Der NABU sieht sich in seiner Kritik an der 
aktuellen Agrarpolitik und dem bestehenden System  der 
EU-Subventionen durch den am heutigen Dienstag vom Bundesamt für 
Naturschutz (BfN) vorgestellten Agrar-Report 2017 bestätigt. Die 
Publikation ist eine besorgniserregende Zusammenstellung aller 
Problemfelder in der Agrarlandschaft.
   „Der Agrar-Report macht deutlich, wo die Schwachstellen der 
Landwirtschaftspolitik liegen und warum die Agrarwende überfällig 
ist. Die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft befindet sich im 
rasanten Sinkflug. Pestizid-Einsatz und monotone Kulturen sorgen 
dafür, dass Insekten weniger werden, Vögeln Nahrung und Lebensraum 
fehlt. Auch sind viele Biotoptypen des Grünlands bedroht. Trotz des 
mittlerweile immerhin größtenteils gestoppten Grünlandverlustes hat 
die Qualität des Grünlands stark abgenommen“, sagte NABU-Präsident 
Olaf Tschimpke. Besonders das arten- und blütenreiche Grünland gehe 
verloren und mit ihm klassische Wiesenvögel wie Uferschnepfe und 
Kampfläufer. Schuld seien übernutzte Flächen und der hohe Eintrag von
Stickstoff ins Ökosystem. So habe auch der Anteil der Ackerkräuter 
massiv abgenommen. Besonders im Inneren der Felder liegt der Rückgang
bei bis zu 99 Prozent.
   Der Report benennt als Ursache des desaströsen Zustandes der 
Artenvielfalt in der Agrarlandschaft die immensen Fehlsteuerungen der
EU-Förderpolitik. Das mit der letzten Reform der Gemeinsamen 
Agrarpolitik (GAP) auf EU-Ebene eingeführte Greening hat versagt. Es 
war der Versuch, auch die Ausgaben der ersten Säule für die 
landwirtschaftliche Produktion an ökologische Mindeststandards zu 
koppeln. Laut  Report wurde lediglich erreicht, dass sich der Anteil 
an für den Naturschutz wertvollen Flächen um nur ein Prozent der 
Ackerfläche erhöht hat. Demgegenüber stehen immense Ausgaben von 1,5 
Milliarden Euro alleine in Deutschland pro Jahr für dieses so 
genannte Greening.
   Ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung war das in der
vergangenen Woche beschlossene Pestizid-Verbot auf den ökologischen 
Vorrangflächen, für das der NABU gemeinsam mit seinen europäischen 
Partnerverbänden in Brüssel gekämpft hatte.
   Besonders deutlich macht der Report die Finanzierungslücke für den
Naturschutz in Agrarlandschaften. „Die derzeitigen 
Fördermöglichkeiten und Finanzmittel reichen nicht annähernd aus, um 
diese Negativ-Entwicklung zu korrigieren. Trotz des dramatischen 
Zustandes der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft, sowie das
durch die intensive Tierhaltung beförderte massive Gülle-Problem mit 
schädlichen Folgen für Grundwasser und Böden fließen weiterhin 
EU-weit jedes Jahr 60 Milliarden Euro an Agrarzahlungen an die 
Landwirte. Die pauschalen Zahlungen haben die Probleme für die Natur 
nur verschärft“, so Tschimpke weiter.
   Der NABU fordert eine umfassende Reform der GAP ab 2020 mit der 
Abkehr von den wirkungslosen pauschalen Flächenprämien, die momentan 
per Gießkanne an Landwirtschaftsbetriebe verteilt werden. Statt 
dessen müssten ein EU-Naturschutzfonds zur Sicherung des EU-weiten 
Natura 2000-Schutzgebietsnetzes eingerichtet sowie umfassende Gelder 
für einen nachhaltigen Umbau des Agrarsystems und Zahlungen für 
Agrarumweltmaßnahmen fließen, die den Landwirten echte Anreize für 
eine naturverträgliche Bewirtschaftung bieten.
Mehr Infos:
   NABU-Modell für eine alternative  EU-Agrarförderung: 
www.NABU.de/agrarreform2021
   LivingLand“-Kampagne des NABU für eine naturverträgliche 
Landwirtschaft: www.livingland.de
   Kostenfreie Pressebilder: 
www.nabu.de/presse/pressebilder/index.html#Landwirtschaft
Agrar-Report des BfN: http://www.bfn.de/0405_hintergrundinfo.html
Pressekontakt:
Angelika Lischka, NABU-Agrarexpertin, Tel. +49 (0)30.284984-1627, 
E-Mail: Angelika.Lischka@NABU.de  
Dr. Christine Tölle-Nolting, NABU-Agrarexpertin, Tel. +49 
(0)30.284984-1641, E-Mail: Christine.Toelle-Nolting@NABU.de  
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