Ab Mittwoch hat die Menschheit alle natürlichen 
Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres 
regenerieren und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Das 
teilte die Naturschutzorganisation WWF in Berlin mit. Damit ist der 
„Welterschöpfungstag“ (Englisch: Earth Overshoot Day), um sechs Tage 
im Kalender nach vorne gerutscht. 2016 reichten die Ressourcen noch 
bis zum 08. August. Für den Rest des Jahres lebt die Menschheit von 
den stillen Reserven der Erde.
   „Seit über dreißig Jahren nehmen wir der Erde mehr weg, als sie 
uns bereitstellen kann. Diese dauerhafte Übernutzung hat unseren 
Planeten auf die Intensivstation gebracht. Die Ökosysteme, die uns 
mit Wasser, Nahrung oder Energie versorgen, kollabieren“, warnt 
WWF-Vorstand Eberhard Brandes. „Wir müssen endlich einen Weg finden, 
in den natürlichen Grenzen unseres Planeten zu leben und zu 
wirtschaften. Das ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Wir 
brauchen eine neue Definition von Wohlstand und Erfolg, die die 
Gesundheit von Menschen, der Gesellschaft und der Umwelt einbezieht.“
   Besonders problematisch erscheint in diesem Zusammenhang die 
rückwärtsgewandte Politik einzelner Industriesparten: „Die deutsche 
Autoindustrie arbeitet nicht konsequent auf eine nachhaltige  
Mobilität hin. Zusätzlich stellt sie  mit Absprachen und 
Softwaremanipulationen den kurzfristigen Profit über die Gesundheit 
von Mensch und Natur t. Sie setzt damit nicht nur Deutschlands  
Zukunft als Automobilstandort aufs Spiel, sondern gefährdet auch die 
Gesundheit der Erde und ihrer Bewohner.“
   Die Auswirkungen des Raubbaus sind laut WWF bereits spürbar: Dürre
und extreme Wetterereignisse, Hungersnöte oder Artensterben nehmen 
immer dramatischere Ausmaße an. Ganze Ökosystem wie Korallenriffe, 
Regenwälder oder Flusssystem drohen zu verschwinden. Insgesamt sind 
vier von neun ökologischen Belastungsgrenzen, die die Stabilität der 
planetaren Lebensräume definieren, überschritten: beim Klimawandel, 
dem Verlust der Biodiversität, der Landnutzung sowie den 
biogeochemischen Kreisläufen von Stickstoff und Phosphor.
   „Nie war es wichtiger, für unseren Planeten zu kämpfen. Und nie 
zuvor  hatten wir klarere Vorgaben zum Umweltschutz als die, die in 
den UN-Nachhaltigkeitszielen formuliert und im Weltklimavertrag von 
Paris beschlossen wurden. Die Fakten liegen auf dem Tisch, die 
Menschheit weiß, was zur Rettung unserer Erde getan werden muss. Es 
ist endlich Zeit zu handeln“, so Brandes. In einem anlässlich des 
Welterschöpfungstages veröffentlichten Strategiepapier hat der WWF 
daher eindeutige Forderungen und Ziele für die kommenden fünf Jahre 
definiert. „Bis 2022 müssen bestimmte Hebel in die richtige Richtung 
bewegt werden, damit die Erde und damit letztendlich die Menschheit 
die Chance auf eine lebenswerte Zukunft nicht verspielt“, fordert 
Brandes.
   Deutschland muss laut dem WWF-Papier die Landwirtschaft 
nachhaltiger ausrichten. Bis 2021 soll, so das WWF-Ziel, auf  
mindestens 20 Prozent der deutschen Agrar-Fläche Ökolandbau betrieben
werden. Außerdem gelt es, Landwirtschaftssubventionen an 
Umweltkriterien zu knüpfen. Zugleich müssten sich jedoch auch unsere 
Konsumgewohnheiten verändern: „In der Bundesrepublik landet ein 
Drittel aller Lebensmittel nicht auf dem Teller sondern auf dem Müll.
Diese Verschwendung können wir uns nicht leisten. Die vermeidbaren 
Lebensmittelverluste müssen bis spätestens 2030 halbiert werden.“
   Herausragende Bedeutung hat für den WWF zudem die konsequente 
Realisierung der Energiewende und des Kohleausstiegs. „Der WWF wird 
sich insbesondere nach der Bundestagswahl mit aller Kraft dafür 
einsetzen, dass Deutschland den rechtlich bindenden, 
sozialverträglichen und unumkehrbaren Ausstieg aus der Kohle 
einleitet und bis spätestens 2035 abschließt. Ein Koalitionsvertrag, 
der sich vor einem klaren Bekenntnis zu diesem Ziel drückt, ist 
angesichts der deutschen Verpflichtungen im Rahmen des 
Paris-Abkommens das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben ist“, 
kündigte Brandes an. Auf globaler Ebene ist für den WWF-Vorstand der 
Kampf gegen die Wilderei in Afrika und Asien und ein Ende des 
Plastikmülls im Meer von herausragender Bedeutung. „Unser Planet 
vermüllt. Das muss aufhören. Wir müssen verhindern, dass immer mehr 
Plastik in den Ozeanen landet. Wir brauchen geschlossene 
Recyclingkreisläufe insbesondere in Südostasien. Hier sind vor allem 
die Unternehmen in der Pflicht“, so Brandes.
Hintergrund
   Die Berechnungen des Global Footprint Networks zum 
Welterschöpfungstag (Overshoot Day) gehen auf das Konzept des 
Ökologische Fußabdrucks zurück, der ausweist, wie viel Fläche 
benötigt wird, um alle Ressourcenbedürfnisse inklusive der 
Energieversorgung zu gewährleisten.
   Lebt die Menschheit unverändert weiter wie bisher, benötigen wir 
bis zum Jahr 2030 zwei komplette Planeten, um unseren Bedarf an 
Nahrung und nachwachsenden Rohstoffen  zu decken. Bis zum Jahr 2050 
wären es knapp drei. 1961, dem Gründungsjahr des WWF, benötigte die 
Menschheit hingegen nur zwei Drittel der weltweit zur Verfügung 
stehenden Ressourcen.  Allein die CO2-Emissionen haben sich seit 1970
mehr als verdoppelt.
   Deutlich ist auch der Rückgang der Artenvielfalt. So zeigt der 
Living Planet Index für die vergangenen vier Jahrzehnte einen 
Rückgang der Biologischen Vielfalt um 52 Prozent. Im Durchschnitt hat
sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, 
Amphibien und Fische damit halbiert.
Pressekontakt:
Strategiepapier zum Download: www.wwf.de/presse
Footage und Interviews auf Anfrage
WWF World Wide Fund For Nature
Roland Gramling
Telefon: 030-311 777 425
E-Mail: Roland.Gramling@wwf.de
Original-Content von: WWF World Wide Fund For Nature, übermittelt durch news aktuell
