Im Waldcasino: Der FSC fordert endlich klare Schritte zu mehr naturnaher Waldwirtschaft (FOTO)

Experimente im Wald dürfen nicht fortgeführt werden. Öffentliche
Hilfen für Waldbesitzer müssen an verbindliche Bedingungen für
Waldumbau geknüpft werden. Der FSC Deutschland fordert endlich mutige
Erweiterungen des Masterplans Wald und klare Schritte zu mehr
naturnaher Waldwirtschaft.

In der aktuellen öffentlichen Debatte um den Zustand des Waldes
fordern immer mehr Waldbesitzer und Forstexperten Steuergelder für
Waldbesitzer zur Linderung der aktuellen Notlage im Wald. FSC
Deutschland unterstützt die Bestrebungen der verantwortlichen
Regierungsvertreter, dem Wald und den Waldbesitzer*innen aus der
Krise zu helfen. Diese langfristige Hilfe mit Steuermillionen
rechtfertigt sich jedoch nur dann, wenn sie für den konsequenten
Aufbau naturnaher Wälder verwendet wird.

„Wir brauchen eine Abkehr von Monokulturen mit Baumarten, die
nicht zu den jeweiligen Standorten und dem Ökosystem passen. Ziel von
Förderungen darf nicht die bloße Wiederherstellung des aktuellen
Zustandes im Wald sein oder die Kompensation für bewusste
Risikoentscheidungen der Waldbesitzer. Es muss ein klares
waldbauliches Ziel verfolgt werden. Dies kann nur auf naturnahe und
stabile Waldökosysteme hinauslaufen, alles andere gleicht einem
Waldcasino. Deshalb muss der Maßstab für jede Form der Förderung von
waldbaulichen Maßnahmen ein konsequenter Waldumbau hin zu naturnahen
Wäldern sein,“ fordert Dirk Riestenpatt, Vorsitzender FSC
Deutschland.

Bereits seit 20 Jahren gilt in Deutschland der FSC Standard für
eine verlässliche nachhaltige Forstwirtschaft. Seitens vieler
Waldbesitzer wurde und wird dieser Standard jedoch vielfach als zu
wenig ertragsorientiert abgetan. Zahlreiche Experten sowie Mitglieder
und Unterstützer von FSC Deutschland gehen davon aus, dass ein
konsequenter Waldumbau in den letzten 20 Jahren in Deutschland dazu
beigetragen hätte, dass die aktuellen Probleme in Deutschlands
Wäldern nicht erst dieses Ausmaß angenommen hätten.

Riestenpatt formuliert klare Bedingungen, wenn mit Steuergeldern
den Waldbesitzer*innen geholfen werden soll: „Es muss gerade dort ein
Sinneswandel für naturnähere und damit stabilere Wälder über
Förderinstrumente initiiert werden, wo diese Konzepte bisher aus
unterschiedlichen Beweggründen nicht beachtet wurden. Aktuelle
wissenschaftliche Erkenntnisse, insbesondere zur Entwicklung der
Böden und der Nährstoffnachhaltigkeit, müssen Grundlage für die
Ausgestaltung von Waldbewirtschaftung über alle Eigentumsarten hinweg
werden. Dazu gehört ein heimisches Baumartenspektrum, das über großes
Anpassungs- und Reaktionsvermögen verfügt.“

Die Waldbewirtschaftung nach den Regeln des FSC Deutschland bietet
hier einen klaren Handlungsrahmen. Daraus lassen sich fünf
Kernelemente ableiten, welche auf über 11% der deutschen Waldfläche
erfolgreich angewendet werden und damit bereits heute einen Beitrag
zu klimagerechter Waldwirtschaft leisten. Da diese auf Basis eines
breiten gesellschaftlichen Konsenses erarbeitet wurden und sowohl von
Waldbesitzern als auch von Gewerkschaften und Umweltverbänden
unterstützt werden, bieten sie sich auch als Grundlage für
öffentliche Förderungen an. Kernelemente sind:

1. Naturnahe Baumartenwahl
2. Wälder mit hohen Holzvorräten und ausreichend Biotop- und Totholz
3. Extensive Befahrung mit schweren Maschinen im Wald
4. Naturverjüngung wird vorrangig gefördert, Wildbestände werden
angepasst
5. Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln

Im Programm zur Klimaanpassung deutscher Wälder erörtert FSC, was
durch den Deutschen FSC-Standard in Bezug auf Klimastabilität bereits
gefordert wird (siehe: http://ots.de/TwIcss).

Zu lange haben Waldbesitzer*innen noch in den letzten 20 Jahren,
trotz bekannter Alternativen und im klaren Wissen um ein hohes
Ausfallrisiko, auf Monokulturen mit Fichten und Kiefern gesetzt,
allein mit dem Verweis auf notwendige Rendite. Bis heute ist die
Fichte in Süddeutschland bei Baumschulen die gefragteste Baumart.
Hier zeigt sich, dass bis zur jetzigen Waldkrise das Bewusstsein für
einen notwendigen nachhaltigen Waldumbau vielfach nicht vorhanden und
die Risikobereitschaft hoch ist. Nun stehen weite Waldflächen
wirtschaftlich kurz vor dem wirtschaftlichen Totalschaden und die
Gesellschaft soll das eingetretene Risiko übernehmen.

Aus Sicht von Dirk Riestenpatt, der bereits seit vielen Jahren auf
der Leitungsebene des Landesbetriebes BerlinerForsten entsprechende
Konzepte nach FSC-Standard umsetzt, ist klar: „Nur wenn
sichergestellt werden kann, dass ausschließlich Forstbetriebe eine
staatliche Förderung erhalten, die sich der „Herausforderung
Klimakrise“ im weiteren Sinne stellen, gelingt es Wald in Deutschland
dauerhaft zu stabilisieren. Dies bedeutet für viele Waldbesitzer
jedoch ein ganz grundsätzliches Hinterfragen ihres Betriebskonzepts.“

Über FSC

FSC ist die verlässlichste Organisation für die Absicherung
wichtiger Umwelt- und Sozialstandards im Wald. Mit weltweit gültigen
Standards, der beispiellosen Einbindung aller relevanten
Interessengruppen und der Unterstützung durch namhafte Unternehmen
sowie anerkannte unabhängige Umwelt- und Sozialorganisationen, gilt
FSC als die glaubwürdigste Lösung für nachhaltige Waldwirtschaft. Die
Zertifikatsvergabe erfolgt nach einer erfolgreichen Prüfung durch
unabhängige Dritte, die min. jährlich wiederholt wird. Weltweit sind
rund 200 Millionen Hektar Wald FSC-zertifiziert.

Über FSC Deutschland

In Deutschland sind rund 1,36 Million Hektar Wald FSC zertifiziert
und rund 3.750 Unternehmen verfügen über eine Zertifizierung ihrer
Produktkette nach den FSC Standards (Stand: April 2019). In deutschen
Wäldern steht der FSC u.a. für eine Waldwirtschaft, die den Wald
nicht übernutzt, die biologische Vielfalt fördert und ohne
Kahlschläge, Gentechnik und Pestizide auskommt. FSC setzt sich hier
für die Mehrung natürlicher Mischwälder, die Schonung des Waldbodens,
für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme ein. Damit sind
FSC-zertifizierte Wälder stabiler in einem sich wandelnden Klima und
können als Ökosystem mehr CO² langfristig binden. Für die Menschen im
Wald sichert FSC faire Entlohnung und mehr Bürgerbeteiligung im Wald.

Pressekontakt:
Lars Hoffmann, Tel.: 0761 – 386 53 68, E-Mail:
lars.hoffmann@fsc-deutschland.de

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