahrscheinlich, dass schon das Erdbeben 
Schäden angerichtet hat und dadurch Leitungen und Struktur der 
Gebäude und Sicherheitsbehälter betroffen waren. Die IAEO aber 
vermittelt den Eindruck, der Tsunami wäre hauptverantwortlich für den
Super-Gau, um den Schaden für die global operierende Atomindustrie so
gering wie möglich zu halten.“
   Die IAEO selbst hatte am Montag verbindliche Sicherheitsstandards 
für die Nutzung der Atomkraft vorgeschlagen, blieb aber in ihren 
Ausführungen vage. Einige Vertreter von Mitgliedstaaten lehnten die 
Forderung ganz ab. Greenpeace kritisiert die Vorschläge der IAEO und 
die der Mitgliedstaaten zum weiteren Umgang mit der Atomkraft als 
unzureichend und als Schritt in die falsche Richtung. Laut der 
Umweltschutzorganisation erwecke die Konferenz den Eindruck, dass ein
sicherer Betrieb von Atomanlagen durch eine Veränderung der 
Sicherheitsstandards möglich sei. Dabei würden die direkten Folgen 
des Erdbebens im Abschlußbericht und im Mission Report der IAEO nicht
ausreichend thematisiert. Auch verharmlose die Atomagentur die Folgen
der Katastrophe und schiebe die Unbeherrschbarkeit, sowie die 
katastrophalen Folgen des Unfalls auf regionale Gegebenheiten und 
individuelle Fehler der japanischen Betreiber und Behörden.
   „Mit dem Verweis auf den Tsunami als Hauptursache der 
Reaktorkatastrophe legt die IAEO auch die Messlatte für die 
anstehenden Stresstests zu niedrig. Das ist fatal für die Bewertung 
von Altreaktoren wie Mochovce oder Krsko, die zwar nicht 
Tsunamigefährdet sind, jedoch auf seismographische sensiblen Gebieten
stehen“, so der österreichische Greenpeace-Atomexperte Niklas 
Schinerl.
   Die Greenpeace Analyse kritisiert die IAEO für ihre Äußerung, 
Strahlendosen von 100 bis 250 Millisievert (mSv) würden das 
Gesundheitsrisiko nur um einen kleinen Prozentsatz erhöhen. Dass ein 
geringer Prozentsatz auch für tausende von Menschen 
Gesundheitsprobleme oder sogar den Tod bedeuten kann, wie heute noch 
an den Folgen von Tschernobyl zu sehen ist, würde dabei verharmlost. 
Aus Sicht der Umweltschutzorganisation wiederholt sich mit dieser 
Konferenz die Geschichte: Auch nach Tschernobyl erklärte die IAEO, es
sei wichtig, die Sicherheit soweit wie menschenmöglich zu erhöhen und
das Vertrauen  der Öffentlichkeit in die Atomenergie wieder 
herzustellen.
   Achtung Redaktionen: Christoph von Lieven ist 24. Juni 2011 in 
Wien. Sie erreichen ihn unter +49 (0) 171 – 87 80 802, Niklas 
Schinerl unter Tel. +43 664 2126704. Pressesprecher Daniel Eckold 
unter +49 (0) 176-181 88 104. Greenpeace-Bewertung der IAEO-Konferenz
unter: http://gpurl.de/Bewertung-IAEO-Konferenz.
