„Die Besteigung des Rio+20-Gipfels 
in Brasilien endet im Basislager“, so das ernüchternde Fazit des WWF 
Deutschland vor dem letzten Verhandlungstag, an dem keine Durchbrüche
mehr zu erwarten sind. „Das Ergebnis ist Lichtjahre entfernt von dem,
was die Erde und die Menschheit braucht“, so Alois Vedder, der für 
den WWF Deutschland am Gipfel teilnimmt.  Offenbar sei derzeit auf 
UN-Ebene nicht mehr möglich.
   Insbesondere die EU verliere bei den internationalen Verhandlungen
immer mehr an Bedeutung und müsse sich wegen des veränderten globalen
Machtgefüges strategisch neu orientieren. Die Europäer haben in den 
Vorverhandlungen noch einige positive Akzente etwa zum Schutz der 
Meere, zum Abbau umweltzerstörerischer Subventionen oder zu den 
Nachhaltigkeitszielen eingebracht.Im Abschlussdokument sei davon aber
kaum etwas übriggeblieben.
   „Der Bedeutungsverlust ist auch auf einen Mangel an 
Glaubwürdigkeit zurückzuführen“ so die WWF-Analyse.  Solange es bei 
Lippenbekenntnissen zu Nachhaltigkeit bleibe, während etwa bei der 
Agrarreform oder bei einer Reform der europäischen Fischerei 
entgegengesetzte Tatsachen geschaffen würden, werde man  
international nicht ernst genommen, wenn man eine Grüne 
Wirtschaftsweise einfordere.  Im Gegenteil: Das Beharren auf 
Subventionen für die EU-Landwirtschaft in der EU stellte sich als 
Schwachstelle bei der Diskussion um das Auslaufen von Subventionen 
für fossile Energien heraus.
   Der WWF fordert von der Bundesregierung eine spürbare Kursänderung
bei den EU-Reformen. Insbesondere Ilse Aigner stehe  in der 
Verantwortung. Die Landwirtschaftsministerin klammere  sich  an die 
milliardenschwere Subventionierung des Agrarsektors, ohne die 
Finanzierung aus Steuergeldern an Nachhaltigkeitsstandards zu 
koppeln. „Eine solche Politik ist ein Anachronismus und international
im 21. Jahrhundert nicht mehr vorzeigbar“, so die Bewertung von Alois
Vedder.
   Auch bei der Fischereipolitik müsse Deutschland aus der Deckung 
kommen und sich aktiver für eine Wende zu einer nachhaltigen 
Fischerei einsetzen.
   Als ein bedeutender Schwachpunkt der EU und anderer 
Industrieländer in den Verhandlungen stellte sich der zu geringe 
Ehrgeiz beim Klimaschutz heraus, der besonders von den 
Entwicklungsländern scharf kritisiert wird und sie bei eigenen 
Verpflichtungen zögern lässt. „Dass die EU sich nicht endlich auf das
klar erreichbare Ziel einer Reduzierung  der Treibhausgasemissionen 
von 30Prozent im Vergleich zu 1990 festlegt, ist ein Angriffspunkt, 
der ihren Führungsanspruch bei der Nachhaltigkeit torpediert.
   Den neuen  Umweltminister und Europaexperten  Peter Altmaier 
fordert der WWF auf, insbesondere bei den EU-Reformen mehr Flagge 
zeigen zu zeigen als sein Vorgänger. Ansonsten könne man zum Beispiel
die bereits beschlossenen EU-Ziele zum Erhalt der biologischen 
Vielfalt gleich abschreiben.
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WWF World Wide Fund For Nature
Jörn Ehlers, Telefon: 030/ 311 777 422
E-Mail: joern.ehlers@wwf.de
