Für die kommenden Tage haben die Meteorologen 
bundesweit stabiles Frühlingswetter vorausgesagt. Dann wird in den 
Imkereien eine gründliche Durchsicht der Bienenvölker nach dem Winter
möglich sein, um die in jedem Frühjahr mit Spannung erwartete Frage 
beantworten zu können: Wie viele der Völker haben den Winter gut 
überstanden? Die Antworten darauf fließen in die jährliche 
Online-Umfrage ein, die das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen 
in Kürze starten wird, um damit eine repräsentative Aussage zur 
Überwinterung von Honigbienen in Deutschland treffen zu können. 
Ergebnisse werden allerdings nicht vor Ende April erwartet.
Prognosen deuten auf erhöhte Sterblichkeit hin
   Erste Prognosen zur Überwinterung hatte das Mayener Bieneninstitut
bereits im Herbst 2018 abgegeben, nachdem es die Meldungen von 10.120
Imkereien ausgewertet hatte. Nach diesen waren im Spätsommer/Herbst 
von den berücksichtigten 142.500 Völkern 3,5 Prozent eingegangen. 
Dieser Wert lag leicht unter dem Mittelwert der letzten Jahre und 
ließ aber auf eine bundesweite Wintersterblichkeit von ca. 13 bis 17 
Prozent schließen. Bestätigt sich diese Prognose bei der jetzigen 
Umfrage, so wären dies für Deutschland immerhin zwischen 119.000 und 
155.000 von insgesamt rund 915.000 gemeldeten Völkern, die den Winter
nicht überlebt hätten. Sicherlich gibt es dabei regionale 
Unterschiede. „Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse“, betont der
Geschäftsführer des Deutschen Imkerbundes e.V. (D.I.B.), Olaf Lück 
„denn in Zusammenarbeit mit den Bieneninstituten leiten wir daraus 
die Handlungsempfehlungen für die Imkerinnen und Imker ab.“
Bienen-Monitoring liefert wissenschaftliche Basis
   Immer wieder sterben zu viele Bienenvölker im Winter. Warum es 
besonders in den letzten Jahrzehnten immer häufiger vorkommt, dass 
die Sterberate über dem „Normalmaß“ von zehn Prozent liegt, damit 
beschäftigen sich bereits seit 2004 Wissenschaftler an neun deutschen
Bieneninstituten in einem gemeinsamen Monitoring-Projekt, das von 
Bund und den meisten Bundesländern finanziert wird. Heute sind die 
Ursachen dieser periodisch auftretenden Überwinterungsverluste 
dadurch teilweise bekannt und Spekulationen über mögliche 
Auslösefaktoren kann auf wissenschaftlicher Basis begegnet werden. 
Sämtliche Daten werden vor Ort mit den Imkern erhoben und sichern 
damit einen praxisorientierten Ansatz. Diese flächendeckende 
Untersuchung wird seit Jahren durch die Daten ergänzt, die mit Hilfe 
der vom Mayener Bieneninstitut durchgeführten Online-Befragung 
geliefert werden.
Viele Faktoren kommen zusammen
   Durch die gesammelten Erkenntnisse weiß man heute, dass viele 
Faktoren die Bienengesundheit beeinflussen. Wichtig für einen 
Überwinterungserfolg ist in erster Linie der Zustand der Bienen im 
Verlauf des Jahres. Zum Beispiel ist der Befallsgrad der Völker mit 
dem Parasiten Varroamilbe entscheidend. Ein fehlendes und 
abwechslungsreiches Nahrungsangebot besonders im Spätsommer bis zum 
Herbst, Einflüsse durch chemischen Pflanzenschutz sowie veränderte 
klimatische Bedingungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Lück: 
„Finden Bienen im Spätsommer und Herbst nicht ausreichend pollen- und
nektarspendende Pflanzen für die Ernährung der letzten Brut vor der 
Winterpause, so können sich die daraus entstehenden Jungbienen nicht 
zu widerstandsfähigen Winterbienen entwickeln. Das Ergebnis sehen 
Imkerinnen und Imker dann erst im Frühjahr. Entweder überstehen 
solche Völker den Winter gar nicht oder sind so geschwächt, dass der 
Imker sie mit anderen Völkern vereinigen muss.“
Verluste nicht nur für Bienen
   Sollten sich die Prognosen bestätigen, so hat dies Auswirkungen in
verschiedener Hinsicht, sagt Lück: „Es werden weniger Bienen im 
Frühjahr zur Bestäubung vieler Kultur- und Wildpflanzen zur Verfügung
stehen und das hat unmittelbare Auswirkungen sowohl auf die Quantität
und Qualität der Erträge vieler Nutzpflanzen, wie Obst und Gemüse, 
als auch auf die Artenvielfalt der Wildpflanzen. Zum anderen können 
hohe Verluste Einfluss auf die Frühjahrsernte bei Honig haben. Das 
spüren dann jene Verbraucher, die deutschen Honig bevorzugen.“
Gemeinsames Handeln ist notwendig
   Aus den bisherigen Erkenntnissen hat man, was die Varroa betrifft,
gute Lösungsansätze in ausgereiften Behandlungskonzepten gefunden. 
Allerdings können diese aufgrund klimatischer Veränderungen und 
starker Schwankungen nicht immer wirksam eingesetzt werden können. 
Der D.I.B. hat deshalb gemeinsam mit dem 
Bundeslandwirtschaftsministerium ein Forschungsprojekt gestartet, in 
dem auf züchterischem Wege die Honigbienen befähigt werden sollen, 
mit dem Parasiten fertig zu werden. 
   „Was die übrigen Ursachen, wie z. B. Nahrungsmangel und chemischer
Pflanzenschutz betrifft, haben wir nur eine Chance, wenn wir 
gemeinsam nach Lösungen suchen. Und jeder Bürger in unserer 
Gesellschaft trägt ein gutes Stück Verantwortung durch sein Handeln“,
appelliert Lück.
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