Silvia Bender, Leiterin Biodiversität beim Bund für Umwelt und 
Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich der vom BUND eingereichten 
Klage gegen ein bienengefährliches Pestizid:
   Anmoderationsvorschlag: Ende Februar hat das Bundesamt für 
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 18 Pestizide bis Ende 
des Jahres für den deutschen Markt zugelassen. Und das, obwohl das 
Umweltbundesamt der Zulassung nicht zugestimmt hatte. Der Bund für 
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat jetzt gegen die 
Zulassung geklagt. Wir sprechen mit der Abteilungsleiterin 
Biodiversität beim BUND, Silvia Bender, über diese Klage.
   Erste Frage: Frau Bender, worum geht es bei der Klage des BUND 
genau?
   O-Ton 1 (Silvia Bender, 36 Sek.): Der BUND hält die Zulassung der 
18 Pflanzenschutzmittel für rechtswidrig. Das Zulassungsverfahren für
Pestizide in Deutschland setzt voraus, dass auch das Umweltbundesamt 
sein Einvernehmen erteilt. In diesem Fall hat das Umweltbundesamt 
dieses Einvernehmen daran gebunden, dass Landwirte, die die Pestizide
einsetzen wollen, gleichzeitig Maßnahmen zum Schutz der biologischen 
Vielfalt ergreifen müssen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und 
Lebensmittelsicherheit hat sich über diese Einschränkung 
hinweggesetzt. Deswegen sind wir der Meinung, dass die Zulassung 
rechtswidrig ist.
Zweite Frage: Um welche Pestizide geht es?
   O-Ton 2 (Silvia Bender, 17 Sek.): Der BUND klagt gegen ein 
Insektengift, das den Wirkstoff alpha-Cypermethrin enthält. 
Alpha-Cypermethrin ist ein Nervengift, das die Insekten über die 
Körperoberfläche aufnehmen. Es führt zu Krampfanfällen, Lähmungen und
schließlich zum Tod.
Dritte Frage: Warum klagt der BUND speziell gegen dieses Pestizid?
   O-Ton 3 (Silvia Bender, 43 Sek.): Zum einen wollen wir mit unserer
Klage exemplarisch feststellen lassen, dass das Zulassungsverfahren 
ohne Einvernehmen des Umweltbundesamtes rechtswidrig ist. Zum anderen
ist der Wirkstoff des Pestizids als bienengefährlich eingestuft 
worden. Anfang Mai hat der Weltbiodiversitätsrat mit seinem Bericht 
gezeigt, wie katastrophal die Lage der biologischen Vielfalt 
weltweit, aber auch in Deutschland, ist. Wir halten es vor diesem 
Hintergrund für unverantwortlich, ein bienengefährliches Pestizid 
zuzulassen. Stattdessen brauchen wir mehr Maßnahmen zum 
Insektenschutz in der Agrarlandschaft. Dazu gehört es, dass Landwirte
weniger Pestizide einsetzen und dass das Pestizidzulassungsverfahren 
überarbeitet wird.
   Vierte Frage: Wie müsste die Pestizidzulassung dem BUND zufolge 
geregelt werden?
   O-Ton 4 (Silvia Bender, 44 Sek.): Im Pestizidzulassungsverfahren 
müssen ökologische Auswirkungen des Pestizideinsatzes stärker 
berücksichtigt werden. Für Insekten heißt das, dass nicht nur die 
tödliche Wirkung angeschaut werden darf, sondern auch Auswirkungen, 
die nicht direkt zum Tode führen, wie zum Beispiel das Verlieren der 
Orientierung. Auf europäischer Ebene liegen dazu Vorschläge vor, 
nämlich die Bienenleitlinie. Allerdings wurde deren Verabschiedung 
gerade auf Druck der Agrarindustrie und einiger Mitgliedstaaten um 
mindestens zwei Jahre verschoben. Das ist aus unserer Sicht 
unverantwortlich. Wir fordern von der Bundesregierung, dass sie sich 
für eine schnellere Verabschiedung einsetzt oder alternativ eine 
Nachbesserung im nationalen Zulassungsverfahren angeht.
   Fünfte Frage: Was sind denn mögliche Alternativen zum Einsatz von 
Pestiziden?
   O-Ton 5 (Silvia Bender, 27 Sek.): Zu allererst wäre es wichtig, 
dass die Landwirtschaft wieder auf breitere Fruchtfolgen setzt. Das 
heißt, dass man nicht Mais nach Mais nach Mais anbaut, sondern dass 
man auf derselben Fläche die Kulturart häufiger wechselt. Das würde 
auch den Druck, Pestizide anzuwenden, deutlich vermindern. Der 
Öko-Landbau zeigt auf zehn Prozent der Fläche, wie man Landwirtschaft
ohne Pestizide betreiben kann. Davon kann die konventionelle 
Landwirtschaft noch einiges lernen.
Abmoderationsvorschlag: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Bender.
Der O-Ton (Audio) als Download:
www.bund.net/pestizidklage_audio 
Interview: 2:57 Minuten 
Alle O-Töne können Sie als mp3-Datei herunterladen und für 
Medienberichte verwenden.
Weitere Informationen zum Thema
   BUND-Hintergrund zum Widerspruchsverfahren: 
www.bund.net/widerspruch-pestizide 
   BUND-Umfrage zur Regelung der Pestizidzulassung in Europa: 
www.bund.net/umfrage_pestizidzulassung_europa 
   BUND-Umfrage zum Insektensterben finden Sie unter: 
www.bund.net/insektensterben-umfrage 
Aktuelle Kampagne des BUND: www.lass-brummen.de
Pressekontakt:
Silvia Bender, BUND-Abteilungsleiterin Biodiversität, Tel.: 
030-27586-511, E-Mail: silvia.bender@bund.net bzw. Katrin Matthes, 
BUND-Pressereferentin, Tel.: 030-27586-531; E-Mail: presse@bund.net, 
www.bund.net
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