Der Bayer-Konzern kämpft nach den Gerichtsverfahren
um das Pestizid Glyphosat nun auch mit einer Welle 
Schadenersatzklagen wegen der hochgiftigen Chemikalie PCB. Die 
US-Stadt Baltimore verklagt das Tochterunternehmen Monsanto, weil die
wahrscheinlich krebsauslösende Substanz ihre Gewässer belaste.
   Die Firma müsse Schadenersatz etwa für die Reinigung des Hafens 
und eines Sees des 600.000-Einwohner-Orts an der amerikanischen 
Ostküste zahlen, heißt es in der Klageschrift, die der Tageszeitung 
„taz“ (Freitagausgabe) vorliegt. Die Klageschrift nennt zwar keinen 
Betrag, laut Stadtverwaltung hat Monsanto aber „mindestens zig 
Millionen Dollar“ („at least tens of millions of dollars“) Schäden 
angerichtet.
   14 ähnliche Klagen liegen der Kommune zufolge bereits von anderen 
Städten wie San Diego oder Seattle und auch von Bundesstaaten vor. 
Der Staat Oregon etwa verlangt 100 Millionen Dollar. Monsanto ist 
darüber hinaus dem neuen Bayer-Geschäftsbericht zufolge „mit einer 
Vielzahl von Klagen“ wegen mutmaßlich durch PCBs verursachte 
Gesundheits- und Vermögensschäden von Personen konfrontiert. Allein 
2016 zahlte das Unternehmen für Vergleiche in solchen Fällen nach 
eigenen Angaben 280 Millionen Dollar.
   Damit droht dem Leverkusener Chemiekonzern Bayer ein weiteres 
erhebliches Prozessrisiko, weil er vergangenes Jahr Monsanto 
übernommen hat. Die US-Tochter muss sich außerdem beispielsweise 
gegen rund 11.000 Schadensersatzklagen wegen mutmaßlich durch ihr 
Pestizid Glyphosat verursachte Krebserkrankungen wehren.
   Polychlorierte Biphenyle, kurz PCB, sind industriell erzeugte 
Chlorverbindungen. Sie wurden zum Beispiel in Elektrogeräten wie 
Transformatoren und Kondensatoren, als Hydraulikflüssigkeit sowie als
Weichmacher in Lacken verwendet. Die Chemikalien gelangten in die 
Umwelt, indem sie beispielsweise aus Farben ausgasten oder als 
PCB-haltige Maschinen unsachgemäß entsorgt wurden. Sie sind 
langlebig, reichern sich in Organismen an und verteilen sich auf der 
ganzen Welt.
   Monsanto habe seit Jahrzehnten gewusst, dass PCBs entweichen und 
dann solche Schäden anrichten können, schreiben die Anwälte der 
Stadt. Doch „Monsanto hat diese Tatsachen verheimlicht und weiter 
PCBs produziert“ bis zu deren Verbot in den USA im Januar 1979.
   Die Stadt beruft sich darauf, dass die US-Umweltbehörde PCBs als 
„wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hat. Die 
Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation halte die 
Chemikalien sogar für eindeutig krebserregend. Laut Umweltbehörde 
hätten PCBs auch die Fortpflanzungsfähigkeit sowie das Immun-, 
Nerven- und Hormonsystem  von Versuchstieren geschädigt.
   Bayer teilte der taz auf Anfrage lediglich mit: „Monsanto hat die 
Produktion von PCB vor mehr als 40 Jahren eingestellt. Wir prüfen 
derzeit die Klage der Stadt Baltimore, sind aber davon überzeugt, 
dass die Vorwürfe unbegründet sind und werden uns in diesem Verfahren
entschieden verteidigen.“
jma/ksc
   Volltext: 
http://www.taz.de/Verseuchung-durch-Chemikalie-PCB/!5576091/
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