Auf der heutigen Jahres-Pressekonferenz des 
Wirtschaftsrates der CDU e.V. bezieht Präsident Prof. Dr. Kurt J. 
Lauk Stellung zu den Themen Energiepolitik und EU-Schuldenkrise und 
stellt die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage mit rund 2.500 Teilnehmern 
vor. Lauk erklärt:
I. Energiekonsens muss noch erarbeitet werden
   „Es reicht nicht, dass sich Bundesregierung, Bundestag und 
Bundesrat auf den Ausstieg und über den Zeitpunkt des Ausstiegs aus 
der Kernenergie verständigen. Wir brauchen Verlässlichkeit und 
Klarheit, wie wir die Energie-Infrastruktur – Speicher, Netze, 
Kraftwerke – so ausbauen, dass wir die neuen Energien auch 
rechtzeitig und sicher integrieren können. Eines ist zwingend: Wir 
können aus den alten Strukturen nicht aussteigen, bevor die neuen 
stehen. Jeder nationale Alleingang zerstört den europäischen 
Binnenmarkt. Importverbote sind ein Schritt in die Isolation. Der 
Schutz der Bevölkerung kann nur gelingen, wenn wir europaweit aus der
Kernenergie aussteigen. 40 von 146 Kernkraftwerken stehen in bis zu 
50 Kilometern Entfernung zu unserer Grenze.
II. Paradigmenwechsel beim Umgang mit der EU-Schuldenkrise
   Die Bevölkerung hat bisher die Europäische Union immer mit mehr 
Wohlstand verbunden. Jetzt müssen wir zum ersten Mal in der 
Geschichte Sparprogramme auflegen, um Europa zu retten. Die gefühlte 
Wohlstandsvernichtung führt nunmehr zu Europa-Verdrossenheit. Der 
Wirtschaftsrat fordert:
– Hilfeleistungen an Pleiteländer darf es nur geben, wenn bei ihnen  
  niedrigere Sozialleistungen als in den Geberländern gezahlt werden.
– Hilfeleistungen dürfen zudem nur gewährt werden, wenn die 
  Nehmerländer in ihren Verfassungen eine rigide Schuldenbremse nach 
  deutschem Muster verankern.
– Die G20 muss endlich die zentralen Probleme im Weltfinanzsystem 
  lösen: die Hedge-Fonds müssen reguliert werden. Der Handel mit 
  Derivaten muss transparent gemacht und über die Börsen abgewickelt 
  werden.
III. Union als Europapartei
   Bei der Bewältigung der EU-Schuldenkrise wie bei der Energiewende 
muss die Union ihre Expertise als Europapartei nutzen und bewahren. 
Die SPD hat mehrfach historisch versagt in der Europapolitik: 
Rot-Grün hat den Stabilitätspakt massiv aufgeweicht und damit die 
Grundlage für die heutige Misere gelegt. Die SPD forderte in der 
EU-Krise noch immer schnellere und höhere Hilfsleistungen für 
Pleitestaaten, hat sich aber dann 2010 im Bundestag aus der 
Verantwortung durch Enthaltung entzogen.
   Die Union muss alles daran setzen, zu verhindern, dass die Bürger 
noch weiter Vertrauen in die EU verlieren. Wir brauchen daher mehr 
Offenheit und Solidität. Die Union ist gut beraten den Bürgern offen 
zu sagen: Es lohnt sich, den Euro zu retten. Aber sie muss dem Bürger
auch reinen Wein einschenken und die Kosten benennen. Jedes 
Unternehmen bildet Bürgschaften in seiner Bilanz ab. Teilweise mit 
Rückstellungen. Im Bundeshaushalt haben wir bisher nichts davon 
gesehen. Auch in der Energiepolitik ist die Union als Europapartei 
gefordert. Die Energiewende kann nur gemeinsam von den europäischen 
Partnern gemeistert werden. Ein nationaler Alleingang würde im Fiasko
enden. 
IV. Forsa-Umfrage
   Der Wirtschaftsrat hat mit Forsa vom 11. bis zum 18. Mai 2011 
seine Mitglieder befragt. Mit den Antworten von rund 2500 
Führungskräften ist diese Umfrage erneut eine der repräsentativsten 
Stimmungsbarometer der Wirtschaft in unserem Land.
   Mit dem wirtschaftspolitischen Profil der CDU sind nur noch 44 
Prozent, mit dem der CSU nur noch 37 Prozent sehr zufrieden 
beziehungsweise zufrieden. Es folgen die FDP mit 24, die Grünen mit 
elf und die SPD mit fünf Prozent. Das heißt im Umkehrschluss: Mehr 
als die Hälfte der Mitglieder des Wirtschaftsrates ist mit dem 
Wirtschaftsprofil der Union nicht zufrieden. Bei uns schrillen die 
Alarmglocken!
   Der Wirtschaft brennen vor allem die Themen „Energiewende“ (90 
Prozent), die „europäische Schuldenkrise“ (87 Prozent) und der 
„Fachkräftemangel“ (84 Prozent) auf den Nägeln. Erfreulich ist, dass 
die „Kreditversorgung“, die in der Wirtschafts- und Finanzkrise eine 
große Rolle spielte, „nur“ noch von 40 Prozent als Sorge mit sehr 
hoher und hoher Priorität eingestuft wird. Dennoch: 40 Prozent sind 
40 Prozent zu viel.
   Unentschieden ist die deutsche Wirtschaft bei der „Energiewende“: 
47 Prozent halten die Absicht der Bundesregierung, so schnell wie 
möglich aus der Kernenergie auszusteigen, für richtig, 50 Prozent 
sind dagegen. Einigkeit herrscht jedoch in der Beurteilung der 
Prämissen, die von der Bundesregierung bei dem verkündeten „Ausstieg 
mit Augenmaß“ eingehalten werden sollten:
– Wenn Ausstieg, dann keine Importe von Atomstrom aus dem Ausland. 87
  Prozent sagen, dass ein Ausstieg erst erfolgen soll, wenn dies 
  gesichert ist.
– Wenn Ausstieg, dann nicht zu Lasten der Schuldenbremse. 79 Prozent 
  wollen die Haushaltskonsolidierung nicht für die „Energiewende“ 
  opfern.
– Wenn Ausstieg, dann nicht finanziert durch Steuer- oder 
  Abgabenerhöhungen. Diese halten nur fünf Prozent für angemessen. 57
  Prozent dagegen fordern Einsparungen und Umschichtungen im Haushalt
  zur Finanzierung der Energiewende.
– 72 Prozent wünschen sich eine konzertierte Aktion, um europaweit 
  auszusteigen.
   Die deutsche Wirtschaft macht sich Sorgen um die Zukunft der 
Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland. Mehr als 
die Hälfte der befragten Unternehmer befürchtet die Abwanderung 
energieintensiver Unternehmen und halten die deutschen 
Klimaschutzziele für gefährdet.
   Der Wirtschaftsrat hat niemals die Frage des Ausstiegs aus der 
Kernenergie mit einem Volksentscheid klären wollen. Es ging uns 
darum, die Hürden für den Ausbau der Energieinfrastruktur abzubauen 
und die Bereitschaft der Bürger zur Beschleunigung der 
Genehmigungsverfahren zu testen. Unser Gutachter, Prof. Degenhardt 
aus Leipzig, hat festgestellt, dass Volksentscheide zu diesem Thema 
nicht möglich und Volksbefragungen nicht rechtsverbindlich sind. 
Daher ist die Idee obsolet.“
   Der Wirtschaftsrat legte auf der Pressekonferenz umfassende 
Vorschläge für einen „Zukunftspakt Industrieland Deutschland“ vor.
   Lesen Sie unsere gesamten Informationen zur Jahrespressekonferenz 
unter: http://ots.de/g3err
Pressekontakt:
Wirtschaftsrat der CDU e.V.
Erwin Lamberts 
Pressesprecher
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