19.09.2017: Jeden Tag werden allein in Südafrika 
beinahe drei Nashörner getötet – mehr als tausend im Jahr. Darauf 
weist der WWF zum Welt-Nashorn-Tag am Freitag hin. Die seltenen 
Dickhäuter sind massiv von der Wildereikrise betroffen, die Afrika 
vor rund zehn Jahren erfasst hat. Über 7.100 der Tiere fielen der 
illegalen Jagd kontinentweit seitdem zum Opfer. Angesichts der nur 
noch rund 25.000 lebenden Individuen in Afrika spricht der WWF von 
einer ernsthaften Bedrohung für die Rhinos. „Die Wildtiermafia fällt 
in die ländlichen Gebieten ein, wo der Staat an vielen Fronten 
überfordert ist. Trotz erheblicher Bemühungen fehlen oftmals die 
Ressourcen, um es mit den hochgerüsteten Banden aufzunehmen“, sagt 
Katharina Trump, Referentin für Wildartenkriminalität beim WWF 
Deutschland.
   Hauptschauplatz des Nashorn-Dramas ist Südafrika. In dem Land 
leben fast 80 Prozent aller afrikanischen Rhinos, gleichzeitig finden
mehr als 90 Prozent aller Wildereifälle hier statt. Ziel der Wilderer
ist der Export des Horns nach Asien, wo es hohe Preise auf dem 
Schwarzmarkt erzielt. Wie eine neue Studie von Traffic zeigt, setzt 
die Mafia mittlerweile auf neue Strategien, um ihre Ware ungehindert 
durch den Zoll zu bekommen. Anstatt das gesamte Horn auszuführen, 
werde es zunehmend noch in Südafrika verarbeitet und dann in Form von
Armreifen, Scheiben, Kugeln oder als Pulver auf dem Luftweg 
verschickt – ummantelt mit Wachs oder Aluminium und eingerieben mit 
Zahnpasta, um den Geruch zu überdecken.
   Positiv bewertet der WWF, dass dem Thema mittlerweile auch in der 
internationalen Politik Beachtung geschenkt werde. Vergangene Woche, 
am 11. September erneuerte die Vollversammlung der Vereinten Nationen
eine Resolution, in der sie die organisierte Wilderei auf Nashorn, 
Elefant und weitere Arten als schweres Verbrechen einstuft. Neben der
akuten Bedrohung der Artenvielfalt geht es bei der Entscheidung auch 
um die Stabilität ganzer Gesellschaften. „Die Wilderei untergräbt die
Rechtsstaatlichkeit, fördert Korruption und andere illegale Geschäfte
und ist Hemmschuh für Entwicklung“, so Katharina Trump. „Ziel muss 
sein, dass Afrika von seiner Artenvielfalt und intakten Natur 
profitiert, ohne sie dabei zu zerstören.“
   Kritisch sehen die Umweltschützer im Gegenzug die Entwicklung in 
Südafrika selber. Vor rund einem Monat fand in dem Land zum ersten 
Mal eine legale Nashorn-Horn-Auktion statt. Der Nashorn-Züchter John 
Hume hatte die Versteigerung mit einer Klage vor dem 
Verfassungsgericht durchgesetzt. Doch anstatt die juristische Lücke 
zu schließen, arbeitet die südafrikanische Regierung nun an einer 
rechtlichen Grundlage für den nationalen Handel und denkt darüber 
nach, auch internationale Exporte für den persönlichen Gebrauch zu 
ermöglichen. Neben einer erheblichen Erschwernis für die 
Strafverfolgung rechnet der WWF damit, dass dies die Nachfrage und 
damit auch die Wilderei anfeuern wird, da die legalen Bestände 
niemals ausreichten, um den Bedarf zu decken.
   Das Horn der Nashörner gilt vor allem in China und Vietnam als 
Statussymbol und wird in Pulverform gegen diverse Krankheiten und 
Gebrechen konsumiert, obwohl wissenschaftliche Hinweise auf 
Wirksamkeit fehlen. Der WWF setzt daher neben der Verfolgung der 
Wilderer und Händler auch auf Aufklärung in Asien. Unter anderem 
arbeitet er mit Studenten der traditionellen chinesischen Medizin 
zusammen, um Nashorn-Horn aus dem Repertoire der Praktiker zu 
verbannen. Daneben weisen die Umweltschützer auf die sozialen 
Probleme hin, die hinter der Wildereikrise in Afrika steckten. Gerade
im ländlichen Raum und in Nashorn-Gebieten lebten viele Menschen in 
Armut ohne Perspektive auf ein geregeltes Einkommen. Es sei nicht 
verwunderlich, dass sich manche in der Hoffnung auf einen 
zusätzlichen Verdienst den Wildererbanden anschlössen. Hier sei auch 
die internationale Entwicklungszusammenarbeit gefragt.
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