Die beschlossene Verkehrswende erfordert
langfristig eine intensivere Nutzung des vorhandenen Schienennetzes 
durch dichtere Taktung sowie den weiteren Streckenausbau und die 
Reaktivierung stillgelegter Strecken. Eine Voraussetzung dafür wäre 
idealerweise die vollständige Elektrifizierung der Schiene. 
Allerdings sind heute 40 Prozent des deutschen Schienennetzes – einem
der dichtesten der Welt – nicht elektrifiziert und gut ein Drittel 
der in Deutschland gefahrenen Zugkilometer werden von Dieselzügen 
erbracht – vielfach auch unter der Oberleitung. Mit Blick auf deren 
Schadstoffausstoß sind daher andere Antriebssysteme für diese 
Strecken gefragt. Welche Antriebsform für welchen Streckentyp den 
meisten Erfolg versprechen, zeigt der Technologieverband VDE in 
seiner neuen Studie „Alternativen zu Dieseltriebzügen im 
Schienenpersonennahverkehr“, die im Rahmen eines 
Entwicklungsförderprojektes des Ministeriums für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI) erstellt wurde. Die Studie dient als 
Entscheidungshilfe für alternative Antriebsformen und richtet sich an
die Verantwortlichen des Nahverkehrs.
   Elektrifizierung am sinnvollsten, aber wirtschaftlich schwer 
durchführbar 
   Generell sehen die Autoren die Elektrifizierung als die 
sinnvollste Lösung, vorausgesetzt sie ist wirtschaftlich und bringt 
ein hohes Verkehrsaufkommen mit sich. Allerdings sind die jetzigen 
Dieselstrecken schwach befahren. Zum anderen ist die Elektrifizierung
mit bis zu 2 Millionen Euro pro km kostenintensiv und bringt 
zusätzlich hohe Wartungskosten mit sich. Selbst, wenn es genügend 
finanzielle Mittel gäbe, würde eine Elektrifizierung zusätzlich 
zeitlich nicht machbar sein aufgrund des heutigen aufwendigen 
Planfeststellungsverfahrens, das bis zu 10 Jahre dauert. Folglich 
sind Alternativen gefragt.
Antriebsarten je nach Strecke variieren
   Der sinnvollste Weg, den Dieseltriebzug abzulösen sind 
Alternativen mit Elektromotor wie im Falle des Elektrotriebzugs mit 
Oberleitung sowie des Batterie- und Brennstoffzellentriebzugs. 
Elektromotoren arbeiten emissionsfrei und sind klimaneutral, wenn 
Ökostrom verwendet wird. Hybridantriebe schließen die Autoren als 
Alternative aus: Angesichts der beschlossenen Dekarbonisierung des 
Verkehrs bis 2050 wäre diese Investition eine teure Übergangslösung. 
Die Autoren sehen den Batterietriebzug als sinnvollste Lösung für 
Strecken mit Oberleitungslücken von 40 bis 80 Kilometer an, bei denen
die Fahrbatterie unter einer Oberleitung aufgeladen werden kann. Auch
auf Linien mit größeren Oberleitungslücken ist der Batterietriebzug 
eine Option, wenn Elektrifizierungsinseln bereitgestellt werden. Bei 
Bahnlinien allerdings, die gänzlich ohne Oberleitung auskommen müssen
oder Lücken von weit über 80 Kilometern aufweisen, ist die 
Brennstoffzelle die beste Antriebslösung. Als Abgas entsteht hier 
lediglich sauberer Wasserdampf. Notwendig ist hierfür allerdings ein 
Wasserstoff-Tankstellennetz, dessen Betrieb eine funktionierende 
Wasserstofferzeugungsindustrie voraussetzt.
Heutiges Planfeststellungsverfahren verhindert Verkehrswende
   Um die Verkehrswende zügig umsetzen zu können, fordert der VDE 
eine konsequente Vereinfachung des Planfeststellungsverfahrens. Die 
Weiterentwicklung der alternativen Antriebskonzepte bis zur 
Serienreife sollte zudem durch intensive Fördermaßnahmen begleitet 
werden – und das unabhängig von der Technologie. Kurzum: Batterie und
Brennstoffzelle sollten gleichberechtigt gefördert werden. Das Risiko
ihrer Umsetzung muss mit politischer Unterstützung abgemildert 
werden, so die VDE-Experten.
Pressekontakt:
Melanie Unseld, Tel. 069 6308461, melanie.unseld@vde.com
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