Industrie rechnet sich die Erreichung der 
Klimaschutzziele schön – BDI verkennt essentielle Bedeutung der 
Energieeffizienz für die deutsche Wirtschaft – Deutsche Umwelthilfe 
fordert von der nächsten Bundesregierung wirksame Maßnahmen, um die 
notwendige Entwicklung eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050
deutlich zu beschleunigen
   Eine geleakte Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen 
Industrie (BDI) mit dem Namen „Klimapfade für die deutsche Industrie“
stellt die zentrale Bedeutung der Energieeffizienz für das Erreichen 
eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 in Frage. Die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) geht davon aus, dass die Studie zu einem taktisch 
günstigen Zeitpunkt zwischen Bundestagswahl und Koalitionsbildung 
veröffentlicht werden soll, um so die Klimaschutzbemühungen in der 
nächsten Legislatur zu untergraben. Dazu Sascha Müller-Kraenner, 
Bundesgeschäftsführer der DUH:
   „Der BDI offenbart mit dieser Studie, dass er bereits deutlich 
sichtbare Folgen des Klimawandels in Houston und in den Alpen in Kauf
nimmt, um seine Interessen zu sichern. Das Klimaschutzziel von Paris 
wird mit den in der BDI-Studie berechneten Klimaschutzszenarien 
möglicherweise auf dem Papier erreicht. Die Realität sieht leider 
anders aus. Allen in der Studie berechneten Szenarien liegt die 
Annahme zugrunde, dass der Energiebedarf für Raumwärme in Gebäuden 
infolge der Klimaerwärmung bis zum Jahr 2050 um circa 13 Prozent im 
Vergleich zu 2015 sinkt. Die Vorstellung, dass der Klimawandel zu 
einem niedrigeren Energiebedarf und damit verbundenen 
Treibhausgasminderungen sowie geringeren Energiekosten in Gebäuden 
führen wird, ist nicht nur zynisch, sondern auch falsch. Das 
Gegenteil ist der Fall. Es wird zu steigenden Energiebedarfen und 
Kosten für Kühlung kommen. Das heißt, auch in Deutschland werden 
immer mehr energiefressende Klimaanlagen benötigt.“
   Ausgehend von dieser falschen Annahme kommt die BDI-Studie zu dem 
Ergebnis, dass zur Erreichung der Klimaziele eine nennenswerte und 
schnelle Anhebung der Sanierungsrate auf über zwei Prozent im Bestand
nicht nötig sei. Dazu Barbara Metz, Stellvertretende 
Bundesgeschäftsführerin der DUH:
   „Die energetische Sanierungsrate von Bestandsgebäuden muss auf 
deutlich über zwei Prozent jährlich gesteigert werden, um die 
Klimaziele zu erreichen. Auch in Zukunft wird die Mehrheit der 
Menschen in Deutschland in Bestandsbauten leben, weshalb der 
energetischen Ertüchtigung im Bestand eine zentrale Rolle zukommt. 
Aktuell liegt hier die Sanierungsrate bei unter einem Prozent und es 
herrscht ein regelrechter Sanierungsstau. Hier muss die Politik klare
Anreize setzen, um Sanierungen in Deutschland attraktiv zu machen. 
Die Förderung muss weiterentwickelt, verstetigt und vereinfacht 
werden. Ein weiteres sehr wirksames Mittel wäre die steuerliche 
Absetzbarkeit von Sanierungsmaßnahmen, die bereits in der laufenden 
Legislatur versprochen wurde. Spätestens die neu gewählte 
Bundesregierung muss sich darum kümmern, um ein klares Signal für den
Klimaschutz zu setzen.“
   Schlussendlich fehlt in der BDI-Studie dann auch die Unterstützung
für ein weiteres sehr zentrales Reformvorhaben: Klare 
Rahmenbedingungen sowie Planungssicherheit durch ein klimapolitisch 
anspruchsvolles Gebäudeenergiegesetz. Hier spricht sich die Studie 
sogar gegen die Notwendigkeit einer Anhebung des 
Energieeffizienz-Standards für den Neubau ab 2021 aus.
   „Hier vertritt der BDI ganz klar nicht die Interessen der 
Unternehmen in Deutschland, die in moderne energieeffiziente Technik 
und Klimaschutz investieren möchten, sondern die der Bau- und 
Immobilienwirtschaft, die eine Verteuerung des Bauens und steigende 
Kosten fürchtet“, so Müller-Kraenner weiter. „Dabei spielen 
Energieeffizienzstandards bei den gesamten Baukosten eine 
untergeordnete Rolle und sind keinesfalls die Kostentreiber beim 
Neubau. Das Bundesbauministerium rechnet bei Mehrfamilienhäusern mit 
3,3 Prozent und bei Einfamilienhäusern mit 4,2 Prozent 
Steigerungsrate für die seit 2016 geltenden Anforderungen der 
Energieeinsparverordnung. Andere Faktoren wie zum Beispiel ein 
überhitzter Markt, gestiegene Grund- und Grunderwerbssteuern, 
Grundstückspreise, Anforderungen an Barrierefreiheit fallen bei der 
Verteuerung des Bauens deutlich stärker ins Gewicht. Die Gebäude, die
heute entstehen, werden vor dem Jahr 2050 nicht wieder saniert. Daher
müssen sie bereits heute möglichst mit dem langfristigen 
Klimaschutzziel für 2050 konform sein. Zwingend notwendig ist eine 
ambitionierte Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes mit der Anhebung 
des Energieeffizienz-Standards für den Neubau auf mindestens 
KfW-Effizienzhaus 40-Standard. Außerdem müssen Anforderungen an die 
energetische Gesamteffizienz von Gebäuden auch weiterhin mit 
ambitionierten Anforderungen an den Wärmeschutz einhergehen. Nur so 
kann das Prinzip „Efficiency First“ konsequent angewendet werden und 
der Wärmebedarf so weit abgesenkt werden, dass die notwendige Basis 
für eine hundertprozentige erneuerbare Wärmeversorgung im Gebäude 
geschaffen wird. Gerade für die effiziente Kopplung der Sektoren 
Strom und Wärme mittels elektrischer Wärmepumpen bedarf es zunächst 
eines guten Wärmeschutzes. Nur mit Effizienz und Erneuerbaren 
zusammen werden die Pariser Klimaziele erreicht und eine starke 
Klimaerwärmung, mit der der BDI offenbar schon rechnet, verhindert.“
Links:
   Gegenüberstellung von Kernaussagen der BDI-Studie und 
DUH-Positionen: http://l.duh.de/p170907a
Mehr zum Thema: http://www.duh.de/energie_gebaeude/
Pressekontakt:
Kontakt: 
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 240086774, 0170 7686923, metz@duh.de
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