Deutschland hat viel Wald und Holz im Überfluss – letzteres 
allerdings nur theoretisch. Die dritte Bundeswaldinventur zeigt: 
Tatsächlich genutzt wird weniger als für den Wald gut wäre. Der Wald 
überaltert.
   Heute stellte Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und 
Landwirtschaft, in Berlin die Zahlen der dritten Bundeswaldinventur 
(BWI) vor. Der Forstminister zeichnet dabei ein positives Bild: Die 
Ergebnisse seien erfreulich für unsere Wälder. Deutschland habe nach 
wie vor die höchsten Holzvorräte in Europa und betreibe konsequent 
eine nachhaltige Forstwirtschaft. Auch würden die Wälder naturnäher 
und älter.
   Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft 
Rohholzverbraucher e.V. (AGR), der Rohstoffgruppe der Holzindustrie, 
wirft einen zweiten – kritischen – Blick auf die Auswertungen der 
BWI. Grundsätzlich stimmt er dem Minister zu: Eine Übernutzung der 
Wälder, wie in einigen tropischen Regionen, brauchen wir in 
Deutschland nicht zu befürchten. Seine Bewertung der Ergebnisse fällt
jedoch skeptischer aus. Die Bundeswaldinventur zeige eines ganz 
deutlich: „Der deutsche Wald hat ein demographisches Problem: Er ist 
zu alt und zu dick!“
   Denn so positiv die ökologische Entwicklung der Wälder ist, 
offenbaren die Ergebnisse auch ein zunehmendes Problem für Industrie 
und Gesellschaft: „Alte Bäume sind ökologisch wertvoll, aber ein 
gesunder Wald ist ein junger Wald“, so der Forstwirt Ohnesorge. Knapp
ein Viertel des deutschen Waldes ist mittlerweile älter als 100 
Jahre. Die Fläche der Altbestände ist um 393.000 Hektar gestiegen. 
Das entspricht mehr als vier mal der Fläche von Berlin oder etwa 
300.000 Fußballfeldern. Gleichzeitig wurden in den vergangenen zehn 
Jahren viel zu wenig junge Bäume nachgezogen. Insbesondere die für 
viele Holzprodukte wichtigen Nadelbäume fehlen. Ohnesorge nennt ein 
weiteres Problem, das die Überalterung mit sich bringt: „Alte Bäume 
sind anfälliger für Krankheiten und den Klimawandel. Für die 
Industrie ist das Holz alter, dicker Bäume zudem oft wertlos, da es 
vermehrt Risse hat und von Pilzen befallen ist.“
   Die AGR fordert deshalb ein Umdenken: Es sollten mehr alte Wälder 
genutzt – und damit verjüngt werden. Nur so lässt sich die 
Leistungsfähigkeit und Vitalität des Waldes verbessern.
Über die Bundeswaldinventur (BWI)
   Die Bundeswaldinventur ist eine Stichprobeninventur, bei der die 
großräumigen Waldverhältnisse, die forstlichen 
Produktionsmöglichkeiten und wichtige ökologischen Kennwerte in 
Deutschlands Wäldern periodisch untersucht werden. Die BWI liefert 
Informationen zur Waldfläche, zum Alter der Wälder, zur Verteilung 
sowie dem Anteil der Baumarten, zum Holzvorrat und zur Naturnähe der 
Wälder. Zudem lassen sich durch den Vergleich mit den Ergebnissen der
vorherigen Inventuren wertvolle Erkenntnisse zur Entwicklung und der 
nachhaltigen Nutzung der Wälder ableiten. Die Ergebnisse sind auch 
für die Unternehmen der Holzindustrie wichtige mittel- und 
langfristige Planungshilfen für die Versorgung ihrer Werke. Die 
Erhebung erfolgt an fixen Probepunkten, welche in einem 
systematischen Gitternetz über das gesamte Bundesgebiet verteilt 
sind. Das Netz hat eine Rasterweite von mindestens vier mal vier 
Kilometern und ist in manchen Bundesländern auch engmaschiger. Die 
BWI wird regelmäßig etwa alle zehn bis 15 Jahre durchgeführt. Die 
Ergebnisse der ersten BWI wurden 1987 für das Gebiet der alten 
Bundesländer veröffentlicht, im Jahr 2002 folgten zum ersten Mal 
Ergebnisse für das gesamte Bundesgebiet. Die Bundeswaldinventur wird 
von einer Bundesinventurleitung mit Vertretern des Bundesministeriums
für Ernährung und Landwirtschaft sowie des Instituts für Waldökologie
und Waldinventuren im Thünen-Institut in den Bundesländern 
koordiniert.
   Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V. (AGR) ist ein 
freiwilliger Zusammenschluss von Unternehmen der Rohholz 
verbrauchenden Branchen in Deutschland und den angrenzenden Ländern. 
Sie vertritt die Interessen von etwa 5.000 Unternehmen die pro Jahr 
mit 50 Millionen Kubikmeter 75 Prozent des Rohholzes verarbeiten und 
dabei einen Umsatz von etwa 35 Milliarden Euro generieren. Die AGR 
setzt sich für eine optimale Versorgung seiner Mitgliedsunternehmen 
mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz ein. Dabei tritt sie in Dialog 
mit Vertretern aus Medien, Wirtschaft, Politik sowie Forschung und 
Lehre, um die gesellschaftliche Akzeptant für die Holznutzung und die
wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Verwendung
von Holz zu verbessern.
Pressekontakt:
Dr. Denny Ohnesorge
Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V.
Dorotheenstraße 54, 10117 Berlin 
Tel.: 	+49 30 7202 0438 86 	
E-Mail: presse@rohholzverbraucher.de
Internet:	http://www.rohholzverbraucher.de

One thought on “Demographisches Problem auch im deutschen Wald: Er wird dick und alt (FOTO)”
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