Mit den Erneuerbare-Energien-Richtlinien RED II und RED III hat die Europäische Union verbindliche Quoten für nachhaltigen Wasserstoff eingeführt und damit einen vielversprechenden Markt eröffnet. Ein wesentlicher Faktor ist der Nachweis der Nachhaltigkeit auf Basis der zugelassenen Zertifizierungssysteme CertifHy EU, ISCC EU oder REDcert EU. TÜV SÜD hat bereits 19 Zertifizierungen nach allen drei Systemen erfolgreich abgeschlossen.
EU-Zertifizierungssysteme bilden die Bais beim Nachweis, dass Erneuerbare Kraftstoffe nichtbiogenen Ursprungs (RFNBO) nachhaltig sind. Die Europäische Kommission hat mit CertifHy EU, ISCC EU und REDcert EU mehrere Zertifizierungssysteme für RFNBO bzw. Wasserstoff und seine Derivate zugelassen. An den Nachweis der Nachhaltigkeit werden einige grundsätzliche Anforderungen gestellt, die alle drei Systeme erfüllen. Das gilt beispielsweise für die Treibhausgasminderung im Vergleich zu konventionellen Treibstoffen oder den Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien zur Herstellung von RFNBO.
Zusätzliche Anforderungen an Power Purchase Agreements
„Das Thema des RFNBO-geeigneten Stroms ist für die meisten RFNBO-Produzenten und Stromerzeuger bzw. Stromhändler noch absolutes Neuland“, sagt Michael Landspersky, Umweltgutachter und Leadauditor in der Abteilung Carbon Management Service der TÜV SÜD Industrie Service GmbH. Für die entsprechenden Power Purchase Agreements (PPA) gebe es momentan noch keine standardisierten Vorlagen, allerdings seien einige grundsätzliche Anforderungen zu beachten:
• die klare Nennung der konkreten Stromerzeugungsanlagen,
• der Verzicht auf Klauseln zum undeklarierten Ersatz von Stromerzeugungsanlagen,
• die Regelung der Lieferung und Entwertung von Herkunftsnachweisen (HKN) und
• die Regelung der monatlichen Bereitstellung von Stromnetzeinspeiseinformationen.
Bei Stromlieferungen über das Versorgungsnetz ist die Nachweisführung nach Aussage von Landspersky nicht besonders komplex, während bei Direktlieferungen ohne Nutzung des Versorgungsnetzes zumindest die anfängliche Ausarbeitung der Nachweisführung deutlich komplizierter sein kann.
Ausreichend Zeit einplanen
Michael Landspersky rät Unternehmen dringend dazu, ausreichend Zeit für die Einführung eines zertifizierfähigen Systems einzuplanen. Nach der Erfahrung des TÜV SÜD-Experten sind dafür mindestens 3 bis 6 Monate erforderlich – wenn entsprechende Kapazitäten bereitgestellt werden. Ein sogenanntes Pre-Audit kann Unternehmen einen Überblick darüber verschaffen, ob die Vorbereitungen ausreichen oder ob noch Defizite bestehen.
Im März 2025 wurde TÜV SÜD vom deutschen Umweltbundesamt als Zertifizierungsstelle für RFNBO anerkannt und hat seitdem 19 Zertifizierungen von Produzenten und Händlern nach CertifHy EU, ISCC EU und REDcert EU in Deutschland, Österreich, Frankreich und Dänemark abgeschlossen. „Damit sind wir Marktführer bei RFNBO-Zertifizierungen“, betont Landspersky. Weitere Zertifizierungen zu weiteren Projekten in Deutschland, Italien und Schweden seien bereits in Vorbereitung.
Wichtige Entscheidungshilfen für Investoren
„Unsere führende Stellung am Markt ist auf unsere jahrelange Erfahrung bei der Zertifizierung von grünem Wasserstoff zurückzuführen“, so Landspersky. Der TÜV SÜD-Standard CMS 70 für GreenHydrogen wurde bereits im Jahr 2011 vorgestellt und kontinuierlich an aktuelle Entwicklungen angepasst. Zudem konnten die Expertinnen und Experten durch ihre Beteiligung an pre-certifications unter den Entwürfen der freiwilligen Zertifizierungssysteme der EU umfangreiche Erfahrungen bei der Prüfung verschiedenster technischer Konstellationen und Lieferkettenkonstellationen in Regionen sammeln, die bereits heute Projekte initiieren, um sich als globale Energieversorger von morgen zu positionieren. Dazu gehören beispielsweise Kanada, der Mittlere Osten, Nordafrika oder Indien. „Wir stellen immer wieder fest“, so Landspersky, „dass unsere ‚pre-certifications‘ und kritischen Prüfungen wichtige Entscheidungshilfen für Investoren sind.“
Weitere Informationen zu den Leistungen von TÜV SÜD im Bereich der Energie-Zertifzierung gibt es unter tuvsud.com/is-energiezertifizierung.
Im Jahr 1866 als Dampfkesselrevisionsverein gegründet, ist TÜV SÜD heute ein weltweit tätiges Unternehmen. Rund 30.000 Mitarbeitende sorgen an über 1.000 Standorten in rund 50 Ländern für die Optimierung von Technik, Systemen und Know-how. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, technische Innovationen wie Industrie 4.0, autonomes Fahren oder Erneuerbare Energien sicher und zuverlässig zu machen. tuvsud.com/de
