Greenpeace-Analyse
   Die von der Bundesregierung eingesetzte Monopolkommission hat 
heute eine umfassende Bewertung der Energiewende und des 
Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) vorgenommen. Die Kommission 
schlägt in ihrem Sondergutachten „Wettbewerb in Zeiten der 
Energiewende“ ein Quotenmodell nach schwedischem Vorbild vor. Den 
Vorschlag erklärt Greenpeace Energieexperte Niklas Schinerl:
Wie funktioniert ein Quotenmodell?
   Das Quotenmodell ist ein Mengenmodell. Dabei legt der Staat einen 
fixen Anteil Erneuerbarer Energien fest, der über einen bestimmten 
Zeitraum hinweg von Produzenten und Netzbetreibern erzeugt und 
verkauft werden muss. Um die Quote zu kontrollieren, wird der 
Ökostrom zertifiziert. Mit diesen handelbaren Grünstromzertifikaten 
weisen die Akteure die Einhaltung der vorgegebenen Menge nach. Wurde 
die Quote nicht erfüllt, können Strafzahlungen fällig werden.
Ist die Quote in Nachbarstaaten erfolgreicher als das EEG?
   Nein. Das EEG hat den Ausbau der Erneuerbaren Energien in 
Deutschland deutlich erfolgreicher gefördert als es der Quote in 
anderen Ländern gelungen ist. In Großbritannien etwa wurden mit dem 
Quotenmodell die angestrebten Ausbauquoten erneuerbarer Energie nicht
erreicht. Zudem lagen die Kosten der Windenergie deutlich höher als 
in Deutschland. Inzwischen hat die britische Regierung beschlossen, 
ihr Fördersystem in Richtung Festvergütung (EEG) zu verändern. Auch 
in Schweden hat das Quotenmodell zu einem vergleichsweise langsamen 
Ausbau der Erneuerbaren geführt. Die Erzeugung Erneuerbarer Energien 
insgesamt ist in Deutschland in den vergangenen Jahren rund neunmal 
so schnell gestiegen wie in Schweden. Die erzeugte Menge an 
Windenergie in Deutschland übertrifft die in Schweden um den Faktor 
zwölf.
Senkt das Quotenmodell die Kosten?
   Im Gegenteil. Laut einer Studie des Instituts für 
ZunkunftsEnergieSysteme (IZES) steigen die Kosten für die Förderung 
der Erneuerbaren mit einem Quotensystem im Vergleich zum jetzigen EEG
sogar. Dafür führt das IZES drei Gründe an: Risikoaufschläge durch 
Investoren aufgrund einer geringeren Investitionssicherheit, ein 
höherer Speicherbedarf angesichts einer größeren Zentralisierung von 
Erneuerbaren Energien, sowie höhere Kosten für die Herstellung von 
Anlagen aufgrund einer geringeren Ausbaudynamik.
Welche Form der Energieerzeugung fördert ein Quotenmodell?
   Das Quotenmodell fordert automatisch die aktuelle günstigste 
Produktionsform Erneuerbarer Energien, da Stromversorger eben diesen 
Strom einkaufen werden. Das klingt zunächst gut, birgt aber einen 
grundlegenden Nachteil gegenüber dem EEG. Letzteres hat in 
Deutschland zu einer breiten Diversifikation Erneuerbarer Energien 
(bisher Wind, Solar, Biomasse, Wasser und Offshore-Wind) geführt, 
deren Vernetzung den Bedarf an Speicherkapazitäten schon heute senkt.
Durch ein Quotenmodell würde in Deutschland vor allem die Windenergie
an Land, als derzeit günstigste Erneuerbare Energie ausgebaut. Diese 
Windenergieanlagen würden sich auf bestimmte Regionen konzentrieren. 
Entsprechend blieben die enormen Vorteile einer dezentralen und 
technisch diversifizierten Ökostrom-Erzeugung ungenutzt. Weiterhin 
würde eine Quote die weitere Entwicklung von heute noch teuren aber 
künftig wichtigen Technologien wie Offshore-Windenergie ersticken.
Wer profitiert von einem Quotenmodell?
   Vor allem große Energieversorger wie RWE, Eon, Vattenfall oder 
EnBW, die genug Kapital besitzen, um die Risiken des Quotenmodells zu
schultern. Kleinere Stadtwerke oder Energiegenossenschaften etwa 
würden künftig nicht in eine Solaranlage investieren, wenn sie 
riskieren müssen, dass nach Fertigstellung womöglich eine andere Form
von Ökostrom günstiger geworden ist und sie für ihren Strom keine 
Abnehmer mehr finden. Verlierer wären vor allem die Bürger im Land 
und die Kommunen, die bislang über ganz Deutschland vom Ausbau der 
Erneuerbaren Energien profitieren. Das EEG hat die Erneuerbaren 
Energien zu Bürgerenergien gemacht. Ihre Wertschöpfung kommt bislang 
größtenteils den Kommunen zugute. Gleichzeitig haben sie für mehr 
Wettbewerb auf dem Markt gesorgt. Millionen Deutsche besitzen 
entweder selbst Anlagen, die grünen Strom erzeugen, oder haben sich 
an solchen Anlagen beteiligt. Dies ist aus Ländern mit Quotensystem 
nicht bekannt. Dort ist die Zahl der Akteure meist sehr begrenzt, was
die Akzeptanz von etwa Windkraftanlagen schwinden lässt.
Was schlägt Greenpeace angesichts steigender Strompreise vor?
   Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat sich bewährt und sollte nicht 
leichtfertig durch ein anderes Fördermodell ersetzt werden. 
Gleichwohl kann die Bundesregierung etwas gegen steigende Strompreise
tun. Bei der Förderung der Erneuerbaren Energien braucht Deutschland 
keine Ausbaubremse, sondern eine Abzockbremse für Privathaushalte. 
Denn diese werden stark benachteiligt. Die Regierung muss dafür 
sorgen, dass sinkende Börsenpreise an die Privathaushalte 
weitergegeben und die Rabatte für die Industrie auf tatsächlich 
betroffene Unternehmen begrenzt werden. Zudem fordert Greenpeace von 
der Regierung, den Ausbau Erneuerbarer Energien bei der Stromsteuer 
nicht genauso hoch zu belasten wie Kohle- und Atomstrom, die hohe 
Folgekosten für die Gesellschaft verursachen. Schließlich müssen in 
einer Reform des EEG auch die Vergütungssätze für Windenergie und 
andere Technologien soweit möglich abgesenkt werden. Insgesamt würden
die Kosten für die Verbraucher im nächsten Jahr damit sogar deutlich 
gegenüber 2013 sinken.
   Für Rückfragen erreichen Sie Niklas Schinerl unter Tel. 0151-6282 
0237. Internet: http://www.greenpeace.de.
