Die Stabilität der deutschen Stromversorgung hat 
sich trotz des Atomausstiegs verbessert. Das ist das Ergebnis einer 
Kurzstudie des Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag des 
Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy. Obwohl in der ersten Halbzeit 
des 2011 begonnenen und auf elf Jahre angelegten Atomausstiegs 
bislang neun Reaktoren mit einer Leistung von rund zehn Gigawatt 
weitgehend durch wetterabhängige erneuerbare Energien ersetzt wurden,
ist die Stromversorgung deutlich seltener ausgefallen. Zudem mussten 
die Netzbetreiber seit 2011 weit seltener Ungleichgewichte mit so 
genannter „Regelleistung“ ausgleichen. Energy Brainpool führt dies 
auf eine bessere nationale und internationale Zusammenarbeit der 
Übertragungsnetzbetreiber sowie auf eine Stärkung des kurzfristigen 
Stromhandels zurück.
   „Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung der europäischen 
AKW-Lobby, die Atomkraft garantiere eine besonders stabile 
Stromversorgung, ist falsch“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei 
Greenpeace Energy. Derzeit planen zahlreiche europäische Staaten den 
Bau von Atomkraftwerken. Großbritannien will im Herbst endgültig über
den Bau des AKWs Hinkley Point C entscheiden, Ungarn plant am 
Standort Paks einen Reaktorbau mit russischer Beteiligung.
   Für die Bewertung der Versorgungssicherheit hat Energy Brainpool 
mehrere Faktoren betrachtet: Laut dem von der Bundesnetzagentur 
jährlich erhobenen Index – dem so genannten SAIDI – summierte sich 
die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung hierzulande im Jahr 
2014 auf rund zwölf Minuten – deutlich kürzer als vor dem 
Atomausstieg: 2010 fiel der Strom noch knapp 15, im Jahr 2006 sogar 
mehr als 21 Minuten aus. „Ein hoher Anteil konventioneller 
Erzeugungsleistung – etwa aus Kernkraft – garantiert kein hohes 
Niveau an Versorgungssicherheit“, so das Fazit von Studienleiter 
Thorsten Lenck.
   Auch im internationalen Vergleich mit klassischen Atomländern 
schneidet Deutschland mit seinem relativ hohen Anteil erneuerbaren 
Stroms gut ab: Frankreich (81 Prozent Atom) und Ungarn (36 Prozent) 
kamen 2013 auf Ausfallzeiten von jeweils rund 68 Minuten. In 
Großbritannien (19 Prozent) fiel der Strom im Schnitt für immerhin 55
Minuten aus.
   Im Jahr 2011 hatte die deutsche Bundesregierung den Atomausstieg 
beschlossen. Die seitdem abgeschalteten AKWs deckten mehr als zehn 
Prozent der Spitzenlast in Deutschland ab. Parallel dazu stieg der 
Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von damals 20 auf 
inzwischen deutlich über 30 Prozent.
   Die aktuelle Untersuchung zeigt zudem, dass sich klimaschädliche 
Kohlekraftwerke als Reserve für abgeschaltete AKWs schrittweise 
ersetzen lassen: „Bereits 2020 kann eine effiziente Steuerung bei 
Biomasseanlagen, Haushalten und Industrieanlagen die Spitzennachfrage
um bis zu 4,4 Gigawatt reduzieren“, so Lenck. Entsprechend seltener 
müssten dann fossile Kraftwerke die so genannte „gesicherte Leistung“
bereitstellen. Eine weitere Schlüsselrolle zur Absicherung der 
Stromnachfrage könnten laut Energy Brainpool künftig 
Speichertechnologien wie Windgas (Power-to-Gas) übernehmen. Windgas 
nutzt überschüssigen Ökostrom, um Wasserstoff herzustellen, der im 
Gasnetz gespeichert, verbraucht oder in Gaskraftwerken wieder 
verstromt werden kann – die Technologie eignet sich damit auch, um 
Stromüberschüsse im Netz kostengünstiger abzufedern.
   „Die Politik muss dringend dafür sorgen, dass eine flexible und 
dezentrale Technologie wie Windgas künftig nicht nur mithilft, 
Atomstrom zu ersetzen, sondern mittelfristig auch fossile Reserven 
verzichtbar machen kann“, sagt Sönke Tangermann. Dies könne sogar die
Versorgungssicherheit weiter stärken. Denn, so ein weiteres Fazit der
Kurzstudie: „Während die Schwankungen bei wetterabhängigen 
erneuerbaren Energien in der Regel gut ausgeglichen werden, können 
bestimmte Wetterereignisse bei konventionellen Kraftwerken die 
Versorgungssituation verschärfen.“
   So mussten in den besonders heißen Sommern 2006 und 2007 mehrere 
deutsche Kohlekraftwerke gedrosselt oder gänzlich abgeschaltet 
werden, damit die Flusstemperaturen durch das Kühlwasser nicht über 
die zulässigen Grenzwerte anstiegen. Und niedrige Pegelstände von 
Flüssen führten bei Kohlekraftwerken im Dezember 2015 zu 
Versorgungsengpässen, weil die Meiler nicht mehr per Schiff mit Kohle
beliefert werden konnten.
   Redaktioneller Hinweis: Die Kurzstudie von Energy Brainpool finden
Sie zum Download in deutscher und englischer Sprache unter 
www.greenpeace-energy.de/presse.html
Pressekontakt:
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Christoph Rasch
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