Der Verlust der Artenvielfalt könnte zum Verlust
der Lebensgrundlagen führen. Darauf macht die Deutsche Bundesstiftung
Umwelt (DBU) anlässlich des Tages des Artenschutzes am 3. März
aufmerksam. „Artenschutz gelingt aber nur, wenn auch wertvolle
Lebensräume geschützt werden“, gibt Alexander Bonde,
DBU-Generalsekretär, zu bedenken. Die Flächen des Nationalen
Naturerbes seien Inseln der biologischen Vielfalt. Von den
deutschlandweit 156.000 Hektar (ha) Naturerbeflächen trägt das DBU
Naturerbe, eine Tochtergesellschaft der DBU, die Verantwortung für 70
Flächen mit 69.000 ha. Hier sollen sich einerseits Wälder langfristig
unbeeinflusst vom Menschen zu wildem Wald entwickeln. Andererseits
werden wertvolle waldfreie Flächen wie Heidelandschaften
bewirtschaftet, zum Beispiel durch Schafbeweidung. Bonde: „Über diese
Doppelstrategie stellen wir sicher, dass der naturschutzfachliche
Wert erhalten oder sogar verbessert wird.“ Welche Maßnahmen konkret
umgesetzt werden, wird in Naturerbe-Entwicklungsplänen festgelegt.
Artenschwund ist zentrale Herausforderung unserer Zeit
Der unvermindert anhaltende Artenschwund ist wie der Klimawandel
eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Das haben
Wissenschaftler um den schwedischen Forscher und Träger des Deutschen
Umweltpreises der DBU, Prof. Dr. Johan Rockström, der ab Herbst eine
der beiden leitenden Funktionen des Potsdam Instituts für
Klimafolgenforschung inne hat, mit dem Konzept der „planetaren
Belastungsgrenzen“ dargestellt. Innerhalb dieser Grenzen könne
menschliche Entwicklung stattfinden, ohne die Lebensgrundlagen zu
zerstören. Nach den aktuellen Roten Listen der Tier- und
Pflanzenarten sind beispielsweise von den in Deutschland vorkommenden
rund 3000 Farn- und Blütenpflanzen bereits 30 Prozent gefährdet. Zu
den Hauptursachen gehören Lebensraumveränderungen wie
Biotopzerstörung, Aufforstung von Offenlandlebensräumen,
Entwässerung, intensive Bewirtschaftung und Nährstoffeinträge, aber
auch die Aufgabe von extensiven Nutzungsformen. Gerade hier setze die
DBU gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner, der Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben (BImA), Sparte Bundesforst, an, indem sie Wälder
und waldfreie Gebiete sowie wertvolle Feuchtgebiete und Moore erhält
und weiterentwickelt.
Naturnahe Waldentwicklung fördern – Wildnis zulassen
Die DBU Naturerbeflächen wurden ehemals zumeist militärisch
genutzt: Als Truppenübungsplätze, Munitionslager oder auch
Versorgungseinrichtungen waren sie für die Bevölkerung meist nicht
zugänglich. Häufig handelt es sich um relativ große, unzerschnittene
Räume, die mehr oder weniger stark vom Menschen beeinflusst wurden.
„Waldgebiete wollen wir möglichst schnell einer natürlichen
Entwicklung zuführen“, erklärt Prof. Dr. Werner Wahmhoff, fachlicher
Leiter des DBU Naturerbes. „Wir leisten damit einen Beitrag zur
Biodiversitäts-Strategie des Bundes.“ Danach soll bis 2020 der
Flächentanteil der Wälder mit natürlicher Entwicklung fünf Prozent
der Waldfläche in Deutschland betragen. Wahmhoff: „Wir helfen der
Natur auf den DBU-Naturerbeflächen mitunter aktiv auf die Sprünge:
Aus naturfernen Kiefern- und Fichtenmonokulturen werden naturnahe
Wälder mit hohem Laubbaumanteil. Sind sie naturnah, bleiben sie sich
selbst überlassen. Dadurch wächst der Alt- und Totholzanteil, und die
ökologische Funktion des Waldes wird gestärkt.“ Die Roten Listen
zeigen, dass vor allem die Tier- und Pilzarten überproportional stark
gefährdet sind, die auf solche naturnahen Wälder spezialisiert sind.
Dazu zählen auch seltene Vogelarten wie der Schwarzspecht und der
Zwergschnäpper, die ihre speziellen Waldlebensräume auf verschiedenen
DBU-Naturerbeflächen vorfinden.
Artenreiche Offenlandflächen durch extensive Bewirtschaftung
erhalten
Eine andere Herangehensweise habe sich für die artenreichen
Offenlandflächen als zielführend erwiesen. „Wenn wir diese Flächen
sich selbst überlassen, werden die artenreichen Heidelandschaften und
Grünlandflächen nach und nach verbuschen und mit Gehölzen zuwachsen.
Dann finden darauf angepasste und seltene Arten wie Heidelerche,
Ziegenmelker und Neuntöter keinen Lebensraum mehr“, gibt Wahmhoff zu
bedenken. Daher sei es wichtig, diese Lebensräume dauerhaft durch
schonende Pflegemaßnahmen wie Schafbeweidung oder Mahd zu erhalten
und ihren Zustand zu verbessern. Gleichzeitig beschäftige sich das
DBU Naturerbe intensiv mit dem Feuchtgebietsmanagement. Wahmhoff:
„Gewässer- und Feuchtgebiete sind Ökosysteme mit
Schnittstellenfunktion zwischen verschiedenen Lebensräumen. Sie
beheimaten eine Vielzahl häufig hochspezialisierter
Lebensgemeinschaften mit zahlreichen gefährdeten und gesetzlich
geschützten Arten.“ Vor allem unverbauten Bächen und Flüssen mit
natürlichem Gewässerlauf komme aufgrund ihrer ökologischen Funktion
als Wander- und Ausbreitungskorridor für eine große Anzahl von Arten
eine besondere Bedeutung für die Biotopvernetzung zu. Zielsetzung sei
daher insbesondere die Wiederherstellung des Wasserhaushaltes auf den
Flächen.
Naturerbe-Entwicklungspläne legen Management für zehn Jahre fest
„Der Rahmen für die Naturschutzziele auf den einzelnen
DBU-Naturerbefläche ist in den mit Bund und Ländern abgestimmten
Leitbildern festgelegt“, erklärt Privatdozentin Dr. Heike Culmsee,
Leiterin der Naturerbe-Entwicklungsplanung auf DBU-Naturerbeflächen.
„Im Planungsprozess werden dann Biotop- und Artendaten erhoben und
für jede Fläche geeignete Maßnahmen festgelegt. Dabei wird die
Doppelstrategie angewendet: Es erfolgt eine Abwägung, auf welchen
Teilflächen eine natürliche Waldentwicklung stattfinden und wo genau
artenreiche Lebensräume durch extensive Bewirtschaftung erhalten
werden sollen.“ Als fachliche Grundlage für das Flächenmanagement hat
ein Plan eine Umsetzungsdauer von 10 Jahren. Die Pläne werden mit dem
jeweiligen Land und dem Bundesamt für Naturschutz abgestimmt. Danach
werden sie vor Ort in enger Zusammenarbeit mit den
Bundesforstbetrieben der BImA und weiteren Partnern umgesetzt. Zwei
Naturerbe-Entwicklungspläne für die DBU-Naturerbeflächen Marienfließ
und Woldeforst wurden kürzlich verabschiedet. Im Laufe dieses Jahres
werden weitere Naturerbe-Entwicklungspläne für DBU-Naturerbeflächen
in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen
und Bayern folgen.
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