Damals Sputnik, heute Fukushima: Warum sollten es die Deutschen nicht schaffen, die 
Katastrophe in Japan für eine neue Welle technologischer Innovationen zu nutzen? Fest 
steht, dass wir bei allen Gefahren die andere Energiequellen bergen, nicht vergessen 
dürfen, dass radioaktiver Müll von keiner Regierung der Welt Jahrtausende kontrolliert 
werden kann.
 
Es ist nicht zu bestreiten, dass es eine risikolose Welt ohne Unfälle, ökologische Schäden 
und Opfer nicht geben wird. Entscheidend ist aber die Beherrschbarkeit von Risiken zu 
Lebzeiten. Beim Atomausstieg geht es nicht um Technikfeindlichkeit, Hysterie oder 
Kulturpessimismus. Es geht um die Frage des „Zivilisationsrisikos“, wie es Peter Becker in 
seinem Buch „Aufstieg und Krise der deutschen Stromkonzerne“ ausgedrückt hat. Jedes 
Atomkraftwerk, ob es nun in die Luft fliegt oder nicht, produziert jahrhundertelang 
strahlenden Abfall.
Die veraltete, anmaßende und rückständige Atomenergie ist ein vergiftetes und nicht zu 
steuerndes Erbe für die Zukunft. Wir sollten also aufhören, die Ablehnung der 
Atomenergie als ökoromantisch, technikfeindlich oder angstgetrieben abzuqualifizieren. 
Sie ist das genaue Gegenteil.
Auch wenn es jetzt mit dem Fukushima-Schock einen noch radikaleren Wandel des 
Meinungsklimas gibt. Es gibt keine Befunde, dass die Menschen in Deutschland in einer 
Angststarre verharren. Warum sollte es jetzt technologisch nicht einen extremen Schub 
geben wie nach dem so genannten Sputnik-Schock?
Allen sollte klar sein, dass wir mit barfüßigen Propheten und Ökopredigern die 
Energiewende nicht schaffen werden. Das ist eine Aufgabe für Ingenieure, Erfinder, 
Tüftler, Netzwerkspezialisten, Hersteller von Elektronikprodukten, Planern, 
Wissenschaftlern und Unternehmensgründern. Wir brauchen eine Effizienzrevolution, die in 
den vergangenen 200 Jahren durch technologischen Fortschritt ausgelöst wurde. In 
diesem Zeitraum hat sich die Arbeitsproduktivität verzwanzigfacht, wie Ernst Ulrich von 
Weizsäcker nachgerechnet hat. Ähnliches ist auch mit der Ressourcenproduktivität 
möglich. Es geht also nicht nur um die Umstellung auf erneuerbaren Energien, es geht 
auch nicht um einen Kampf um Subventionen und Fördertöpfchen.
So errichtete das Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums in Bonn ein neues 
Bürogebäude, das im Winter über eine Geothermieanlage vollständig mit Energie aus dem 
Erdreich aus Tiefen von rund 120 Metern beheizt wird. Wird dem Erdreich im Winter 
Wärmeenergie zur Beheizung des Gebäudes entzogen, wird dort gleichzeitig automatisch 
Kälte eingelagert. Sie wird nur teilweise zur Kühlung der IT-Räume benötigt. Der 
verbleibende Teil kann zur Kühlung der Büros herangezogen werden. „Haushalte, Firmen, 
Gemeinden können schon seit einiger Zeit ihre Energie selber produzieren und damit 
positive Geschäftsmodelle errichten. Damit schafft man robuste und dezentrale Systeme. 
Beginnend bei Fahrzeugen und Haushalten, über Firmen, Gemeinden, Kreisen, 
Bundesländern hin zu Staaten und Kontinenten“, so die Überzeugung des 
Netzwerkspezialisten Bernd Stahl von Nash Technologies.
Für den Atomausstieg sind Untergangspropheten und Dogmatiker schlechte Ratgeber. 
Auch sollten wir Menschen misstrauen, die uns definitive und universelle Lösungen 
vorgaukeln. „Jedes menschliche Problem hat viele Lösungen, und Humanität beweist sich 
in dem Mut, den eingeschlagenen Weg konsequent, aber in dem Bewusstsein zu gehen, 
dass es auch andere Wege gibt, die nicht weniger berechtigt sind“, führt der Publizist 
Henning Ritter aus. Zurückhaltung, Bescheidenheit und weniger lärmende Besserwisserei 
führen zu Überlegenheit und Überzeugung. Auf internationalem Parkett sollten wir wieder 
lernen, kleine Brötchen zu backen, das kann der Weg zu Einfluss sein, so der Ratschlag 
von Ritter. Auch in der Energiepolitik!
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