Woche der Umwelt: Experten diskutieren im Fachforum
Bedeutung der Flächen
   Was für die Naturschutzszene in Deutschland eine einmalige Chance 
darstellt, ist der breiteren Öffentlichkeit kaum ein Begriff: „Obwohl
das dritte Übertragungspaket geschnürt ist, ist das Nationale 
Naturerbe noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, 
meinte Adrian Johst. Als Koordinator der Strategiegruppe 
Naturschutzflächen des Deutschen Naturschutzringes (DNR) moderierte 
er gestern das Fachforum „Nationales Naturerbe: Ein Meilenstein für 
den Naturschutz in Deutschland“ bei der „Woche der Umwelt“ im Park 
von Schloss Bellevue. Ehemalige militärisch genutzte Liegenschaften, 
das Grüne Band oder auch Bergbaufolgelandschaften sind Teil dieser 
Bundesinitiative. „Das Besondere am Nationalen Naturerbe ist, dass 
die ehemalige Nutzung etwa durch das Militär für die Flächen 
charaktergebend war. Hier haben sich Lebensräume entwickelt, die in 
Deutschland selten geworden sind“, sagte Prof. Dr. Werner Wahmhoff, 
stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
(DBU).
   Seit 2008 überträgt der Bund insgesamt rund 156.000 Hektar 
Nationales Naturerbe an Länder, Stiftungen wie die DBU oder 
Naturschutzverbände, um die Natur dort langfristig zu schützen. Die 
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist mit Abstand die 
größte Flächengeberin.
   Die vier Podiumsgäste des Fachforums mussten nicht lang überlegen,
als Johst nach der Bedeutung der Initiative fragte: Für Dr. Elsa 
Nickel, Abteilungsleiterin für Naturschutz und nachhaltige 
Naturnutzung im Bundesumweltministerium, steht fest: „Für den 
Naturschutz sind die Naturerbeflächen des Bundes 
Premium-Schutzgebiete, vergleichbar mit den Nationalparken, für die 
die Länder zuständig sind.“ Das Nationale Naturerbe zeichne sich 
durch einen hohen Anteil an Naturschutzgebieten, FFH-Gebieten oder 
Vogelschutzgebieten aus. „Die Flächen sind von unschätzbarem Wert für
die Natur in Deutschland“, meinte Nickel. Bis auf wenige Ausnahmen 
würden alle Waldflächen des Nationalen Naturerbes der natürlichen 
Entwicklung überlassen. Damit werde wesentlich zum Erreichen der 
Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt beigetragen.
Danach soll sich auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands die Natur 
wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln können.
   „Die DBU hat sich mit der Übernahme von bislang 47 Flächen 
erstmals nicht nur fördernd, sondern aktiv in den operativen 
Naturschutz eingebracht“, erklärte Prof. Dr. Werner Wahmhoff. Die 
Stiftung gründete 2007 eine gemeinnützige Tochter, die DBU Naturerbe 
GmbH. Sie hat bislang rund 60.000 Hektar vom Bund übernommen. „Um 
dieses Erbe langfristig zu erhalten und zu optimieren, verfolgen wir 
zwei Strategien: Wälder sollen sich langfristig natürlich entwickeln.
Offenlandflächen wollen wir etwa mithilfe von Beweidung oder Mahd 
pflegen“, so Wahmhoff. Die Lebensräume im Naturerbe würden zur 
biologischen Vielfalt in Deutschland beitragen und vielerorts 
Biotopverbünde ermöglichen.
   „Die Flächen des Nationalen Naturerbes sind ein Schatz, den unsere
Försterinnen und Förster seit Jahrzehnten gepflegt und entwickelt 
haben“, betonte Axel Kunze, Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für 
Immobilienaufgaben (BImA). Mit ihrem Geschäftsbereich Bundesforst 
bleibt die BImA auch auf vielen Liegenschaften als Dienstleisterin 
aktiv, die an Länder, Stiftungen und Verbände übertragen wurden. 
„Unsere Fachleute sind derzeit für elf Träger des Nationalen 
Naturerbes auf über 70.000 Hektar im Einsatz“, erklärte Kunze. Hinzu 
kommen noch rund 30.000 Hektar, die die BImA im Rahmen der 
sogenannten Bundeslösung ohne einen Flächenempfänger 
naturschutzfachlich betreut und entwickelt.
   Dass die Flächen des Nationalen Naturerbes nunmehr im Sinne der 
Natur entwickelt werden und den Menschen mit einbeziehen, ist nach 
Meinung von Cajus Caesar, Mitglied im Haushaltsausschuss des 
Deutschen Bundestages und Vorsitzender des Naturerbe-Beirates für die
DBU-Tochter, ein wichtiger politischer Erfolg: „Sowohl 2005, als auch
2009 und 2013 war das Nationale Naturerbe Gegenstand der 
Koalitionsverträge.“ Ein weiteres Übertragungspaket mit 62 Flächen 
werde gerade vorbereitet, so Caesar. Die Strukturreform der 
Bundeswehr habe dazu geführt, dass nun auch viele Flächen im dicht 
besiedelten Westdeutschland zum Nationalen Naturerbe gehören. „Sie 
werden in Zukunft eine herausragende Rolle für den Naturschutz, aber 
auch für die Naherholung spielen, da einige in der Nähe von Städten 
liegen“, erklärte Nickel.
   Gerade die Flächen dieser 3. Tranche würden Flächenempfänger wie 
die DBU-Tochter vor neue Herausforderungen stellen: „Die Nähe zu 
Ballungsgebieten oder größeren Städten bringt mit sich, dass sich 
mehr Menschen für die Entwicklung der Flächen interessieren. Viele 
Menschen kommen mit der Natur dort in Berührung“, wusste Wahmhoff. 
Für Caesar stellt dies eine Chance dar, das Nationale Naturerbe 
verstärkt ins Bewusstsein und damit in die Mitte der Bevölkerung zu 
rücken. „Hier wird der Wert unserer Natur greifbar“, so der 
Bundestagsabgeordnete.
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