Moderne Mobilität – was gehört dazu, was nicht?
Allgemein, News Freitag, Dezember 1st, 2023Der Markt für elektrisch betriebene Fahrzeuge boomt. Im Jahr 2022
wurde die Marke von 400 Milliarden US-Dollar überschritten. Noch während der zweiten Dekade ist eine Umsatzverdopplung zu erwarten, Statista nennt a. a. O. schon für 2028 eine Zielmarke von über 770 Milliarden US-Dollar.
Dabei ist das Elektroauto nur eine Facette einer grundlegenden Mobilitätswende im Bereich der Personenbeförderung. Im innerstädtischen Bereich lösen Minimalismus und Passgenauigkeit die herkömmliche Mobilität ab. Leihfahrräder, E-Bikes und E-Scooter sind heute aus den Innenstädten nicht mehr wegzudenken, Tendenz klar steigend.
Urbane Mobilitätswende als Zukunftstrend
Das Frankfurter Zukunftsinstitut vertritt in 2023 bereits die These vom Übergang von der auto- zur menschenzentrierten urbanen Verkehrskultur. Das ebenso gewohnte wie ungeliebte Bild von Blechlawinen, die zähfließend auf ein- bis zweispurige Straßen der Innenstädte niedergehen, ist glücklicherweise das eines Auslaufmodells.
Das wichtigste Argument dafür liefert elementare Geometrie. Breite und Länge eines PKW stehen außer Verhältnis zur Fläche, die der Fahrer mit einem Bike oder Scooter benötigte. Entsprechendes gilt für den Bedarf an Parkfläche und in der zeitlichen Dimension für den Zeitaufwand für Parkplatzsuche und fußläufigen Transit zwischen Parkplatz/Parkhaus und Ziel.
Reduktion von CO2-Fußabdruck und innerstädtischem Smog sind weitere Motivationen für die Abkehr vom im Innenstadtbereich ineffizienten, überdimensionierten Verkehrsmittel PKW.
Findet die Mobilitätswende bereits bei Studenten und den aktuell Berufstätigen statt, werden nachfolgende Generationen das klassische innerstädtische Verkehrschaos nur noch aus Geschichtsbüchern kennen. Für sichere Verkehrszonen abseits des Straßenverkehrs ausgelegte E-Scooter für Kinder bieten heute bereits unterhalb des Führerscheinalters den passenden Einstieg in die moderne Mobilität.
Öffentlicher Personennahverkehr alleine ist kein Allheilmittel
Im Zuge grüner Initiativen wird der ÖPNV oft kategorisch zur Lösung aller Verkehrs- und Umweltprobleme innerstädtischer Mobilität hochstilisiert. Dies entspringt Mengenabschätzungen der Art: mehr Menschen auf weniger Verkehrsmittelfläche gleich Verkehrsentlastung plus CO2-Reduktion.
Die Sicht des Nutzers in der Abwägung Individualverkehr versus ÖPNV ist hingegen eine andere:
- Der ÖPNV ist getaktet, der Individualverkehr nicht.
- Der ÖPNV ist an Haltestellen gebunden, Individualverkehr ist grundlegend passgenau zur kürzesten Wegstrecke.
- Busse auf innerstädtischen Fahrbahnen sind rollende Verkehrshindernisse. Das Abgas, das der Bus einspart, wird stattdessen vom Stau hinter ihm produziert.
Ein Beispiel aus Hamburg, einer Stadt, die europaweit für ihr gut ausgebautes ÖPNV-Netz bekannt ist:
Sowohl der Hamburger Hauptbahnhof als auch der Stephansplatz liegen am innerstädtischen Ring 1. Zu Fuß ist die Strecke Google Maps zufolge entlang des Rings in 17 Minuten zu bewältigen. Die Fahrplanauskunft des Hamburger Verkehrsverbunde HVV empfiehlt die U-Bahn – und nicht etwa eine Buslinie! – mit Umweg und insgesamt 10 Minuten Wegdauer, darin eingeschlossen 4 Minuten Fußweg. Nicht vom HVV erwähnt ist die Ansicht der wenig einladenden Tiefen des Hamburger Untergrundes.
Mit dem Rad aber lässt sich die Strecke oberirdisch individuell in 6 Minuten bewältigen, einschließlich einer Aussicht auf Außen- und Binnenalter.
Aus diesen Rahmenbedingungen und Nebenwirkungen des ÖPNV heraus ist es erklärlich, warum trotz politischer Bemühungen zu dessen Ausbau das E-Bike
ähnliche jährliche Wachstumsprognosen wie der Gesamtsektor E-Mobilität aufweist.
Der ÖPNV ist dort sinnvoll, wo ansonsten das Auto unentbehrlich wäre, er ist aber kein Ersatz für moderne, individuelle urbane Mobilitätslösungen.
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