Unter Dieselabgasen leidende Bürger sollen unter 
www.duh.de/abgasalarm bisher unbeachtete Hot-Spots der 
Luftverschmutzung melden – DUH wird im Februar zeitgleich an 500 
Orten bzw. Stadtteilen die Belastung der Atemluft mit dem 
Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) messen – Amtliches Messnetz 
mit 247 verkehrsnahen Messstationen reicht nicht aus, um das Ausmaß 
der NO2-Belastung in Deutschland ausreichend zu erfassen – DUH wird 
an doppelt so vielen verkehrsnahen Punkten wie das Umweltbundesamt 
die NO2-Werte ermitteln und aufzeigen, dass in weit mehr als den 
bisher bekannten 90 Städten gesundheitsschädliche Konzentrationen des
Abgasgifts die Luft verpesten – Umweltverband geht von mehreren 
hundert Städten und Gemeinden aus, in denen Diesel-Fahrverbote bzw. 
technische Nachrüstungen nötig sind, um die Schadstoff-Grenzwerte 
einzuhalten
   Das offizielle Messnetz für Stickstoffdioxid (NO2) ist mit 
bundesweit 247 verkehrsnahen Messstationen aus Sicht der Deutschen 
Umwelthilfe (DUH) zu grobmaschig, um das Ausmaß der NO2-Belastung in 
Deutschland ausreichend abzubilden. Die meisten der knapp über 11.000
Städte und Gemeinden in Deutschland wähnen sich somit als nicht vom 
Abgasproblem betroffen. Tatsächlich werden an stark befahrenen 
Straßen auch in mittelgroßen oder kleinen Gemeinden ähnlich hohe 
NO2-Konzentrationen gemessen, wie an Hauptverkehrsstraßen von 
Großstädten.
   Um unter schmutzigen Dieselabgasen leidenden Menschen an ihrem 
Wohnort, Arbeitsplatz, der Schule oder dem Kindergarten zu helfen, 
startet die DUH heute unter dem Motto „Decke auf, wo Atmen krank 
macht“ die bisher umfangreichste Messaktion für den Luftschadstoff 
NO2. Über die Internetadresse www.duh.de/abgasalarm können Bürger 
Straßenabschnitte in ihrer Gemeinde mit einer besonders hohen 
Luftverschmutzung melden. Unter den eingehenden Vorschlägen wählt die
DUH in einem ersten Schritt 500 Orte und freiwillige Helfer für die 
im Februar simultan durchgeführten Messungen der Luftqualität aus. 
Die Ergebnisse werden Mitte März 2018 erwartet.
   „Am Dieselabgasgift NO2 sterben in Deutschland vier Mal so viele 
Menschen wie durch Verkehrsunfälle. Wir möchten mit unserer 
Mitmach-Aktion den Bürgern eine Stimme geben, die abseits des viel zu
lückenhaften amtlichen Messnetzes an den Abgasen der Dieselfahrzeuge 
leiden und daher bisher keine Aussicht auf Verbesserung ihrer 
Lebenssituation haben“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der 
DUH. „Die Gefahr liegt in der Luft – und zwar nicht nur in den 90 
Städten mit amtlich bestätigten Grenzwertüberschreitungen. Wir gehen 
davon aus, dass wir durch unsere Messungen an 500 bisher nicht im 
Messnetz enthaltenen Orten mehrere hundert weitere Hot-Spots der 
Luftverschmutzung identifizieren können“, so Resch weiter.
   Regionale und örtliche Messungen von Rundfunkanstalten wie dem SWR
in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und dem RBB in Berlin sowie 
des Vereins Green City in München haben bereits einige Dutzend bisher
unbekannte NO2-Problemorte ermittelt. Es zeigte sich, dass auch in 
kleineren Gemeinden oder Randzonen von Großstädten vielerorts die 
Grenzwerte für das Dieselabgas NO2 teils erheblich überschritten 
werden.
   Für die vom 1. Februar bis zum 1. März 2018 geplanten Messungen 
setzt die DUH auf eine bewährte und amtlich zugelassene Technik. 
Mittels Passivsammlern wird die DUH in 500 Gemeinden bzw. Stadtteilen
in Deutschland die NO2-Belastung in der Atemluft ermitteln. Dabei 
wird die DUH auch viele Orte untersuchen, in denen bisher nur die 
sogenannte „Hintergrundbelastung“ erfasst wurde. „Es ist ein bis 
heute andauerndes Ärgernis, dass in zahlreichen deutschen Gemeinden 
bei der Luftverschmutzung aus Dieselmotoren absichtlich weggeschaut 
wird, indem die amtlichen Messstellen fernab in Parkanlagen oder auf 
der grünen Wiese platziert wurden, von wo sie dauerhaft niedrige 
Werte melden“, sagt Resch. Von den 535 amtlichen Messstationen des 
Umweltbundesamtes sind nur 247 „scharf gestellt“, das heißt an 
verkehrsnahen Orten aufgestellt. „288 amtliche Messstationen messen 
praktisch nur das Hintergrundrauschen. Durch das lückenhafte Messnetz
leiden viele hunderttausend Menschen in Deutschland unerkannt an zu 
hohen Dieselabgaswerten. Sie werden damit im Unklaren gelassen über 
die Gefahren in der Atemluft ihrer Lebensumgebung“, kritisiert Resch.
   Laut eines im Herbst 2017 von der EU-Kommission veröffentlichten 
Berichts der Europäischen Um-weltagentur ist NO2 für jährlich 12.860 
vorzeitige Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Dabei ist der 
EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid zum Schutz der menschlichen 
Gesundheit bereits seit 2010 einzuhalten. Die DUH klagt derzeit 19 
Städten für saubere Luft und hat alle bisher entscheidenden Verfahren
gewonnen. Doch auf Druck der Autokonzerne weigert sich die 
Bundesregierung bisher, ebenso wie auch alle von der DUH beklagten 
Landesregierungen, die in Gerichtsentscheidungen benannten 
notwendigen Maßnahmen zur Wiederherstellung einer „Sauberen Luft“ für
unsere Städte zu ergreifen und die Bürger wirksam vor den giftigen 
Dieselabgasen zu schützen.
   „Anfang Februar plant Bundeskanzlerin Angela Merkel den nunmehr 
vierten Diesel-Gipfel in fünf Monaten. Nicht einmal die Finanzierung 
der den Gemeinden versprochenen eine Milliarde Euro Sofortmittel für 
die Beseitigung der Luftverschmutzung ist geklärt. Und auf eine 
behördlich angeordnete technische Nachrüstung als einzig wirksame 
Maßnahme, den neun Millionen von Diesel-Fahrverboten bedrohten 
Besitzern von Euro 5+6 Diesel-Pkw zu helfen, verzichtet die 
Bundesregierung auf Druck von BMW, Daimler und Volkswagen. Mit 
Micky-Maus-Software-Updates und Bewilligungsbescheiden nur für neue 
Maßnahmenpläne wird die Luft nicht sauber.“
   Die DUH fordert flächendeckende Messungen, auch an Kitas, Schulen 
und anderen Orten, die täglich passiert werden und an denen Menschen 
leben.
   Da moderne Euro 5+6 Diesel-Pkw mit ihren Stickoxid-Emissionen 
erheblich zur Vergiftung der Atemluft beitragen, müssen diese 
technisch nachgerüstet oder mittels Fahrverboten von der Einfahrt in 
belastete Gebiete ausgesperrt werden.
   Da sich Deutschland bislang unter anderem weigert, 
Diesel-Fahrverbote zu erlassen, hat die EU-Kommission bereits 2015 
ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Am 25. Januar 2018 
entscheidet sie über die Klageerhebung vor dem Europäischen 
Gerichtshof gegen die Bundesrepublik Deutschland. Am 22. Februar 2018
verhandelt das Bundesverwaltungsgericht Leipzig über die Zulässigkeit
von Diesel-Fahrverboten.
Hintergrund:
   Die Messungen mit Passivsammlern sind ein international 
anerkanntes Messverfahren, das auch von den zuständigen Landesämtern 
ergänzend angewandt wird. Die DUH arbeitet für ihre Messaktion mit 
dem akkreditierten schweizerischen Analyselabor Passam AG zusammen. 
Das Labor wird auch die Auswertung vornehmen.
   Passivsammler sind kleine Röhrchen, in denen sich eine chemische 
Substanz befindet, die die Messkomponente – in Fall der DUH-Messung 
Stickstoffdioxid (NO2) – bindet. Sobald das Röhrchen geöffnet wird, 
wird der Messprozess in Gang gesetzt. Der Wert der NO2-Konzentration 
in der Luft wird durch eine chemische Analyse nach Ablauf des 
Messzeitraumes ermittelt.
   Pro Messort wird mit zwei Passivsammlern gemessen, um 
Fehlmessungen auszuschließen. Der Messzeitraum von vier Wochen 
entspricht den Standards und ermöglicht ein valides Ergebnis ohne 
nennenswerten Einfluss saisonaler Schwankungen.
Ablauf:
   Über ein Anmeldeformular unter www.duh.de/abgasalarm kann der DUH 
mitgeteilt werden, an welchen Orten gemessen werden sollte. Der 
Schwerpunkt wird auf Orten oder Stadtteilen mit hohem 
Verkehrsaufkommen liegen. Gerade in stark befahrenen 
Straßenschluchten mit wenig Luftaustausch, an Straßenkreuzungen oder 
-einmündungen ist die Stickstoffdioxidbelastung oft besonders hoch. 
Einsendeschluss für die vorgeschlagenen Messorte ist der 21. Januar 
2018.
Links:
Informationen zur Mitmach-Aktion: www.duh.de/abgasalarm 
Hintergrundpapier Klagen für Saubere Luft: http://l.duh.de/p180110
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de
DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf 
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