Robert Habeck, Kandidat für den Grünen-Vorsitz, 
hat seine Partei aufgefordert, Sorgen der Deutschen vor Veränderung 
ernst zu nehmen. Die Grünen dürften „nicht den Fehler machen, Ängste 
vor Identitätsverlust als kleinbürgerlich oder spießig abzutun“, 
sagte der schleswig-holsteinische Umwelt- und Landwirtschaftsminister
im Gespräch mit dem stern. Es sei auch Aufgabe seiner Partei, diesen 
Menschen Halt zu geben. „Auch die, die nicht in den Biomarkt gehen 
und weiter Currywurst essen wollen, müssen sich anerkannt fühlen“, so
Habeck.
   Gleichzeitig fordert der Grüne die Politik dazu auf, den Sorgen 
der Menschen aktiver zu begegnen. „Wir setzen diesen Ängsten viel zu 
selten etwas entgegen, ein –Wir kriegen das schon hin–„, so Habeck. 
Sein Rat an die Parteien: „Wir müssen diese Verdruckstheit, diesen 
Pessimismus ablegen.“
   Der 48-Jährige bewirbt sich um einen der beiden Posten als 
Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Das bisherige Führungsduo aus 
Simone Peter und Cem Özdemir verzichtet auf dem Parteitag Ende Januar
in Hannover auf eine erneute Kandidatur. „Ich trete nicht als Realo 
oder Linker an, sondern als Kandidat für die gesamte Partei“, sagte 
Habeck dem stern. „Wir müssen diese Flügellogik endlich hinter uns 
lassen. Sie ist so Achtziger!“
   Voraussetzung für Habecks Kandidatur ist eine Änderung der 
Parteisatzung. Er hatte angekündigt, für eine Übergangsfrist neben 
dem Parteivorsitz sein Amt als Minister in der Kieler 
Jamaika-Koalition ausüben zu wollen. Dies hatte in der Partei für 
Diskussion gesorgt. Für ihn stehe hinter dieser Satzungsdebatte auch 
eine politische Frage: „Wollen wir die Erfahrungen von 
Regierungsgrünen für die Partei nutzen oder nicht?“, erklärte Habeck 
im Interview mit dem stern. Dies müsse seine Partei rasch klären, um 
dann wieder die Gesellschaft in den Blick zu nehmen. „Gerade weil die
SPD schwach und die CDU müde ist“, so Habeck. Darin bestehe für die 
Grünen eine große Chance. „Gesucht wird eine Partei, die angesichts 
einer erwartbar lahmen Großen Koalition, eine bindende Kraft in der 
linken Mitte entfalten kann, die Relevanz und Optimismus ausstrahlt.“
   Habeck gibt zu, dass er sich auch als Grüner nicht immer 
ökologisch korrekt verhalten könne. „Ich kaufe meine Biomilch schon 
mal bei Aldi“, bekennt der designierte Parteichef. Er halte ein 
„politisch durchgestyltes, spaßbefreites Leben“ nicht für 
erstrebenswert. „Es geht nicht darum, dass wir bessere Menschen 
werden, sondern eine bessere Politik machen.“
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