Stadtpark statt Wiese und Hausgarten statt 
Feldflur: Immer mehr Vogelarten zieht es aus der freien Landschaft in
Dörfer und Städte. Dies zeigt die diesjährige „Stunde der 
Gartenvögel“, an der 39.600 Naturfreunde aus ganz Deutschland 
teilnahmen. Für die gemeinsame Aktion des NABU und seines bayerischen
Partners, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV), beobachteten und 
registrierten sie vom 9. bis 11. Mai eine Stunde lang die Vögel in 
Gärten und Parks. Die „Stunde der Gartenvögel“ fand bereits zum 
zehnten Mal statt. Bei insgesamt mehr als 930.000 gemeldeten Vögeln 
landete wie in den Vorjahren der Haussperling auf Platz eins, gefolgt
von Amsel, Kohlmeise, Blaumeise und Star.
   „Unsere Aktion ermöglicht es, zuverlässige und deutschlandweit 
flächendeckende Zahlen zur Bestandsentwicklung von Vogelarten im 
Siedlungsraum zu sammeln“, erläutert NABU-Vogelexperte Lars Lachmann.
Nach dem Prinzip der „Citizen Science“ schlüpfen Vogelfreunde und 
Naturliebhaber in eine Forscherrolle und tragen gemeinsam große 
Datenmengen zusammen, die einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag 
leisten. Die Ergebnisse bieten Vergleichsmöglichkeiten mit den 
Vorjahren sowie zwischen den Vogelarten und den verschiedenen 
Regionen des Landes.
   Insgesamt überwiegen bei den Gartenvögeln die positiven 
Entwicklungen. Bei den 50 häufigsten Gartenvögeln stehen im 
Zehnjahresvergleich fünf abnehmenden Arten 22 zunehmende Arten 
gegenüber, die übrigen 23 Arten sind stabil. Die Zunahmen im 
Siedlungsraum stehen oft im starken Gegensatz zu den Rückgängen in 
anderen Lebensräumen. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung 
unserer Gärten und Parks als Rückzugsgebiete für die Natur. „Das 
Paradebeispiel hierfür ist der Feldsperling. Der ländliche Vetter des
Haussperlings nimmt im Agrarland ab, in Städten und Dörfern dagegen 
konstant zu. 2014 gab es hier beinahe fünfmal so viele Feldsperlinge 
wie 2006. Damit konnte der Feldsperling erstmals einen Platz unter 
den Top 10 der häufigsten Gartenvögel erobern“, so Lachmann.
   Doch auch im Siedlungsraum gibt es Sorgenkinder. Besonders 
gravierend sind die Rückgänge bei Mehlschwalben und Mauerseglern, die
in diesem Jahr mit Abstand ihre niedrigsten Werte erreichten. Damit 
setzen sich die Trends der vergangenen Jahre fort. „Bei beiden Arten 
haben wir jetzt nur noch 58 Prozent des Bestandes von 2006″, warnt 
Lachmann. Grund dafür sind fehlende Nistmöglichkeiten an modernen 
oder sanierten Gebäuden, ein Rückgang von Fluginsekten als Nahrung 
und die Auswirkungen des Klimawandels auf die komplexen Wanderungen 
dieser Arten nach Afrika und zurück. Mauersegler und Mehlschwalbe 
könnte man durch sinnvolle Planung von Renovierungsarbeiten und 
Neubauten sowie durch den Einbau von Nistmöglichkeiten oder das 
Anbringen von Nisthilfen vergleichsweise einfach helfen.
   Ein historischer Tiefstand ist auch bei der Amsel zu verzeichnen. 
Seit Beginn der „Stunde der Gartenvögel“ vor zehn Jahren setzt sich 
ihre kontinuierliche Abnahme fort. Die Amsel ist zwar immer noch 
zweithäufigster Gartenvogel, hat aber in diesem Zeitraum ein Viertel 
ihres Bestandes verloren. Nur ein kleiner Teil dieser Verluste lässt 
sich auf das Usutu-Virus zurückführen, das seit 2011 im Rheintal zu 
einem größeren Amselsterben geführt hat. Noch dramatischer sah es in 
diesem Jahr beim Grünfinken aus, der gegenüber 2013 einen Einbruch um
27 Prozent erlitt. „Zumindest in einigen Regionen ist dies mit dem 
vermehrten Auftreten einer Infektion mit einem parasitischen 
Einzeller erklärbar, die meist im Umfeld von sommerlichen 
Vogelfütterungen auftritt“, sagte Lachmann.
   Die Ergebnisse der diesjährigen Aktion können online unter 
www.stunde-der-gartenvoegel.de angesehen und mit denen früherer Jahre
verglichen werden. Interaktive Karten stellen dar, wie sich eine 
Vogelart in einem ausgesuchten Landkreis oder Bundesland entwickelt 
hat.
   Die nächste große Mitmachaktion ist die „Stunde der Wintervögel“ 
vom 9. bis 11. Januar 2015.
   Kostenfreie Pressefotos zu den häufigsten Gartenvögeln unter 
www.NABU.de/presse/fotos/#stundedergartenvoegel
Pressekontakt:
NABU-Pressestelle
Tel. 030-284984-1510, -1952

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