Vattenfall macht mit der Müllverbrennungsanlage 
Rugenberger Damm (MVR) in Hamburg-Altenwerder offenbar höhere Gewinne
als bisher angenommen. Berechnungen von Wirtschaftsprüfern im Auftrag
des NDR Fernsehmagazins „Panorama 3“ (Sendung: Dienstag, 21.15 Uhr, 
NDR Fernsehen) haben ergeben, dass die Anlage bis 2019 bis zu 233 
Millionen Euro Gewinn erzielt haben wird. Das entspricht einer 
langfristigen Umsatzrendite von durchschnittlich rund 20 Prozent, 
wenn die jetzige Entwicklung sich fortsetzt. Nachdem bekannt geworden
war, dass die Anlage unter der Köhlbrandbrücke allein 2010 rund 20 
Millionen Euro Gewinn und eine Umsatzrendite von sagenhaften 42,5 
Prozent erwirtschaftet hatte, hatte Mehrheitseigner Vattenfall Europe
noch behauptet, die hohen Erträge seien eine Momentaufnahme.
   Man müsse die verlustreichen ersten Jahre der MVR in die 
Gesamtbewertung einfließen lassen, so die Argumentation der 
Verantwortlichen von Vattenfall. Für „Panorama 3“ haben 
Wirtschaftsanwalt Hans Peter Lange aus Celle und der Uelzener 
Wirtschaftsprüfer Hermann Spils ad Wilken deshalb alle 
Jahresabschlüsse der Müllverbrennungsanlage seit 1995 ausgewertet und
auf Basis heutiger Ergebnisse bis 2019 hochgerechnet. Sie kommen 
dabei auf eine Umsatzrendite von rund 20 Prozent – und die lässt 
selbst die erfahrenen Wirtschaftsexperten staunen: „Wenn ich mir 
diese Zahlen ansehe, muss ich sagen, dass ich keine Branche kenne, 
die ähnlich hohe Umsatzrenditen macht“, resümiert Hans Peter Lange. 
Vattenfall kann sich also langfristig auf Rekordgewinne freuen.
   Pikant: Möglich gemacht werden diese sicheren hohen Renditen auch 
durch langfristige Verträge, mit denen sich die niedersächsischen 
Landkreise Harburg, Stade, Rotenburg (Wümme) sowie der Heidekreis 
Mitte der Neunziger an die MVR gebunden hatten. Darin hatten sie der 
Anlage bis ins Jahr 2019 feste Abnahmemengen und vor allem feste 
Verbrennungspreise zugesichert. Dass die MVR einmal derart hohe 
Gewinne macht, damit hatte man damals offenbar nicht gerechnet. 
Aufgrund der Verträge ist es nun nicht möglich, flexibel darauf zu 
reagieren und die Verbrennungspreise anzupassen. Es bleibt beim 
Festpreis, mit der Konsequenz: Die Bürger bezahlen die nicht 
durchdachte langfristige Bindung seit Jahren mit überhöhten 
Müllgebühren.
   Björn Hoppenstedt, Kreisrat beim Landkreis Harburg: „Wir haben 
derzeit keine Möglichkeit aus dem Vertrag rauszukommen. Das ist 
juristisch überprüft worden. Der Vertrag ist über 20 Jahre 
abgeschlossen, zu einem bestimmten Preis und zu einer bestimmten 
Liefermenge. Aus heutiger Sicht würde man einen solchen Vertrag nicht
noch einmal abschließen.“ Hoppenstedt hofft nun, in Gesprächen mit 
der Politik in Hamburg noch etwas für die Bürger zu erreichen. Bisher
sind alle Versuche gescheitert, langfristig eine Absenkung des 
Verbrennungspreises zu erreichen.
   Auf Anfrage weist Vattenfall gegenüber „Panorama 3“ darauf hin, 
dass eine seriöse langfristige Prognose aus Sicht des Unternehmens 
nicht möglich sei. Man räumt aber ein, „dass die durchschnittliche 
Umsatzrendite bis zum Ende der Vertragslaufzeit 2019 steigen wird, 
soweit keine unvorhersehbaren Ereignisse eintreten“. Weil die Anlage 
älter werde, könnten unter Umständen häufiger Störungen oder teure 
Reparaturen anfallen.
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