In nächster Zeit könnten die internationalen 
Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. Manche Kommentatoren 
erwarten, dass dies zu einem weiteren Verfall des Ölpreises führen 
würde. Andere halten entschieden dagegen, und es gibt tatsächlich 
gewichtige Gegenargumente. Texxol informiert.
   Eins ist klar: Erdöl ist eine begrenzte Ressource und von daher 
per se schon ein sehr wertvolles Gut. Ein Produkt, das bei weiterem 
Verbrauch immer wertvoller wird. Dass die Preise für Erdöl trotzdem 
nicht konstant in steiler Kurve aufwärts steigen, sondern stagnieren 
oder zeitweilig mehr oder weniger stark fallen, steht nicht gegen 
alle Marktgesetze, sondern ist Folge einer Vielzahl politischer 
Entscheidungen.
Das Atomprogramm und der Ölmarkt
   In Wien stehen ganz aktuell die Verhandlungen zwischen den 
Großmächten und dem Iran über dessen Atomprogramm kurz vor dem 
Abschluss. Eine Einigung würde unter anderem auch bedeuten, dass die 
von mehreren westlichen Ländern, insbesondere den USA und der EU, 
verhängten Sanktionen fortfallen. Zwar nicht alle sofort, aber 
stufenweise, ungefähr im Lauf der nächsten zwölf Monate.
   Das hat Rückwirkungen auf den Ölmarkt. Die Regierung in Teheran 
rechnet damit, ihre Erdölausfuhr bis zum Jahresende um rund eine 
Million Barrel pro Tag (bpd) steigern zu können. Das würde eine 
Verdoppelung des jetzigen Volumens bedeuten.
   Aber muss das zwangsläufig eine Verfestigung der gegenwärtigen 
Lage auf dem Energiemarkt zur Folge haben, die von einem 
„Überangebot“ und einem zwar seit einigen Monaten stabilisierten, 
aber im Vergleich mit früheren Jahren relativ niedrigen Ölpreis 
gekennzeichnet ist? Eine Reihe von Faktoren sprechen gegen diese 
Hypothese.
   Erstens entspräche die Menge, die der Iran zusätzlich zu 
exportieren hofft und die vermutlich zu optimistisch angesetzt ist, 
nur etwa 1,3 Prozent der aktuellen Weltproduktion an Rohöl. Das 
könnte selbst im negativsten Fall auf den internationalen Ölpreis nur
geringfügig durchschlagen.
   Zweitens hat die Teheraner Regierung in den letzten Monaten 
mehrmals deutlich gemacht, dass sie sich nicht auf einen 
Niedrigpreis-Wettbewerb insbesondere mit dem verfeindeten Nachbarland
Saudi-Arabien einlassen will. Tatsächlich hätte ein solcher 
Preiskrieg für beide Seiten negative Folgen.
   Drittens ist zwar selbstverständlich, dass der Iran nach Aufhebung
der Sanktionen danach streben wird, seinen früheren Marktanteil am 
internationalen Ölexport zurückzugewinnen. Teheran steht dabei jedoch
nicht unter akutem Zeitdruck: Als Ergebnis eines erfolgreichen 
Abschlusses in Wien würden alle zugunsten Irans geführten Konten 
freigegeben, die hauptsächlich aufgrund der internationalen 
Machtstellung der USA zum Teil schon seit vielen Jahren „eingefroren“
wurden. Gering geschätzt handelt es sich um mindestens 150 Milliarden
Dollar. Das entpricht ungefähr dem Dreifachen der derzeitigen 
jährlichen Einnahmen des Iran aus dem Erdöl-Export. Hinzu kommt, dass
Teheran nach Aufhebung der Sanktionen im vollen Umfang auf die 
laufenden Einnahmen aus dem Ölverkauf zugreifen kann, was gegenwärtig
nicht der Fall ist.
Mittelfristige Preissteigerungen möglich
   Mittelfristig könnte sich eine Beilegung des Konflikts um das 
iranische Atomprogramm sogar zugunsten einer Normalisierung des 
Ölpreises auf einem höheren als dem derzeitigen Niveau auswirken: Das
scheinbare „Überangebot“ auf dem Ölmarkt ist nicht zuletzt die Folge 
der politisch motivierten Entscheidung Saudi-Arabiens, über einen 
längeren Zeitraum mehr Öl zu exportieren als der reale Zustand seiner
Fördergebiete hergibt. Praktisch handelt es es sich dabei in erster 
Linie um einen Wirtschaftskrieg gegen den Iran und in gewissem Maß 
auch gegen Russland. In Wirklichkeit verfügt Saudi-Arabien jedoch 
nicht über die vermeintlichen Überkapazitäten, mit denen es seit 
einem Jahr den internationalen Ölpreis zum Schaden seiner eigenen 
Wirtschaft manipuliert. Sowohl die saudische als auch die russische 
Ölproduktion liegen derzeit an der Grenze des maximal Möglichen. Sie 
sind in dieser Höhe ohne große Investitionen auf Dauer nicht 
durchzuhalten, ohne Raubbau an den eigenen Ressourcen zu betreiben.
   Der Streit um das iranische Atomprogramm hat seit 13 Jahren das 
internationale Klima und ganz besonders auch die Beziehungen zwischen
den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens belastet. Die Beilegung 
dieses Konflikts könnte – sicher nicht sofort, aber doch im Laufe der
kommenden Monate – dazu führen, dass es zu einer Entspannung zwischen
Saudi-Arabien und dem Iran kommt. Das könnte im beiderseitigen 
Interesse auch eine Koordinierung ihrer Ölpreis-Politik zur Folge 
haben.
   Letztlich wird die langfristige Entwicklung des Ölpreises von der 
grundlegenden Tatsache bestimmt, dass eine nur begrenzt vorhandene, 
nicht erneuerbare Ressource einem permanent wachsenden Energiebedarf 
gegenübersteht.
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